StartUp Scheitern Fehler FAIL (Bild: Pixabay)

FAIL: Warum scheitern StartUps? Das sind die häufigsten Gründe für die Pleite

  • Letztes Update:2 Monaten 
  • Lesezeit:10Minuten

Akuter Geldmangel, fehlende Strategie, unpassendes Team und mehr: Daran scheitern die meisten StartUps. Und so kannst du das verhindern.

Warum verschwinden manche StartUps vom Markt?

Oft sind die Ideen und Visionen klasse, auch das Produkt oder die Dienstleistung können überzeugen. Trotzdem gibt es kein Vorankommen für das junge, innovative Unternehmen. Irgendwann heißt es „Game Over“.

Wenn StartUps scheitern, fragt man sich, wie das geschehen konnte. War es das Marketing? Das Produkt? Die Finanzen? Das Team? Die Gesetze? Die Konkurrenz? Der Zeitpunkt?

Darauf die passende Antwort zu geben, ist sehr schwer. Meist gibt es verschiedene Gründe, warum junge Unternehmen in die Pleite gehen. Alle Fehler und all die anderen Faktoren lassen sich auf typische Ursachen und Gründer-FAILs eindampfen.

Wie viele StartUps scheitern?

Laut verschiedenen Erhebungen scheitern 70 bis 80 Prozent aller StartUps innerhalb der ersten drei Jahre. Das heißt: Sie geben den Geschäftsbetrieb auf. Auch nach den drei Jahren gibt es noch zahlreiche Jungunternehmen, die in die Pleite rutschen oder aus anderen Gründen ihre Tätigkeiten aufgeben.

Eine Anleitung fürs Scheitern

Keine durchdachte Teamstruktur, keine Ahnung von kaufmännischen Dingen, unsinniges Outsourcing und die fehlende Eignung zum Unternehmer: Das sind laut Carsten Lexa die häufigsten Ursachen, warum Gründer keinen Erfolg haben und am Ende ihre StartUps scheitern.

Warum er das so sieht, erklärt er im StartUpWissen Podcast:

Hinweis: Die Folge kannst du auch bei Apple Podcast, Google Podcasts, Spotify, Deezer, Podigee, Youtube und über Alexa bzw. Amazon Echo anhören.

Carsten weiß, wovon er spricht. Er ist seit über 15 Jahren in der StartUp-Szene und im Mittelstand tätig – unter anderem als Anwalt für Wirtschaftsrecht. Und er hat das Buch FAIL – Wie man als StartUp versagt* geschrieben.

Mit seinem Werk bietet er eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du dein StartUp möglichst schnell gegen die Wand fahren kannst. Selbstverständlich meint er das nicht ernst. Stattdessen zeigt er humorvoll auf, welche Fehler Gründer leider immer wieder machen und was du daraus lernen kannst. Derartige Hintergründe und Ratschläge bekommst du auch in der Podcast-Folge.

Gründer-Fehler: Der schnellste Weg in den Konkurs

Der erste, grundlegende StartUp-FAIL ist aus Carstens Sicht die falsche Zusammenstellung und Organisation des Teams: Die Gründer kommen aus einem Fachgebiet und jeder hat die gleiche Aufgaben. Und sie führen nicht die Mitarbeiter, sondern pflegen einen Laissez-faire-Stil, bei dem Rollen, Strukturen und Prozesse unklar sind.

Punkt 2, der häufig zum schnellen Scheitern führt: Der oder die Gründer haben keine Ahnung von kaufmännischen Grundregeln. Es gibt keine saubere Finanzplanung, keine Kalkulationen, kein Controlling. Auch das Schreiben von Rechnungen und die Umsetzung der ordentlichen Finanzbuchhaltung wird vernachlässigt.

Dazu kommt, dass Gründer gerne externe Hilfe einkaufen, ohne genau zu wissen, was sie damit bezwecken möchten. Oder die StartUps holen sich Berater ins Boot, auf die sie aber nicht hören, weil sie eigentlich alles besser wissen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, warum viele StartUps scheitern, ist die nicht vorhandene Eignung der Gründer. Sie besitzen wenige oder keine Eigenschaften von Unternehmertypen. Das Durchbeissen, das Dranbleiben und das Umgehen mit Problemen (die „Scheiterkultur„) kennen und mögen sie nicht. Sie ignorieren eine Weisheit, die einst Frank Thelen sagte:

 

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Ebenso mangelt es häufig am Fokus. Die Gründer und ihr StartUp-Team wissen nicht, worauf sie sich konzentrieren sollten, um erfolgreich zu sein. Es mangelt an einer Strategie und an passenden Zielen. Stattdessen wird blind und planlos agiert.

Weitere Gründe, warum StartUps scheitern

Du siehst: Dass ein StartUp scheitert, hat meistens mehrere Gründe. Wir haben aus verschiedenen Studien weitere Gründer-Fehler zusammengesucht. Zudem sagen wir dir gleich, wie du es besser machen kannst.

Fehler 1 | Keine Marktrelevanz

Stell dir vor, du hast eine tolle Idee und niemanden interessiert es. Unternehmen haben dann einen nachhaltigen Erfolg, wenn sie ihre Geschäftsidee an den Engpässen im Markt, an den Bedürfnissen und an den Problemen anderer ausrichten.

Wenn du eine Kompetenz, eine Dienstleistung oder ein Produkt hast, mit dem du die Probleme anderer lösen kannst, dann hast du auch eine Marktrelevanz. Denke an diesen wichtigen Faktor, wenn du dein Geschäftsmodell planst – zum Beispiel über ein Business Model Canvas in Verbindung mit einem MVP.

Fehler 2 | Geldmangel

Das kennen viele StartUps: Der Cash Flow in den Anfangstagen eines Unternehmens ist einfach knapp bemessen. Entweder hast du dein Unternehmen von Beginn an mit wenig Kapital ausgestattet, oder deine Ausgaben steigen schneller als deine Einnahmen. Das bedeutet, du hast eine hohe Cash-Burn-Rate.

In beiden Fällen gilt: Orientiere deine Ausgaben daran, was dir an Investitionsvolumen zur Verfügung steht. Und daran, wie viel Cash du mit deinem Geschäftsmodell aktuell bereits erzielst.

Fehler 3 | Teams ohne Vision und Mission

Was kann am Gründen im Team falsch sein? Oder an der Zusammenstellung eines Teams, mit dem du loslegst? Theoretisch nichts. In der Praxis zeigt sich aber, dass du auf zwei wichtige Schritte achten musst.

Schritt 1: Versammle Menschen um dich, die die richtigen Dinge im richtigen Moment vorantreiben. Teile mit ihnen deine Vision und deine Mission.

Schritt 2: Stelle sicher, dass Mitstreiter, die sich mit dir und deinen Plänen gemein machen können, auch die richtigen Qualifikationen abdecken – nicht umgekehrt.

Schritt 3: Erarbeite eine positive Unternehmenskultur, in der alle gerne ihr Bestes geben.

Fehler 4 | Harter Konkurrenzkampf

Beobachte den Markt, höre zu und lerne: Bist du in einem Wachstumsmarkt mit vielen Wettbewerbern, dann weißt du schon heute, dass nicht jeder den Konkurrenzkampf überstehen wird.

Wer mit seinen Kunden im Dialog ist und von anderen Mitbewerbern schnell lernt, ist in einer guten Position, auch längerfristig im Markt zu bestehen. Oder du gehst einen ganz besonderen Weg: Du suchst dir eine Marktnische oder verfolgst eine Blue-Ocean-Strategie.

Fehler 5 | Zu teures Produkt

Kunden sind bereit Geld zu bezahlen, wenn du einen Wert für sie erzeugst. Das heißt, dieser Wert bemisst sich an dem Problem, das du für sie lösen kannst – er bemisst sich nicht an deinen Kosten!

Finde für dein Produkt also den Preis, den Kunden zu zahlen bereit sind. Durchdenke deine Preisstrategie und etabliere eine Kostenstruktur, mit der dieses Pricing möglich ist. Mit einem umgekehrten Vorgehen kalkulierst du dich schnell aus dem Markt.

Fehler 6 | Enttäuschendes Produkt

Es ist von zentraler Bedeutung, dass du hinter deinem Produkt stehst. Für den Geschäftserfolg gilt es ebenso als zentral, dass deine Kunden die Begeisterung für dein Produkt teilen können.

Und denke daran: Das Erlebnis eines Produktes beginnt für deinen Kunden schon lange vor dem Kauf und es endet viel später. Nur wenn du ein konsistentes Bild während der gesamten Customer Journey mit einer tollen Customer Experience erzeugst, schützt du dich und deine Kunden vor einer Enttäuschung.

Kannst du die Erwartungen nicht erfüllen, bleibt der Erfolg aus – und damit auch der sogenannte Product Market Fit. Mehr darüber hier:

Fehler 7 | Kein Geschäftsmodell

Eine gute Idee allein reicht nicht! Schon zu Beginn solltest du eine Strategie verfolgen, wann und wie sich diese Idee monetarisieren lässt. Diesen Plan schreibst du unter anderem im Businessplan nieder.

Entwickle deshalb aus deiner Idee ein Konzept und daraus ein Produkt. Darauf basierend entsteht das Geschäftsmodell, mit dem du hoffentlich bald den Break Even erreichst.

Fehler 8 | Unpassendes Marketing

Denke immer an die 4P des Marketing-Mix! Werde dir über das Was (dein Produkt) und das Wo (welcher Markt?) bewusst. Dann entscheide über das Wann und das Wie (welche Kanäle, welche Botschaften?). Nur wenn du das Hand in Hand planst und durchführst, wirst du deine Kunden mit deinen Marketing-Maßnahmen zielgerichtet erreichen.


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Fehler 9 | Keine Kundenzentrierung

Das Vertrauen der Kunden ist für Unternehmen – insbesondere für StartUps – elementar. Du musst es gewinnen und darfst es nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, wenn du langfristig bestehen willst. Wenn dir das gelingt, kannst du die bereits genannte Customer Experience steigern.

Fehler 10 | Schlechtes Timing

Zur falschen Zeit am falschen Ort: Trittst du zu früh in den Markt ein, obwohl das Produkt noch nicht reif ist, wirst du das sicher bereuen. Genauso wird es dir ergehen, wenn du den Markteintritt verschläfst, weil du alles bis zur Perfektion durchdenken willst.

Fehler 11 | Fokus verlieren

Bleibe deiner Vision und deiner Motivation treu! Wechselt das ständig, verlierst du deinen Fokus. Bist du selbst nicht orientiert, wirst du auch deine Kunden und Mitarbeiter nicht orientieren können.

Fehler 12 | Falscher Pivot

Halte nicht an einer schlechten Ausrichtung fest! Wenn dein Geschäftskonzept zu scheitern droht oder Märkte sich verändern, solltest du deine Vision und auch deine Mission anpassen.

Der Business Pivot ist dein Dreh- und Angelpunkt. Du wählst ihn auf Basis deiner Idee und im besten Fall auf Basis umfassender Daten. Sind diese falsch oder werden falsch interpretiert, kann dein ganzes Unternehmen in die falsche Richtung laufen.

Fehler 13 | Miss-Stimmung im Team

Du ignorierst deine Investoren, zum Beispiel deinen Venture-Capital-Geber? Oder schenkst du ihnen zu viel Beachtung und lässt dafür deine Mitstreiter der ersten Stunde links liegen? Ein StartUp zu gründen und zu führen ist ein dynamischer Prozess. Das bedeutet: Nimm die Menschen um dich herum mit!

Fehler 14 | Fehlende Leidenschaft

Wer nur dem Geld hinterher läuft, wird schnell scheitern. In dem Wort “Leidenschaft” stecken “Leiden” und “Schaffen” – beides wirst du müssen, wenn du eines Tages erfolgreich sein willst. Wie du deiner Leidenschaft ein wenig näher kommst, zeigt dieser TED-Talk von Simon Sinek zum Golden Circle:

Fehler 15 | Falscher Ort

Nicht zu vernachlässigen: Wähle den passenden Ort für dein StartUp, an dem du die richtigen Mitstreiter und Mitarbeiter findest. Oft ist das auch der Ort, an dem sich deine potenzielle erste Kundschaft aufhält.

Fehler 16 | Fehlende Investoren

Nicht erst seit TV-Show Die Höhle der Löwen wissen wir, dass Investoren ein Geschäft beflügeln können. Wenn dein Erspartes nicht ausreicht und der Cash Flow in den ersten Monaten ebenso wenig, dann gibt es viele Möglichkeiten, dein StartUp zu finanzieren. Nutze die Möglichkeiten, die zu dir passen.

Ein valider Weg, um frisches Kapital zu erhalten, ist der über mehrere Finanzierungsrunden. Hier beteiligen sich zum Beispiel Business Angels und Venture-Capital-Firmen an deinem StartUp. Doch gibt es gewisse Dealbreaker, bleibt die erhoffte Finanzspritze aus.

Fehler 17 | Rechtsprobleme

In der Anfangsphase eines StartUps ist dieses Problem oft noch nicht präsent. Mit dem Wachstum kommen die Fragen nach Haftung, Patenten, Wettbewerbsklagen, Rechtsform und so weiter. Beschäftige dich deshalb auch mit Themen wie einer Prozessfinanzierung, um beispielsweise bei Rechtsstreitigkeiten mit großen Konkurrenten bestehen zu können.

Fehler 18 | Keine externe Beratung

Du bist Experte für deine Idee und für dein Produkt. Doch bilde Netzwerke, nutze die Netzwerke deiner Mitstreiter und suche Beratung. Nur mit externen Dienstleistern wie StartUp-Steuerberatern oder IT-Experten kommst du mit Fachwissen durch die ungewissen Gewässer.

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Fehler 19 | Körperliche Überlastung

Am Anfang brennt das Feuer der Leidenschaft in dir. Die vielen Anforderungen, die mit dem Aufbau eines StartUps einhergehen, können deinen Körper sukzessive an ihre Belastungsgrenzen führen. Du bekommst Rückenprobleme, Herzbeschwerden oder einen Burnout. Im schlimmsten Fall wirst du berufsunfähig.

Sei dir dessen von Beginn an bewusst! Schütze dich davor, indem du deine Ziele ohne Stress erreichst. Delegiere beispielsweise Aufgaben an dein Team oder an externe Unterstützer.

Fehler 20 | Fehlende Einsicht

Du hast einen Fehler gemacht? Wunderbar. Du bist ein StartUp und darfst das! Wichtig ist nur, dass du die Einsicht dazu hast, daraus lernst und besser wirst. Tust du das nicht, wirst du dein Team, Investoren und deine Kunden verstören und Vertrauen verlieren.

Eine alte StartUp-Weisheit lautet: “Fail hard. Fail fast”. Nimm sie dir zu Herzen, indem du möglichst schnell deine Fehler machst und daraus ebenso schnell lernst.

Fazit

Alle Wege führen nach Rom. Und auch viele Wege führen zum Scheitern eines StartUps. Ein Unternehmen zu gründen und zu führen ist kein Zuckerschlecken.

Hoffentlich kann dir der Podcast mit Carsten Lexa und unsere Liste mit Fehlern und Ratschlägen dagegen helfen, die schlimmsten Fehler nicht zu wiederholen. Good luck!

 

Bild: Shutterstock

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