M&A Handshake (Bild: Pixabay)

Was bedeutet eigentlich … M&A? Welche Vorteile und Nachteile bieten die Firmenübernahmen?

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Beim M&A fressen die großen Fische (= Unternehmen) die kleinen. Das kann zum Vorteil beider Parteien sein – muss es aber nicht.

Definition: Die Bedeutung von M&A

Hinter der Abkürzung M&A steht der Begriff „Mergers & Acquisitions“. Dahinter stecken zwei Maßnahmen, womit ein Unternehmen wachsen kann.

Bei „Mergers“ handelt es sich um die Fusion zweier Unternehmen. Der Begriff kommt vom Englischen „to merge“, was unter anderem „vermischen“, „eins werden“ und „ineinander übergehen“ bedeutet.

Der Begriff „Acquisition“ ist leichter zu verstehen, ihn gibt es in ähnlicher Schreibweise auch im Deutschen. Bei der Akquisition kauft ein Unternehmen ein anderes auf.

Arten von M&A-Transaktionen

Es gibt nicht die eine Art einer M&A-Transaktion. Vielmehr können die Firmenverschmelzungen und -akquisitionen auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. Grob lassen lassen sich folgende Arten unterscheiden:

  • horizontale Integration
  • vertikale Integration
  • konglomerale Integration

Horizontale Integration

Dieser Fall gilt, wenn sich zwei Unternehmen auf der gleichen Verarbeitungs- oder Handelsstufe zusammenschließen. Im sich aktuell konsolidierenden Markt für IT-Systemhäuser ist das eine gängige Form des Zusammenschlusses: Ein Systemhaus kauft beispielsweise ein weiteres, das gleiche Leistungen erbringt.

Vertikale Integration

Hierbei schließen sich Unternehmen aus unterschiedlichen Stufen zusammen. Beispiel: Als Zalando ein Body-Scan-StartUp kaufte, war das ein Beispiel für eine vertikale Integration.

Konglomerale Integration

In diesem Fall schließen sich zwei Unternehmen zusammen, die aus unterschiedlichen Geschäftsbereichen oder Branchen stammen. Beispiel: Sollte Flaconi in Zalando integriert werden, so wäre das ein Beispiel für eine konglomerale Integration.

Welche Arten von M&A gibt es noch?

Auch in der Art und Weise des Zusammenschlusses können unterschiedliche Formen von Mergers & Acquisitions unterschieden werden. Etwa durch:

  • eine Fusion durch Aufnahme
  • Fusion durch Neugründung

Fusion durch Aufnahme

In diesem Fall kauft ein Unternehmen das andere. Das Unternehmen, das übernommen wird, geht vollständig in das Unternehmen über, das gekauft hat – inklusive des gesamten Vermögens und aller Schulden.

Fusion durch Neugründung

In diesem Fall fusionieren zwei (oder mehrere) Unternehmen. Es entsteht dadurch ein völlig neues Unternehmen, das im Zuge der M&A-Aktivitäten frisch gegründet wird.

Diese Arten betrachten primär die juristische und finanzielle Perspektive von M&A-Aktivitäten. Eine weitere Perspektive ergibt sich durch den Blick auf die Unternehmens- und Produktmarken, die durch M&A betroffen sind.

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Ablauf von Mergers & Acquisitions

Unabhängig davon, welche Art von M&A zustande kommt, werden in der Regel Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und/oder Rechtsanwälte den M&A-Prozess begleiten.

Möchte ein Unternehmen eine M&A-Transaktion vornehmen, wird es in folgenden Schritten vorgehen:

  • Suche nach einem passenden Zielunternehmen, falls dieses nicht ohnehin schon bekannt ist
  • Durchführung einer Due-Dilligence-Überprüfung, also einer Analyse von Stärken, Schwächen und Risiken einer möglichen Transaktion
  • Ermittlung des Transaktionswertes und Abgabe eines Angebots
  • Verhandlung der Übernahmekosten und Erstellung einer verbindlichen Grundlage (Letter of Intent und Term Sheet)
  • Gestaltung des finalen Vertrags und dessen Unterzeichnung
  • Je nach Größe des (neuen) Unternehmens muss die M&A-Aktivität noch bei Kartell- und Wettbewerbsbehörden angemeldet werden

Möchtest du dein Unternehmen verkaufen oder ein anderes übernehmen? Dann solltest du so früh wie möglich einen M&A-Projektplan und Term Sheet erstellen lassen. Oder du machst beides selbst – mit diesen Vorlagen:

> M&A Prozess: Projektplan-Vorlage für Excel*

> Term Sheet für den Verkaufsprozess von Unternehmen*


Was bringen M&A?

Durch einen Merger oder eine Akquisition versuchen Unternehmen ein Wachstum zu erzielen, welches durch alleinige Kraft häufig nicht oder nur mit einer relativ langfristigen Perspektive möglich wäre. Dabei unterscheidet man diese fünf grundlegenden Wachstumsfaktoren, die Unternehmen durch M&A-Transaktion nutzen möchten:

Zugewinn von Know-How

Beherrscht ein anderes Unternehmen bestimmte Technologien und Prozesse oder verfügt es über attraktive Patente, ist es ein interessanter M&A-Kandidat.

Restrukturierung des Unternehmens

Unternehmensteile, die sich schwach entwickeln oder deren Portfolio nicht stimmig zur Marken- und Produktstrategie sind, können ausgegliedert werden. Derartiges erkennst du beispielsweise über die BCG-Matrix.

Rationalisierungspotenzial und Synergieeffekte

Der Klassiker: die Einsparpotenziale. Unternehmen wollen vom sogenannten Skaleneffekt profitieren. So können durch einen Zusammenschluss beispielsweise die Forschungs- und Entwicklungsleistungen gebündelt werden, oder die internen Dienstleistungen wie Buchhaltung, Personal oder Marketing müssen nur noch einmal bereitgestellt werden.

Erweiterung der eigenen Leistungen oder des Produktportfolios

Anstatt Produkte oder Dienstleistungen selbst entwickeln zu müssen, kann das eigene Produktportfolio durch einen entsprechenden Zukauf oder eine andere M&A-Aktivität erweitert werden.

Konsolidierung und Reduktion des Wettbewerbs

Durch eine Übernahme können Wettbewerber vom Markt verschwinden. Märkte, die sich in der Reifephase befinden, konsolidieren sich häufig so, dass von ursprünglich vielen kleinen Anbietern am Ende nur wenige größere Anbieter übrig bleiben.

Warum ist anorganisches Wachstum so wichtig?

Jedes Unternehmen will und muss wachsen – so ist das im Kapitalismus. Ein Gleichstand bedeutet unternehmerisch gesehen einen Rückschritt. Das gilt besonders für echte StartUps. Sie müssen skalieren, also extrem schnell wachsen, und eine Disruption auslösen – und das am besten weltweit.

Ein Wachstum ist in vielen Fällen “organisch”, also aus eigener Kraft, schwer oder gar nicht möglich. Eine Lösung ist hierfür ein externes bzw. anorganisches Wachstum durch M&A.

Nachteile von Mergers & Acquisitions

Viele M&A-Transkationen scheitern. Das liegt häufig daran, dass der Fokus der Transaktion auf Produkte, steuerliche, finanzielle und juristische Fragestellungen liegt. Zu selten werden auch kulturelle Aspekte der Unternehmen, die nach einer Transaktionen plötzlich als Einheit agieren müssen, berücksichtigt.

Mitunter widersprechen sich auch die Markenwerte, für die unterschiedliche Unternehmen vor einer M&A-Transaktion individuell stehen. Ein Beispiel ist hier die Übernahme von Bionade: Das einstige Limo-StartUp hatte einst einen Independent-Charakter mit einer hohen Glaubwürdigkeit bei der ökosozialen Zielgruppe. Das änderte sich schlagartig, als die Radeberger-Gruppe bei Bionade einstieg.

Das Produkt gibt es nach wie vor unverändert. Doch seine Relevanz als glaubwürdige Marke hat es längst eingebüßt. Radeberger verkaufte Bionade dann weiter – eine Verlustsituation für alle Beteiligten.

Weitere Gründe für das Scheitern von M&A

  • Die Chance für eine Übernahme ist da, also wird sie genutzt. Dabei schaut das kaufende Unternehmen zu wenig darauf, ob diese Chance tatsächlich zu den eigenen strategischen Zielen passt.
  • Der Kaufpreis fällt zu hoch aus. Eine M&A-Transaktion ist bei aller Sachlichkeit immer auch ein emotionaler Prozess. Will der Käufer das Unternehmen unbedingt haben, dann gehen irrationale Summen über den Tisch. Sind die dann auch noch fremdfinanziert, stehen die Chancen leider hoch, dass es zu einem Scheitern kommt.
  • Alle Beteiligten verlieren das strategische Ziel der M&A-Aktivität in der späteren Eingliederung aus den Augen. Der Integrationsprozess wird kontextlos und operativ. Die Unternehmen verstricken sich im organisatorischen und kaufmännischen Kleinklein, damit geht die ursprünglich erhoffte Energie – die durch die Transaktion entstehen sollte – verloren.

Beispiele für gescheiterte Übernahmen

Das Rechtsanwaltspaar Tim und Nina Zagat gründeten 1979 das Unternehmen Zagat Survey. Den Anfang machten sie mit einer Restaurant-Umfrage unter Freunden in New York. Die Ergebnisse wurden in gedruckter Form herausgebracht. Im Jahr 2005 gab es Bewertungen von Restaurants in 70 US-Städten. Der Schwerpunkt lag dabei immer auf der Leserbeteiligung und der redaktionellen Bearbeitung.

2011, als Google Zagat aufkaufte, sollen die Bewertungen auf den Angaben von 350.000 Personen basiert haben. Für Google-Verhältnisse eine kleine Zahl, aber im Laufe der Jahrzehnte hatte sich Zagat einen erstklassigen Ruf in Bezug auf Seriosität und Qualität erworben.

Für Google machte der Ankauf Sinn: Ob gedruckt oder digital, das Unternehmen „lechzte“ nach Information und Daten, um größer zu werden. Wer über die Zagat-App nach einem Restaurant suchte, bekam außer Bewertungen auch Innenaufnahmen und zum Teil sogar Speisekarten zu sehen. Zagat Survey wurde zudem auf Nachtleben, Musik, Hotels, Theater, Kinos, Fluggesellschaften, Golf-Anlagen und Zoos ausgeweitet.

Doch die Konkurrenz schlief nicht! Und die technische Weiterentwicklung machte auch Google zu schaffen. Apps für die Suche von Restaurants, Hotels und Flügen gibt es inzwischen zuhauf – und noch scheint kein Sättigungsgrad erreicht zu sein. Also suchte und fand Google einen Käufer. Sieben Jahre nach dem Ankauf des gedruckten Restaurantführers Zagat und der anschließenden Digitalisierung ist Google der Appetit darauf vergangen.

Weitere bekannte Beispiele, bei denen M&A nicht funktionierte, sind unter anderem Karstadt und Kaufhof, Eon und Innogy sowie Fresenius und Quirónsalud.

Mergers & Acquisitions sind normal

2021 befanden sich die M&A-Aktivitäten in Deutschland auf einem Rekordniveau – trotz oder gerade wegen der Pandemie. Aus StartUp-Sicht ist es immer wieder spannend, durch einen Konzern gekauft zu werden. So übernahm beispielsweise SAP die Berliner Software-Schmiede Signavio für knapp eine Milliarde Euro. Für einiges Aufsehen sorgten auch die M&A-Deals zwischen Dr. Oetker und Flaschenpost.de sowie Nestlé und dem Gewürz-StartUp Ankerkraut.

Eine spannende M&A-Entwicklung ist, wie bereits als Beispiel genannt, auch bei IT-Systemhäusern zu beobachten. Diese wurden häufig in den 1990er-Jahren gegründet,  die damaligen Gründer kommen nun in ihre Ruhestandsphase. Die Folge: Der Markt bewegt sich durch M&A-Aktivitäten, es kommt zu Konsolidierungen. Viele kleine Akteure mit fünf bis 20 Mitarbeitern lassen sich von größeren Playern kaufen.

Das Reiseunternehmen TUI ist gar ein Beispiel dafür, dass durch M&A ein komplett neues Geschäftsfeld erschlossen wird: Das größte Tourismusunternehmen Europas war von 1999 bis 2002 ein Teil der Preussag – ein Konzern mit einem ursprünglichen Schwerpunkt in der Montan-Industrie. Doch der Mischkonzern Preussag suchte neue Geschäftsfelder und entdeckte diese als Dienstleister in der Freizeitindustrie.

Fazit

Viele StartUp-Gründer träumen vom großen Exit, dem Verkauf des eigenen Unternehmens mit einem fetten Gewinn. So etwas kann durch ein M&A erfolgen. Dazu kommt es allerdings recht selten. Zudem muss klar sein: Der Verkauf eines Unternehmens bedeutet nicht zwangsläufig, dass damit etwas Gutes geschieht.

Als Erfolgsfaktor gilt eine alte Weisheit: Zusammen wächst nur, wer auch zusammenarbeitet!

Bild: Pixabay

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