Eine „fertige“ Firma erwerben und sofort loslegen – das klingt verlockend, oder? Aber ist der Kauf einer Vorratsgesellschaft wirklich eine gute Idee?
Vorratsgesellschaften: Werbeversprechen vs. Realität
Bereits gegründet, schon im Handelsregister eingetragen, sofort einsatzbereit mit Bankkonto und Steuernummer. Keine Wartezeiten, keine Verzögerungen. Einfach durchstarten.
So oder so ähnlich klingen die Werbeversprechen, wenn es um den Erwerb von Vorratsgesellschaften geht. Besonders für Gründer unter Zeitdruck klingt diese Lösung nach der perfekte Abkürzung. Doch ist es wirklich so „easy“, eine Vorratsgesellschaften zu kaufen und mit dieser sein Business zu starten? Wie sieht es mit den Kosten aus und den rechtlichen Risiken? All diese Fragen beleuchten wir in diesem Ratgeber.
💬 Du hast Fragen zu Steuern, Recht oder Gründung?
Das StartUpWissen-Team unterstützt dich gerne – zum Beispiel bei der Suche nach dem passenden Experten.
Was ist eigentlich eine Vorratsgesellschaft?
Eine Vorratsgesellschaft ist eine GmbH, UG oder andere Kapitalgesellschaft, die gegründet wurde, ohne dass direkt danach ein operatives Geschäft ausgeübt wird. Es wurde also eine Firma „auf Vorrat“ ins Leben gerufen.
Die Vorratsgesellschaft wird erst beim Verkauf an den eigentlichen Unternehmer aktiviert. Das heißt, es werden Name, Geschäftsgegenstand, Geschäftsführer und Gesellschafter geändert und das Geschäftskonto übernommen. Die Gesellschaft beginnt dann sofort und ohne Wartezeiten ihre Tätigkeit.
Was sind die größten Vorteile?
Übernimmst du eine Vorratsgesellschaft, profitierst du von diesen Pluspunkten:
✅ Der Handelsregistereintrag ist bereits erfolgt.
✅ Das nötige Stammkapital wurde eingezahlt.
✅ Ein Bankkonto ist vorhanden.
✅ Auch die Steuernummer ist da.
✅ Du kannst sofort Verträge schließen.
✅ Die Gesellschaft wirkt durch das Alter seriöser.
Wann eine Vorratsgesellschaft sinnvoll sein kann
💪 Bei Vorhaben mit sehr engem Zeitfenster. StartUps kennen dieses Problem.
💪 Bei komplexen Umstrukturierungen oder Transaktionen, in denen Timing eine große Rolle spielt.
💪 Bei Gründungen in Großstädten mit überlasteten Amtsgerichten, Notaren und Finanzämtern.
💪 Bei Aufträgen, in denen eine eingetragene Gesellschaft zwingende Voraussetzung ist.
💪 Bei Ausschreibungen, die nur an Firmen vergeben werden, die ein bestimmtes Alter haben.
Worauf du unbedingt achten musst
Extrem viel Papierkram, ewige Wartezeiten: Das Gründen einer Firma kann in Deutschland ein „Höllentrip“ sein. Eine Vorratsgesellschaft spart dagegen einige Wochen oder gar Monate an Zeit. Das ist ein sehr großer Vorteil, wenn eine schnelle Handlungsfähigkeit zwingend erforderlich ist.
Allerdings solltest du diese Aspekte bedenken:
🔻 Der Kaufpreis für die Vorratsgesellschaft liegt oft deutlich über dem reinen Stammkapital.
🔻 Es fallen Notarkosten für Geschäftsführerwechsel, Satzungsänderungen und Eintragungen an.
🔻 Eventuell kommen noch Beratungskosten hinzu, wenn bspw. steuerliche Anpassungen nötig sind.
🔻 Die Historie des Unternehmens muss rechtlich und steuerlich sauber nachvollziehbar sein.
Wichtig: Haftungs- und Transparenzrisiken
Auch wenn eine Vorratsgesellschaft bisher vermeintlich „leer“ und “nicht aktiv” war, solltest du sorgfältig verschiedene Fragen durchgehen und die Punkte von einem Experten klären lassen:
❓ Wurden wirklich keine Geschäfte getätigt?
❓ Wurde das Stammkapital vollständig und ordnungsgemäß eingezahlt?
❓ Ist das Stammkapital noch vorhanden?
❓ Gibt es alte Verbindlichkeiten, Bürgschaften oder Verträge?
❓ Besteht eine Lastenfreiheit der Gesellschaft?
Weshalb ist die Klärung dieser Fragen so wichtig?
🛑 Kommt später heraus, dass die Vorratsgesellschaft doch belastet war, kann das zu Haftungsrisiken, Streit mit Banken oder Geschäftspartnern und zu aufwendigen Korrekturen führen.
🛑 Zudem achten Investoren, Vertragspartner und teilweise auch Behörden auf „gekaufte“ Unternehmen. Stichwort: Geldwäscheprävention und KYC‑Prüfungen („Know Your Customer“).
Wo du eine Vorratsgesellschaft nicht kaufen solltest
Du willst eine Vorratsgesellschaft schnell und unkompliziert beim nächstbesten Anbieter kaufen? Vorsicht! .
👉 Schau dir die Webseiten dieser Verkäufer genau an. Oft bieten sie dir alle möglichen Services an – doch weder sind sie Steuerberater, noch Rechtsanwälte oder Notare. Wie können sie dann seriöse juristische oder steuerliche Beratung anbieten? Die Antwort ist klar: Gar nicht. Denn ohne Zulassung dürfen sie keine Rechts- oder Steuerberatung durchführen.
Natürlich sind nicht alle Anbieter unseriös oder nur auf schnellen Verkauf aus. Aber bei solch einem wichtigen Schritt wie dem Kauf einer Firma solltest du dir lieber einen passenden Steuerberater suchen oder mit Rechtsanwalt zusammenarbeiten. als auf nicht-zugelassene Verkäufer!
Fazit
Eine Vorratsgesellschaft kann eine clevere Abkürzung sein. Allerdings nur, und alles sauber prüfst. Hol dir Experten an Bord und lass dich nicht von Werbeversprechen blenden!
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Bilder: Freepik

