Business Model Canvas (Bild: Pixabay)

Das muss man beim Business Model Canvas beachten

  • Letztes Update:1 Jahr 
  • Lesezeit:4Minuten

Der Business Model Canvas und andere Werkzeuge ersetzen nicht die Arbeit, die mit dem Entwickeln und Validieren von Geschäftsmodellen einhergeht.

Ein Gastbeitrag von Eckhart Böhme

StartUp-Gründung: Diese drei Dinge braucht Mann/Frau

Damit eine StartUp-Idee funktioniert, solltest du folgende Dinge tun:

    • Ein Geschäftsmodell entwickeln, welches einen Gewinn abwirft
    • Ein im Geschäftsmodell eingebettetes Nutzenversprechen schaffen, welches Menschen effektiv hilft, Fortschritt im Leben zu machen
    • Aufgaben identifizieren, die Menschen erledigen wollen (sog. „Jobs to Be Done“), die sie heutzutage aber nicht oder nur unzureichend erledigen können

Diese drei Bestandteile sollten unbedingt als Entwicklungsauftrag verstanden werden.

Was sollte man für die erfolgreiche Umsetzung der Geschäftsidee tun?

Einer der größten Fehler ist es, als gegeben anzunehmen, dass für seine Geschäftsidee ein (ausreichend großer) Markt existiert. Es geht nicht um die Umsetzung einer Idee, sondern um die Weiterentwicklung oder des Verwerfens einer.

Es geht genauer gesagt um die Entwicklung eines validen Nutzenversprechens, d. h. der zu erbringenden Leistung.

 

Der Fluch populärer Planungswerkzeuge

Beim Einsatz von Planungswerkzeugen sollte man nicht einer „Haken dran“-Mentalität verfallen, nach dem Motto „Sticker auf dem Business Model Canvas aufgeklebt“, fertig ist das Geschäftsmodell. Denn oft wird ein wichtiger Punkt bei dem Einsatz dieser Werkzeuge übersehen.

Sie sind zwar als Werkzeuge entwickelt worden, die die Planung und das Beschreiben der Geschäftsidee erleichtern sollen, sie verleiten aber auch durch ihre Einfachheit dazu, die Planung zu trivialisieren. Vielmehr sollten das Testen der Geschäftsidee und das Verändern oder Verwerfen eben dieser im Vordergrund stehen.

Prozess schlägt Werkzeug

Lean Start-up

Noch wichtiger als die Verwendung eines guten, d.h. pragmatischen und visuellen Planungswerkzeugs ist, dass du einem Prozess, der zwischen Such- und Ausführungsphase unterscheidet, folgst, wie etwa dem Lean Customer Development-Prozess. Ansonsten läuft man Gefahr, die Canvasse nur dazu zu benutzen, das eigene Geschäftsmodell zu manifesteren und sich damit in falscher Sicherheit zu wiegen.

Hier ein paar Tipps, wie man Planungswerkzeuge – wie den Business Model Canvas – richtig anwendet:

    • Als Grundlage aller Überlegungen ist es wichtig, Erkenntnisse über die Personengruppen sammeln, die bedient werden sollen. Zudem sollte man als StartUp-Gründer herausfinden, welche kritischen unbefriedigten Bedürfnisse erfüllt werden können, z. b. mit Jobs to Be Done-Interviews.
    • Entwerfe mehrere Hypothesen für das Geschäftsmodell und dem Nutzenversprechen. Deine Geschäftsmodell-Komponenten sollten nicht nur variieren, sondern radikal unterschiedliche Alternativen bieten.
    • Teste Prototypen von Geschäftsmodellen und Nutzenversprechen und bewerte diese.
    • Baue Prototypen des Nutzenversprechens in einem Zyklus aus Testen/Experimentieren, Lernen/Messen und Verändern/Weiterentwickeln (Stichwort: MVP).
    • Teste die Akzeptanz (= Kaufbereitschaft) alternativer Nutzenversprechen.

Wichtiges Motto: First Things First

Bevor du also nach Lösungen suchst, solltest du das Problem finden. Das heißt: Welchen Fortschritt ein Mensch in seinem Leben machen will, wie er/sie das heute erledigt (oder sein lässt), was ihm/ihr an der heutigen Lösung gefällt und missfällt und welche „Kräfte“ bei der Auswahl einer Lösung wirken.

Diese Erkenntnisse helfen einem, nach einer Möglichkeit zu suchen, die die Aufgabe oder das Problem effektiver lösen als heutige Produkte und Dienstleistungen. Eine Methode, die sich hier anbietet, sind Interviews nach der „Jobs To Be Done“-Theorie (JTBD).

Fazit: Alles eine Einstellungssache

Die richtige Einstellung und eine gehörige Portion Disziplin sind nötig, um dem Prozess zu folgen und konsequent den Kurs einer Kundenorientierung beizubehalten. Von seiner Bank, vom seinem Steuerberater und der IHK holt man sich als Gründer üblicherweise Rat.

Wenn man sich auch Rat von einem Geschäftsmodell-Berater oder -Trainer holen will, sollte man darauf achten, dass sich die Beratung nicht nur auf das Erlernen der Modelle bezieht, sondern und vor allem auf den Prozess der Erkenntnisgewinnung mittels Methoden, wie beispielsweise JTBD-Interviews, Prototyping/MVP, Geschäftsmodellhypothesen, Akzeptanz testen, usw.

Über den Autor:

Eckhart Böhme ist Autor von Buch- und Webseitenbeiträgen über StartUp-Methoden und -Prozesse. Er ist beratender Experte der deutschen Übersetzung von Clayton Christensens Buch „Competing Against Luck – The Story of Innovation and Customer Choice“ und Übersetzer der deutschen „Jobs to Be Done“-Interviewkarten.


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Bilder: Pixabay, Steve Blank, Eckhart Böhme

3 Kommentare

  1. Hallo Eckhart!

    Vielen Dank für den Artikel, der mir wirklich aus der Seele spricht! Ich erlebe immer wieder, dass gerade das Business Model Canvas einmalig ausgefüllt wird und dann „in der Ecke verstaubt“. Statt die hinter dem aktuellen Geschäftsmodell stehenden Annahmen zu validieren und diverse Tests & Experimente durchzuführen.

    Liebe Grüße
    Lars

  2. Hallo Eckhart,

    „Der Business Model Canvas und andere Werkzeuge ersetzen nicht die Arbeit, die mit dem Entwickeln und Validieren von Geschäftsmodellen einhergeht.“ – Diesen Satz habe so oder in abgewandelter Form so oft in den letzen, selber zu Kunden gesagt. Leider wird die notwendige Arbeit eher als störend und überflüssigbewertet, weil zu oft angenommen wird, dass die eigenen Gedanken und Erfahrungen schon ausreichen. Sehr guter Artikel! Danke.

    BG
    Johannes

    1. Vielen Dank für dein Feedback, Johannes!

      Ja, ein valides Geschäftsmodell zu entwickeln und das umzusetzen – diese Leistung unterschätzen leider viele Gründer. Sie denken, eine gute Idee reiche vollkommen aus, um erfolgreich zu sein.

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