Amazon Vertrieb (Bild: Pixabay)

Vertrieb über Amazon: Was StartUps bedenken sollten

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Lohnt es sich, seine Produkte über Amazon zu verkaufen? Wie funktioniert Amazon FBA? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Hier ein Überblick.

Eigener Onlineshop versus Amazon

Wenn dein StartUp ein Produkt entwickelt, möchtet ihr es sicherlich schnellstmöglich und mit überschaubarem Aufwand verkaufen. In Zeiten der Digitalisierung geht das – theoretisch – ganz einfach: Du bietest dein Angebot im eigenen Onlineshop an.

Es gibt viele Argumente, die für einen eigenen Onlineshop sprechen. Doch auch mindestens genau so viele dagegen. In den E-Commerce einzusteigen und seine Produkte über den eigenen Onlineshop zu vertreiben, erfordert viel Fachwissen, Mut und Kapital. Denn im Internet wird einem nichts geschenkt.

Zumal du vor einer großen Herausforderung stehst: Du benötigst viele Webseiten-Besucher (= Traffic) und eine gute Conversion Rate (CTR), um genügend Umsatz zu machen. Zudem musst du dich um die Logistik und die Abläufe in deinem E-Commerce-Lager kümmern. Eine gewaltige Herausforderung!

Wäre es nicht viel einfacher, wenn du deine Produkte über Amazon verkaufst?

Das spricht für Amazon als Absatzkanal

Amazon ist unangefochten der größte Online-Marktplatz der Welt. Auch in Deutschland kann keiner der US-Plattform das Wasser reichen. 9,3 Milliarden Euro Umsatz – so viel machte Amazon im Jahr 2018 alleine in der Bundesrepublik. Otto (3,2 Milliarden Euro) und Zalando (1,4 Milliarden Euro Umsatz) liegen abgeschlagen auf Platz 2 und 3. Andere Onlineshops sind noch viel weiter von diesen Dimensionen entfernt.

Schaubild: Die größten Onlineshops in Deutschland (Bild: Statista)

Warum um Aufmerksamkeit und Traffic buhlen, wenn es bereits eine Plattform gibt, die jeder kennt und fast jeder liebt? Warum nicht beim Marktführer vertreten sein?

Was spricht gegen einen Verkauf bei Amazon?

Wo Licht ist, fällt auch Schatten. Denn du und dein StartUp seid nicht einzigen, die auf Amazon ihre Produkte verkaufen. Und sicherlich wird dein Produkt nicht so einzigartig sein, dass es kein direktes Konkurrenzprodukt oder zumindest ein ähnliches Angebot gibt.

Deswegen musst du auch bei einem Vertrieb über Amazon viel Zeit, Energie, Hirnschmalz und Geld einsetzen, um Marketing zu betreiben. Zum Beispiel dafür, dass deine Produkte in der Suche auf den ersten Plätzen gefunden werden. Sei es durch Bewerbung mit Anzeigen oder organisch. Letzteres kostet zwar kein Geld, dafür musst du Erfahrung in der Optimierung von Keywords und Produkttexten haben.

Wie kann man Produkte über Amazon verkaufen?

Seit ein paar Jahren ist Amazon mehr als nur ein Onlineshop. Das Unternehmen wandelte sich zum Marktplatz – mit großem Erfolg. Von A wie Ameisengift bis Z wie Zahnseide: Dank der unzähligen Anbieter gibt es fast nichts, was bei Amazon nicht verkauft wird. Und das Angebot wächst stündlich an.

Dahinter steckt unter anderem der Service von Amazon FBA. FBA steht für “Fullfillment By Amazon”. Das bedeutet übersetzt so viel wie “Abwicklung durch Amazon” oder “Versand durch Amazon”.

Was sind die Vorteile von Amazon FBA?

“Amazon übernimmt für dich die gesamte logistische Auftragsabwicklung. Diese beinhaltet die Lagerung, den Versand, die Retouren und die Kundenbetreuung”, erklärt Smart-Minded.de. “Du als Händler hast also keinen physischen Kontakt mehr zu deinen Produkten, wenn du diese über Amazon verkaufst und das FBA-Programm benutzt.”

Zudem kannst du deine Produkte über Amazon Prime vertreiben und erhältst das wichtige Signet “Versand durch Amazon”. Weitere Infos und Pro-Argumente erhältst du auf der offiziellen “Versand durch Amazon”-Seite.

Welche Grundvoraussetzungen benötigt man für Amazon FBA?

Die wichtigste Grundvoraussetzung ist: Du musst ein Gewerbe anmelden. Das kannst du als Solo-Selbstständiger oder als richtiges Unternehmen erledigen. Für Amazon FBA ist die Rechtsform deines StartUps (GbR, UG, GmbH etc.) unerheblich. Aber für dich kann das große Auswirkungen haben. Zum Beispiel haftest du als Solo-Preneur mit deinem gesamten Privatvermögen, bei einer GmbH nicht.

Wenn du deine Produkte auf dem Amazon-Marktplatz vertreiben möchtest, musst du also wie ein richtiger Geschäftsmann auftreten. Deswegen ist es ratsam, deinen Steuerberater so früh wie möglich ins Boot zu holen. Und: “Um deine Kosten, Einnahmen und Ausgaben sauber von deinen privaten Geldgeschäften zu trennen solltest du gleich am Anfang ein separates Geschäftskonto eröffnen”, wie im Ratgeber “Amazon FBA Schritt für Schritt” nachzulesen ist.

Welche Produkte lohnen sich über FBA?

“Hier muss exakt kalkuliert werden. Artikel mit hohen Margen eignen sich prinzipiell sehr gut. Aber diese aufzuspüren, ist nicht immer ganz einfach”, so Microtech.de. “Bei Produkten mit niedrigen Margen solltest du mit gaaaanz spitzem Bleistift rechnen.”

Darüber hinaus sagt Deutsche-Startups.de: “Bei exotischen Produkten oder eigenen Erfindungen müssen der Markt und die Nachfrage häufig erst geschaffen werden, das ist auf Amazon eher schwieriger.” Deswegen tun sich StartUps häufig schwer, ganz neuartige Produkte über Amazon FBA zu vertreiben. Es gibt einfach zu wenig Nachfrage in einer Marktnische, weil ja kaum einer die Innovation kennt. Dafür muss dein junges Unternehmen entsprechend Marketing betreiben und die Werbetrommel rühren.

Was kostet der Vertrieb über den Amazon-Marktplatz?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn es gibt verschiedene Kostenblöcke. Die Amazon FBA Gebühren fallen unter anderem für Versand- und Lagerkosten, Verkäufer-, Vermittlungs- und Erstattungsgebühren an. Amazons Reichweite und Dienstleistungen musst du also bezahlen. Trotzdem kann das alles für dein StartUp immer noch günstiger sein, als den ganzen E-Commerce-, Vertriebs- und Logistikprozess selbst zu stemmen.

Zumal Amazon frischgebackene Händler mit großen Rabatten umwirbt, unter anderem mit einem Programm für neue Artikel im Sortiment. Doch startet dein Verkauf über FBA richtig durch, kommst du nicht umhin, die eine oder andere Gebühr zu bezahlen.

Wann sollten StartUps über Amazon vertreiben?

Hierfür hat MeinStartUp.com eine goldene Amazon-FBA-Regel. Sie lautet 10x10x1. Das bedeutet: “10 Euro Gewinn x 10 Verkäufe pro Tag x 1 Produkt = 3.000 Euro.”

Selbstverständlich gibt es auch bei dieser Regel einige Ausnahmen. Aber als Faustformel ist sie gut geeignet.

Am Ende musst du dein E-Commerce-Business selbst knallhart kalkulieren, die Pros und Cons genau abwägen. Und einfach mal experimentieren: Melde dich bei Amazon FBA an und versuche die ersten Produkte darüber zu vertreiben. Nur so kannst du herausfinden, wie attraktiv es ist, auf dem größten Marktplatz der Welt dabei zu sein. Viel Erfolg!

Bilder: Pixabay, Statista

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