StartUp Finanzierung (Bild: Unsplash)

Wie viel Geld benötigt ein StartUp? Und wie berechnet man den realen Kapitalbedarf?

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Die Idee mag vielleicht kostenlos sein, doch ein StartUp zu gründen und zu betreiben kostet Geld. Wie viel? Und wie gelangst du an dieses Kapital?

Kapitalbedarf: So viel Geld braucht ein StartUp am Anfang

Viele Gründer gehen mit viel Euphorie, Enthusiasmus und Energie an ihr Werk. Oft stecken sie ihre ganze Freizeit und ihr Erspartes rein, Freunde und Familienmitglieder arbeiten im besten Fall kostenlos mit. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem auch ein StartUp wie ein richtiges Unternehmen geführt werden muss – mit richtigen Mitarbeitern, Büroräumen und weiteren laufenden Kosten.

Wie viel Geld benötigen StartUps? Durchschnittlich 3,3 Millionen Euro. Das fand Bitkom Research in einer Umfrage heraus. „Die große Mehrheit der StartUps in Deutschland benötigt in den kommenden zwei Jahren frisches Geld“, so eine Erkenntnis der Befragung. Damit lag der 2020 ermittelte Kapitalbedarf um 200.000 Euro höher als in 2019 und 800.000 Euro höher als im Jahr 2017 (2,5 Millionen Euro).

Millionen an Kapitalbedarf – wirklich?

Benötigt jedes StartUp tatsächlich eine Millionensumme, um existieren zu können? Selbstverständlich nicht! Es handelt sich hierbei um einen Durchschnittswert, bei dem es viele Ausreißer nach unten wie auch oben gibt. Der Kapitalbedarf hängt von verschiedenen Faktoren ab: Standort, Branche, Reifegrad und so weiter.

„Gerade einmal 2 Prozent geben an, dass sie keinen Kapitalbedarf haben, 7 von 10 (71 Prozent) benötigen dagegen neue Mittel, rund jedes Vierte will dazu keine Angaben machen“ – so ein weiteres Statement von  Bitkom Research.

Woher kommt das Kapital?

Die eigenen Ersparnisse sind die am meisten genutzte Finanzierungsform, um ein StartUp anfangs zu finanzieren. Wenn dieses Geld zur Neige geht, nutzen Gründer meist eine Kombination aus verschiedenen Quellen.

Zum Beispiel setzen Sie auf staatliche Fördermittel, Business Angels oder Venture Capital. Geld leihen – von Banken in Form von Krediten oder von Freunden durch Darlehen – ist ebenfalls ein üblicher Weg.

Was oft zu hören ist, aber eher selten vorkommt, ist das Crowdfunding. Hier spenden Dutzende oder Hunderte Unterstützer kleine Beträge, um dafür ein fertiges Produkt zu erhalten. Damit verwandt ist das Crowdinvesting, bei dem Geldgeber in das Unternehmen investieren.

Wie berechnest du den Kapitalbedarf deiner StartUp-Gründung?

Ein Geschäftsplan – auch Businessplan genannt – hilft dir, deine Einnahmen und Ausgaben zu überblicken. Dieser Businessplan sollte professionell erstellt werden. Selbstverständlich kannst du dies selbst tun, wenn du die Zeit und Muße dafür hast.

Der Businessplan enthält eine Liquiditätsplanung, einen Investitionsplan und einen Finanzplan. So hast du einen Überblick auf die voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben

Durch diese – ganz wichtig ! – ehrliche Schätzung deiner Finanzen kannst du sehr gut ablesen, wie lange es braucht, bis dein Unternehmen in die schwarzen Zahlen kommt. Daraus errechnet sich im nächsten Schritt, wieviel Kapital du bis dahin brauchst.

Schritt für Schritt zum Kapitalbedarf

Am Einfachsten teilst du dir deinen Kapitalbedarf in zwei Gruppen auf:

  • laufende Kosten
  • einmalige Startkosten

Diese Kosten hast du zu Beginn

Zuerst notiere dir, welche Anschaffungen du für dein Unternehmen benötigst und recherchiere, wieviel diese Dinge mindestens kosten:

  • notwendige Werkzeuge / Maschinen
  • Büroausstattung
  • Computer / Server
  • Geschäftswagen
  • Etc.

Daneben berechne einen ausreichenden Betrag für Kleinigkeiten wie:

  • Gewerbeanmeldung
  • Zubehör für deine Werkstatt oder dein Geschäft
  • Druckerpapier, Ordner, Locher, etc.

Laufende Belastung berechnen

Deine laufenden Kosten bestehen aus zwei unterschiedlichen Bereichen:

  • dem Ein- und Verkauf deiner Produkte
  • den festen Geschäftskosten

Berechnung des Kapitalbedarfs für den Einkauf deiner Produkte

Diese Punkte musst du unbedingt bei der Planung deines Kapitalbedarfs beachten:

  • Zahlungsziel deiner Kunden: Dieses Zahlungsziel ist gerade in der Anfangsphase möglichst kurz zu halten
  • Zahlungsziel deiner Lieferanten: Bei deinen Lieferanten sind längere Zahlungsziele erstrebenswert.

Erstellst du nun deine Planung, musst du beide Punkte beachten. Die Rechnung an den Kunden hilft dir und deiner Liquidität nichts. Erst wenn die Rechnung bezahlt ist, kannst du mit dem Geld wieder Ausgaben tätigen.

Anders sieht es bei den Zahlungszielen der Lieferantenrechnungen aus. Desto länger hier die Zahlungsziele, desto länger kannst du mit dem Geld wirtschaften.

Somit plane eine ausreichend große Kapitaldecke ein, so dass du auch deine Lieferantenrechnungen zahlen kannst, wenn ein oder zwei deiner Kunden in Verzug sind.

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Berechnung der festen Kosten

Außer den Ein- und Verkäufen kommen auch noch laufende Kosten auf dich zu:

  • Miete
  • Auto
  • Telefon
  • Strom
  • Webseite
  • Dienstleister
  • und so weiter….

Auch Kosten, die mit deinen Einnahmen zu tun haben, solltest du nicht vergessen:

  • Steuerberater
  • Steuern
  • Versicherungen

Betreibst du dein Unternehmen sofort im Haupterwerb, darfst du natürlich dein eigenes Gehalt plus Nebenkosten (Krankenversicherung, Steuern etc.) nicht vergessen. Viele Selbstständigkeiten starten allerdings nebenberuflich. Dies hat vor allem den Vorteil, dass du in der Gründungsphase ein Einkommen hast, von dem du alle notwendigen Ausgaben begleichen kannst.

Hast du alle laufenden Kosten notiert, solltest du diese monatlichen Kosten mindestens mal sechs, besser mal zwölf nehmen. Somit hast du für die ersten zwölf Monate die Sicherheit, zur Not auch ohne Einnahmen zu überleben.

Ohne professionellen Businessplan kaum eine Gründung möglich

Ein gut ausgearbeiteter Businessplan zeigt dir schnell, ob sich deine Selbstständigkeit verwirklichen lässt. Sollte zwischen dem Kapitalbedarf und deinem Eigenkapital eine große Lücke klaffen, kannst du dich nach Finanzierungsmöglichkeiten umsehen, diese Lücke zu schließen.

Allerdings sind die ersten Schritte einer Finanzierung heute deutlich schwieriger geworden als noch vor ein paar Jahren. Läuft das Geschäft und sind entsprechende Wachstumszahlen vorhanden, sind investierfreudige VC-Investoren (Venture Capital) in der Regel nicht weit. Doch bevor sich das Kapital von den Wunschkandidaten einsammeln lässt, sollte jeder Gründer die folgenden Herausforderungen auf dem Schirm haben.

Stark durch das Netzwerk

Agiles Verhalten und schnelle Reaktionszeiten sind insbesondere in Zeiten der Digitalisierung und dem Zusammenwachsen der Märkte ein Wachstumsgarant für Unternehmen. Eine solche Flexibilität ist auch bei der Kapitalbeschaffung ein wichtiges und oftmals unterschätztes Element. Gerade deswegen erweist sich die Ansprache von Business Angels, aber auch die Aktivierung des eigenen Netzwerkes aus Familie, Freunden und Branchenpartnern als gute Strategie.

Insbesondere beim Eintritt in den B2C-Markt lassen sich relativ einfach viele Interessierte aus der jeweiligen Szene begeistern und dazu motivieren, die Idee und Vision mit dem eigenen Kapital zu unterstützen.

Kommen die Einlagen aus verschiedenen Quellen zusammen, ist das tatsächliche Interesse an dem Unternehmen selbst deutlich ausgewogener verteilt. Ein Ansatz, den zum Beispiel Equity Crowdfunding-Plattformen verfolgen. Aus dem Community-Gedanken heraus lässt sich in einem “privaten” bzw. “familiären” Rahmen gutes Kapital gegen Beteiligungen einsammeln.

Mit Schneeballeffekt auf dem Radar

Es liegt in der menschlichen Natur Dinge als besonders begehrlich wahrzunehmen, für die sich auch andere interessieren. Dieses psychologische Phänomen können Entrepreneure gezielt für sich nutzen. Auch Crowdfunding lässt sich hier gut als Vehikel nutzen, um gezielt bestimmte Business Angel anzusprechen. Sind viele oder vor allem auch renommierte Investoren von der Idee überzeugt und bei der Zukunftsausrichtung mit an Bord, steigert das mit Sicherheit die Aufmerksamkeit.

Diese Dynamik lässt sich gut für potentielle Finanzierungsgespräche nutzen. Denn niemand verpasst gerne gute Chancen. Der mittlerweile gängige Begriff “Fear of Missing Out“ (FOMO) umschreibt diesen Effekt ganz gut.

Mit gezielten und vor allem zeitlich limitierten Kampagnen können Entrepreneure nicht nur die Entscheidungsfreude bei ihren potenziellen Kapitalgebern beeinflussen, sondern auch parallel die Bindung auf partnerschaftlicher Ebene stärken.

Mit guter Planung zum richtigen Kapital

Viele unterschätzen immer noch, wie viel Zeit es tatsächlich bedarf, Menschen zu überzeugen, ihr eigenes Geld zu überweisen, um eine Geschäftsidee voranzutreiben. Auch in Kooperation mit Crowdfunding-Plattformen summiert sich die Zeit-Bilanz schnell nach oben, um die meist umfänglichen Regularien zu verifizieren.

Dadurch kommen Gründer eventuell in die Situation, Kapital anzunehmen, das sie eigentlich aufgrund von nicht optimalen Bedingungen nicht annehmen wollen. Idealerweise sammelt man nur Geld von denjenigen ein, bei denen man eine langfristige Zusammenarbeit sieht oder die gleichen Visionen und Werte teilt. In der menschlichen Natur neigen wir dazu, diese Prinzipien komplett auszublenden, bis es dann irgendwann einfach eng wird.

Oft wird auch zu wenig kalkuliert, dass sich ein Produkt auch verkaufen muss. Häufig sind Finanzpläne zu sehr darauf ausgelegt, die Produkte herzustellen und irgendwie auf den Markt zu bringen. Viele vergessen an dieser Stelle schlichtweg, dass sie eigentlich fast noch einmal das gleiche Kapital brauchen, um ihre Produkte zu vertreiben. Je weniger Kapital man an dieser Stelle aufnimmt, um sich zu vermarkten, desto weniger Wachstumszahlen kommen am Ende heraus.

Große Wachstumsziele verbunden mit stetigen Zahlen sind wiederum Bedingung später erneut Kapital einzusammeln. Welche Art der Finanzierung letztendlich in Betracht gezogen wird, kann die Zukunft des Unternehmens nachhaltig beeinflussen und sollte ebenso gründlich recherchiert und beraten werden wie jede andere wichtige Geschäftsentscheidung auch.

Wertvolles Wissen inklusive

Finanzielle Komponenten wie Genussscheine oder Einlagen sind allerdings nur eine Seite der Medaille. Denn die unterschiedlichen Profile, Beweggründe und breit gestreute Fachexpertise der Investoren bedeuten wertvolles Wissenskapital für die Gründer, nicht nur durch Mentoring, Beratung und Zugang zu relevanten Netzwerken. Mit Branchen-KnowHow lassen sich letztlich auch gemeinsam Produkte kreieren, Expansionsstrategien oder strategische Partnerschaften entwickeln.

Das finanzielle Angebot, seine Geschäftsidee zukunftsorientiert aufzustellen und wachsen zu lassen, ist heute vielfältiger, aber dennoch schwieriger denn je und sollte daher gut durchdacht sein. Eine echte Qualitätsmarke aufzubauen, bedeutet nicht nur Geduld, sondern auch gutes Netzwerken für Synergien und das Wissen, worauf Investoren insbesondere achten.

Auch die Auswahl der richtigen Plattform ist entscheidend für einen schnellen Erfolg. Wer zum Beispiel “nur” Geld einsammeln möchte, wird mit Crowdfunding deutlich mehr Aufwand haben als gewünscht. Nicht nur, dass aus Erfahrung heraus Kleinanleger oftmals mehr Fragen haben, ist gerade für sie der Aufwand einer Einlage mit Notar etc. wesentlich umständlicher.

Was noch zu empfehlen ist

Auch der Blick auf professionelles Kapital von VCs oder anderes  Fremdkapital wie über die KfW kann sich durchaus lohnen. Gründer sollten hier ihren Spielraum genau abwägen. Ebenso sollte bei Produkt-Crowdfunding geschaut werden, ob bereits genug Reichweite vorhanden ist, um ausreichend Tickets für kleineres Geld zu verkaufen.

Und zu guter Letzt: Eine gute Kommunikation nicht vergessen! Regelmäßige Updates lassen Vertrauen und auch das Zugehörigkeitsgefühl wachsen, etwas gemeinsam zu besitzen. Dann wird auch die nächste Finanzierungsrunde wesentlich einfacher.

Was ebenso wichtig ist: Nicht ohne Plan loslegen!

Wer den Sprung ins eiskalte Becken der Selbstständigkeit wagt, muss unzählige Herausforderungen meistern. Marketing, Konkurrenzbeobachtung, Fortbildungen, Papierkram … es gibt mehr als genügend zu tun.

Das Allererste, was vor dem Start einer Selbstständigkeit steht, ist die Planung. Ohne sie geht gar nichts! Wer sich planlos und ohne Konzept auf den Markt wagt, wird sehr schnell untergehen.

Es gibt allerdings nicht _den_ Plan. Für jede Idee und für jeden Menschen eignen sich unterschiedliche Herangehensweisen. Einen essentiellen Baustein benötigen allerdings alle Selbstständigen, darüber sprachen wir bereits: den Businessplan.

Der Businessplan konzentriert sich zunächst auf das Produkt oder die Dienstleistung, welche angeboten werden soll. Im Anschluss folgen Marktanalyse und Konzepterstellung. Dabei zeigt sich schnell, ob es bei einer realistischen Kalkulation möglich ist, finanziell nachhaltig zu wirtschaften und dabei laufend Gewinne zu erzielen.

Auch die Selbstorganisation muss beherrscht werden

Sind die Formalitäten einer Gründung erledigt, so stehst du als Selbstständiger vor weiteren großen Aufgaben. Du musst beispielsweise in der Lage sein, Chef und Angestellter in einer Person zu sein.

Denn: Einerseits muss die Arbeit an sich erledigt werden, um für den benötigten Umsatz zu sorgen. In diesem Punkt ist der Selbstständige quasi der Angestellte in seiner Ein-Mann-Firma. Andererseits gilt es, neue Aufträge an Land zu ziehen, strategisch zu planen, die Finanzen im Blick zu haben und die Arbeitskraft richtig einzuteilen. Hierfür schlüpft der selbst und ständig Agierende in die Rolle des Chefs, der stets ein wachsames Auge auf die Unternehmung hat.

Auch finanziell spiegelt sich diese Aufgabenteilung im Alltag wieder. Du muss nicht nur als Boss und Arbeitnehmer zugleich handeln, sondern auch als Unternehmen und Privatmensch. Experten empfehlen dafür stets die Trennung zwischen dem betrieblichen und privaten Vermögen. So kommt es zu keiner Vermischung von Einnahmen und Ausgaben.

Bei den Steuern richtig durchblicken

In einer Selbstständigkeit geht es nicht nur darum, die Auftraggeber zufrieden zu stellen. Auch Behörden, wie zum Beispiel das Finanzamt, gehören zu den ständigen Kontakten. Je nach Art der Selbstständigkeit sind unterschiedliche Formalitäten einzuhalten und diverse Steuern wie Gewerbesteuer, Umsatzsteuer und Einkommenssteuer zu zahlen.

Selbstständige, die mit den Steuer-Formalitäten überfordert sind, sollten unbedingt einen Experten für die Finanzbuchhaltung und einen Steuerberater hinzuziehen. Denn Ärger mit dem Finanzamt kann nicht nur Zeit und Nerven rauben, sondern auch ziemlich teuer werden. Es fließt somit unnötig Geld ab. Im schlimmsten Fall steht die Selbstständigkeit und damit die eigene Existenz auf dem Spiel!

Bilder: Unsplash, Statista

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