Ikarus Effekt (Bild: Freepik Pikaso)

Der tödliche Höhenflug: Wie du dein Unternehmen vor dem gefährlichen Ikarus-Effekt bewahrst

  • Letztes Update:5 Tagen 
  • Lesezeit:6Minuten

Fliege nicht zu hoch und vermeide den Ikarus-Effekt! Erfahre hier, warum Erfolg und hohe Ziele dein Unternehmen ruinieren können und wie du dagegen ansteuerst.

Was ist der Ikarus-Effekt?

Der Ikarus-Effekt – auch als Ikarus-Komplex oder Ikarus-Paradoxon bekannt – beschreibt das Phänomen, dass Menschen oder Unternehmen aufgrund von Überheblichkeit und Selbstüberschätzung scheitern. Deshalb spricht man auch von der „Hochmut kommt vor dem Fall“-Psychologie.

Der Ikarus-Effekt geht auf die griechische Sage von Ikarus und Daedalus zurück. Ikarus erschuf sich künstliche Flügel, mit denen er abheben konnte. Er flog trotz der Warnungen seines Vaters zu nah an die Sonne, was dazu führte, dass seine Flügel aus Wachs schmolzen und er ins Meer stürzte.


Erfahre die wichtigsten Fakten über den Ikarus-Effekt in dieser kurzen Podcast-Folge:


Wie der Ikarus-Effekt Unternehmen trifft

Kein Unternehmen ist vor dem Ikarus-Effekt gefeit! Besonders gefährlich wird es, wenn du oder andere Entscheidungsträger eure Geschäftserfolge für selbstverständlich haltet. Dann können sich folgende Fehler einschleichen

Strategische Fehler

🛑 Wachstum ohne Bedacht
Viele Firmen – besonders ScaleUps – expandieren zu schnell, ohne über die notwendigen Ressourcen oder das Know-how zu verfügen.

🛑 Innovationsblindheit
Erfolg kann dazu führen, dass man glaubt, keine weiteren Innovationen mehr zu benötigen. Das führt zu einer Stagnation.

Führungsschwächen

🛑 Machtkonzentration
Wenn Macht und Entscheidungsbefugnisse bei einer einzigen Person oder einer kleinen Gruppe konzentriert sind, kann das Unternehmen schnell in Schwierigkeiten geraten.

🛑 Marktignoranz
Wenn das Management die Kundenbedürfnisse ignoriert und glaubt, der Markt werde sich anpassen, statt umgekehrt, kann das verheerende Folgen haben.

Organisatorische Probleme

🛑 Strukturelle Starrheit
Erfolgreiche Unternehmen neigen dazu, starre Strukturen zu entwickeln, die Innovationen und Anpassungen verhindern.

🛑 Kulturelle Arroganz
Eine Unternehmenskultur, die nur Erfolgsgeschichten feiert und Kritik unterdrückt, fördert den Ikarus-Effekt.

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„Hochmut kommt vor dem Fall“: Beispiele für den Ikarus-Effekt

Der Ikarus-Effekt zeigt sich häufig bei großen, etablierten Unternehmen besonders deutlich, doch auch junge, aufstrebende Unternehmen sind gefährdet. Hier drei prominente Beispiele:

💸 Der Fall von WeWork

WeWork erlebte in den 2010er Jahren einen steilen Aufstieg. Mit der Vision, die Arbeitswelt zu revolutionieren, verfolgte das Unternehmen einen extrem aggressiven Expansionskurs, investierte Milliarden in neue Standorte, oft ohne klare Rentabilitätsstrategien.

Adam Neumann, der Gründer, verkörperte eine „zu nah an die Sonne“-Mentalität, indem er riskante Entscheidungen traf und traditionelle Unternehmensstrukturen ignorierte. Die Folge: WeWork musste radikal den Rotstift ansetzen.

💸 Zu abgehoben: Air Berlin

Air Berlin war lange Zeit die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands. Um den Marktführer Lufthansa herauszufordern, setzte das Unternehmen auf eine ambitionierte Wachstumsstrategie und ging dabei große Risiken ein.

Besonders durch den Wettbewerb mit Billigfliegern wie Ryanair und EasyJet verschuldete sich Air Berlin massiv und kämpfte mit operativen Problemen. 2017 führte die Überschätzung der eigenen Kapazitäten zur Insolvenz der bekannten Airline – ein klarer Fall des Ikarus-Effekts.

💸 Der Sonne zu nah: SolarWorld

Auch SolarWorld, einst ein führendes Unternehmen der deutschen Solarbranche, war von Ehrgeiz getrieben. Es wollte unbedingt globaler Marktführer werden.

SolarWorld investierte massiv in neue Produktionsstätten, insbesondere in den USA, ohne die sinkenden Preise für Solarmodule und den wachsenden Konkurrenzdruck aus China zu berücksichtigen. Als staatliche Subventionen gekürzt wurden, rutschte SolarWorld 2017 in die Pleite.

Warum StartUps scheitern - die häufigsten Fehler (Bild: Shutterstock)

Trifft der Ikarus-Effekt auch StartUps?

Klares Ja! StartUps sind sogar besonders anfällig für diesen Effekt. Sie verfolgen oft schnelles Wachstum und Expansion, um sich in wettbewerbsintensiven Märkten zu behaupten und Investoren zufriedenzustellen. Der Drang, schnell erfolgreich zu werden, kann dazu führen, dass Risiken ignoriert oder unterschätzt werden.

👆 Aggressives Skalieren ohne solides Fundament

Viele StartUps versuchen, so schnell wie möglich nach oben zu kommen, um Marktführer zu werden. Dabei werden oft grundlegende Elemente wie Produktqualität, Kundenservice oder interne Prozesse vernachlässigt.

Die Folge können Serverausfälle, unzufriedene Kunden und ein Vertrauensverlust sein.

👆 Zu viele Finanzmittel und falsche Anreize

Yes, geschafft! Was für ein großartiges Gefühl, wenn man als Gründer einen Investor an Bord geholt hat.

Doch darin liegt auch ein Risiko: StartUps, die große Finanzierungsrunden erfolgreich abschließen, befinden sich oft in einer gefährlichen Komfortzone. Mit viel Kapital können sie großzügig investieren, ohne langfristige Nachhaltigkeit im Blick zu haben. Ein solcher Überschuss an Ressourcen mindert den Druck, kluge Entscheidungen zu treffen.

👆 Überschätzung des Produkterfolgs

Eine weitere Gefahr für StartUps ist die Überschätzung des eigenen Produkts. Blind vor eigener Überzeugung wird in zusätzliche Funktionen und Märkte investiert, ohne die Zielgruppen ausreichend zu analysieren.

Wenn der Erfolg ausbleibt, bleibt das StartUp auf seinen Investitionen sitzen.

👆 Ignorieren von Marktbedingungen

Viele StartUps konzentrieren sich so sehr auf ihre eigene Vision, dass sie sich verändernde Marktbedingungen ignorieren. Diese Trägheit kann verheerende Folgen haben, wenn neue Wettbewerber schneller und agiler auf den Markt reagieren. Oder wenn es zu einer Disruption kommt.

👆 Überlastung der Schlüsselpersonen

In vielen StartUps sind die Gründer überproportional stark involviert. Wenn das Unternehmen jedoch zu schnell wächst, führt dies zur Überlastung, Ausfällen und zu strategischen Fehlern.

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So schützt du dich und dein StartUp vor dem Ikarus-Effekt

In der Euphorie erster Erfolge lauert die Gefahr, zu schnell zu nah an die Sonne zu fliegen. Wenn du dir dieser Gefahr bewusst bist, bist du schon einen Schritt weiter als viele andere. Mit den folgenden Tipps schützt du dich vor dem Ikarus-Effekt:

💪 Reflektiere dich selbst

Überprüfe regelmäßig deine eigenen Entscheidungen und Verhaltensweisen. Bewahre Demut und erinnere dich daran, dass Erfolg nicht immer dauerhaft ist.

💪 Hole Feedback ein

Schaffe ein Umfeld, in dem kritisches Feedback geschätzt wird. Umgib dich mit Personen, die dir ehrliches Feedback geben und setze auf externe Berater oder Mentoren.

💪 Schärfe dein Risikobewusstsein

Triff weiterhin fundierte Entscheidungen und entwickle Notfallpläne. Denke also immer an die Worst-Case-Szenarien. So kannst du Risiken realistischer einschätzen und bist auf unvorhergesehene Situationen vorbereitet.

💪 Arbeite an deiner Unternehmenskultur

Pflege eine positive Company Culture, die auf stabilen Werten beruht, statt auf kurzfristigen Gewinnen. Dies schützt vor Überheblichkeit.

💪 Vermeide Abhängigkeiten

Schaffe ein diversifiziertes Geschäftsmodell, um flexibler auf Veränderungen reagieren zu können. Verwalte deine Ressourcen vorsichtig und vermeide riskante Projekte.

💪 Manage deinen Stress

Nutze Achtsamkeitspraktiken, um fokussiert zu bleiben. Sorge für einen gesunden Ausgleich zwischen Arbeit und Erholung.

Fazit

Der Ikarus-Effekt ist eine ständige Gefahr, die sowohl große Unternehmen als auch StartUps betrifft. Um dieser Gefahr zu entgehen, ist es entscheidend, sich selbst und das eigene Unternehmen regelmäßig zu reflektieren, Feedback einzuholen und ein solides Risikomanagement zu betreiben.

Nur so kannst du langfristig erfolgreich sein, ohne dich im Höhenflug zu verlieren.

 

Bilder: Freepik Pikaso, Pixabay

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