Zebra StartUp (Bild: Pixabay)

Was sind eigentlich … Zebra-StartUps? Und was macht sie so besonders?

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Nicht jedes StartUp ist gleich. Manche werden als Einhorn bezeichnet, andere als Zebra. Das steckt dahinter.

Entwicklung: Vom Einhorn zum Zebra

Den Begriff StartUp Unicorn hast du sicherlich schon gehört, oder? Damit bezeichnet man junge Unternehmen, deren Marktwert mehr als eine Milliarde US-Dollar beträgt. In Kanada werden die StartUp-Einhörner auch als Narwhal-StartUps bezeichnet, da diese Wal-Art mit ihrem Horn an die Fabelwesen erinnert.

Das Tierreich lässt die StartUp-Szene wohl nicht los. Denn in den letzten Jahren ist immer wieder die Bezeichnung StartUp-Zebra oder Zebra-StartUp zu vernehmen. Ja, richtig, gelesen.

Hinter der Bezeichnung Zebra-StartUp beziehungsweise StartUp-Zebra stecken ein paar gute Ideen. Ideen, die junge Unternehmen als etwas Besonderes auszeichnen sollen.

Definition: Was ist ein Zebra-StartUp?

StartUps, die sich als Zebra bezeichnen oder als solches eingestuft werden, verfolgen andere Ziele als StartUp-Unicorns (= Einhörner). Denn bei den „Zebra-Unternehmen“ steht nicht das rasante Wachstum und der große wirtschaftliche Erfolg im Fokus. Stattdessen möchten die Gründer und Geschäftsführer von Zebra-StartUps lieber langsam und nachhaltig wachsen.

Herkunft: Woher stammt der Name?

Es gibt verschiedene Überlieferungen, wie der Begriff „Zebra-Startups“ erfunden wurde. Neil Murray soll das Wort erschaffen haben. Der Investor wollte damit Unternehmen auszeichnen, die sinnbildlich Schwarz und Weiß symbolisieren.

Nach Murray zeigen Zebra-StartUps die Eigenschaften von weißen Schwänen auf. Weiße Schwäne sind im Unternehmertum besondere Unternehmen oder Geschäftsmodelle, die unerwartet erfolgreich sind und keinerlei Anzeichen eines zukünftigen Misserfolgs aufweisen.

Zudem besitzen die Zebra-Unternehmen auch teilweise die Eigenschaften von schwarzen Schafen. Also von Unternehmen, die geringe Erfolgsaussichten haben, geringe Leistungen oder Ergebnisse erzielen, oder bei denen man ein schlechtes Bauchgefühl hat.

Dieses Zusammenspiel aus Weiß und Schwarz ergibt eben das charakteristische Schwarz-Weiß-Muster – wie bei der Fellfärbung der Zebras.

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Besonderheiten: Was macht die StartUp-Zebras aus?

Nachhaltigkeit ist ein extrem wichtiges Thema bei den Zebra-StartUps. Damit sind zwei Arten von Nachhaltigkeit gemeint: Zum konzentrieren sind die Gründer darauf, umweltfreund und sozial zu agieren. Deshalb gehören viele Zebra-Unternehmen in den Bereich Green-StartUp oder Green Technology.

Zum anderen streben Zebra-StartUps kein exponentielles Wachstum an. Das bedeutet, die Gründer agieren nicht nach dem 10X Thinking beziehungsweise nach der 10X-Methode. Sie verfolgen entsprechend keine steile Skalierung des Geschäftsmodells, sondern eine langsame, aber nachhaltiges Entwicklung ihres Unternehmens an.

Daraus folgen auch andere Eigenschaften: Wenn jemand ein Zebra-StartUp gründet und führt, hat er keine Monopol-Stellung im Sinn. Vielmehr soll ein kooperatives und freundliches Verhalten dazu führen, dass das Unternehmen stetig wachsen kann – und das in einem oligopolen oder polypolen Markt.

Wächst und gedeiht das StartUps, muss es wie andere Unternehmen Gewinne abwerfen. Doch hierbei steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund. Geschäftsführer von Zebra-Unternehmen haben auch nicht die Wertsteigerung oder den Mega-Exit im Blick. Vielmehr möchten sie sich selbst verwirklichen, um damit ihren unternehmerischen Lebenstraum zu ermöglichen.

Übersicht: Was unterscheidet Zebra-StartUps von Unicorns?

Zebra- und Einhorn-StartUps sind zwar beides Neugründungen, aber ansonsten haben sie oft wenige Gemeinsamkeiten. Während Unicorns bestrebt sind, schnell zu skalieren und den Markt zu beherrschen, stehten bei den Zebras andere Wirtschaftskennzahlen im Fokus. Welche das sind, zeigt dieses Schaubild auf:

Vom Begriff zur Zebra-Bewegung: Was kam es dazu?

Vier Gründerinnen aus den USA – Jennifer Brandel, Mara Zepeda, Astrid Scholz und Aniyia Williams – veröffentlichten im März 2017 auf der Plattform Medium einen Artikel mit dem Titel “Zebras Fix What Unicorns Break”.

In dem Beitrag kritisieren die Gründerinnen beispielsweise die amoralischen Wachstumsstrategien von Facebook, Uber und anderen bekannten StartUps. So heißt es in einem Absatz: „Facebook – das ultimative Einhorn – wurde während der Präsidentschaftswahl als Waffe eingesetzt, um Falschnachrichten zu verbreiten. Uber hat Kritik dafür bekommen, dass es dubiose politische Agenda unterstützt, eine toxische Arbeitskultur toleriert, die Löhne seiner Mitarbeiter manipuliert und Regulierungen umgeht.“

Die Unicorns würden gesellschaftlich viel kaputt machen, so die Autorinnen. Dies müsse repariert werden. Wie? Mit Zebra-StartUps! Derartige Unternehmen seien profitabel und brächten zugleich mit ihren Werten die Gesellschaft voran, so die die Autorinnen.

Im Original schreiben sie dazu: „We believe that developing alternative business models to the startup status quo has become a central moral challenge of our time. These alternative models will balance profit and purpose, champion democracy, and put a premium on sharing power and resources. Companies that create a more just and responsible society will hear, help, and heal the customers and communities they serve.“

Übersetzt bedeutet das: „Wir glauben, dass die Entwicklung von alternativen Geschäftsmodellen zum Start-up-Status quo zu einer zentralen moralischen Herausforderung unserer Zeit geworden ist. Die alternativen Modelle werden Gewinn und Zweck in Einklang bringen, die Demokratie unterstützen und den Austausch von Macht und Ressourcen in den Vordergrund stellen. Unternehmen, die eine gerechtere und verantwortungsvollere Gesellschaft schaffen, werden die Bedürfnisse und die Communities, die sie bedienen, beachten, unterstützen und heilen.“

Herausforderungen: Welche Probleme haben StartUp-Zebras?

Schnelles Wachstum, gigantische Reichweiten, fette Exits: Einhörner sind beliebt in den Medien und bei Investoren. Deswegen erhalten sie mehr Aufmerksamkeit als Zebras, die nachhaltig wachsen und wirtschaften. Das wird für die Schwarz-Weißen-Unternehmen zu einem Problem.

Jennifer Brandel, Mara Zepeda, Astrid Scholz und Aniyia Williams haben weitere Gründe ausgemacht, warum StartUp-Zebras es schwer haben. Hier ein paar wichtige Punkte:

Rechtsformen
Zebra-Unternehmen, die ein Gleichgewicht zwischen Gewinn und Zweck anstreben, stehen vor der Herausforderung, sich in den bestehenden Strukturen zurechtzufinden. Sie müssen sich entscheiden, ob sie ein Gewinn-orientieres Unternehmen oder eher eine gemeinnützige Körperschaft sein möchten. Das Einhalten der Rechtsform kann aufwändig und auch teuer sein.

Vorbilder
Es gibt zwar zahlreiche Zebra-StartUps auf der Welt, doch nur wenige sind bekannt. Das bedeutet, es fehlt neuen, angehenden Gründern an „Helden“, denen sie nacheifern können. Deshalb setzen viele junge Unternehmer auf das bewährte Modell „Wachstum um jeden Preis“.

Gründerinnen
Zebra Companies werden oft von Frauen ins Leben gerufen. Doch diese erhalten in der Regel weniger Risiko-Kapital oder Geldspritzen von Investoren als Männer. Das bedeutet, es mangelt oft an Kapital. Das ist ein Problem, das viele Fempreneure kennen.

Investoren
Banken oder Business Angels besitzen oft nicht das passende Mindset. Denn: Investoren, die in Zebra Startups investieren, sollten eine gewisse Risikobereitschaft haben und die potenziellen Chancen und Risiken sorgfältig abwägen. Sie müssen auch flexibel sein und schnell auf Veränderungen reagieren können, um sich an sich verändernde Marktbedingungen anzupassen.

Umsetzung: Wie wird ein StartUp zum Zebra?

Ein Unternehmen wird zu einem Startup-Zebra, wenn es sich auf nachhaltiges Wachstum und auf die Verfolgung von Werten wie ethische Geschäftsmethoden, soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein konzentriert. Da derartige Ziele und Herausforderungen sich schwer mit typischen Finanzierungsmethoden von StartUps meistern lassen, also mit Bank-Krediten und VC-Geldern, müssen sich die Gründer auf andere Geldquellen konzentrieren.

Alternative Finanzierungsquellen können Crowdfunding und Crowdinvesting, gemeinnützige Investoren oder lokale Investoren sein. Diese legen meist einen stärkeren Fokus auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit. Zudem verfolgen sie oft einen sogenannten „Double Bottom Line“-Ansatz: Sie streben einen finanziellen Erfolg wie auch soziale oder ökologische Ziele an.

Neue Tiernamen: Vom Zebra- zum Nashorn- und Kamel-StartUp

Einhörner, Decacorns, Narwhal- und Zebra-StartUps: Die StartUp-Szene ist gerne kreativ und denkt sich fortwährend frische Begriffe aus, um neue Unternehmensformen zu bezeichnen. So wird mittlerweile auch von Kamel- und Nashorn-StartUps geredet. Deren Ziele und Strukturen erinnern an die der Zebra-Unternehmen.

Kamel-StartUps
Genau wie echte Kamele sind Camel Startups in der Lage, lange Zeit ohne Nahrung und Wasser zu überleben, der brennenden Wüstenhitze zu widerstehen und sich an extreme Klimaschwankungen anzupassen. Sie können somit als Überlebenskünstler bezeichnet werden.

Übersetzt bedeutet das: Diese jungen Unternehmen sind anpassungsfähig und widerstandsfähig. Ihre Resilienz beruht vor allem auf einem nachhaltigen, strukturierten Geschäftsmodell, einer langfristige Perspektive und einer wirtschaftlich agile Organisationsstruktur. Rentabilität ist wichtig, aber es wird aber nicht erwartet, dass sie von Anfang an Gewinne abwerfen.

Nashorn-StartUps
In der Startup-Philosophie sind Nashörner wie Zebras bodenständiger und nachhaltiger als Einhörner, die hauptsächlich für ihr schnelles Wachstum bekannt sind. Nashorn-Startups (engl. Rhino StartUps) setzen hingegen auf Profitabilität statt auf schnelles Wachstum. Sie können daher als „sichere Einhörner“ betrachtet werden. Oder als Zebra-Unternehmen, die im Sinn haben, bald ein Scale Up zu werden.

Wie gut zu erkennen ist: Die Grenzen zwischen Zebra-, Kamel- und Nashorn-Unternehmen fallen ziemlich fließend aus. Zumal alle Definitionen nicht in Stein gemeiselt sind. Investoren verstehen unter den genannten Tierbezeichnungen teilweise etwas anderes.


Hörtipp: Im USP Marketing Podcast erklärt ein Nachhaltigkeits-Experte, wie du ein nachhaltiges Unternehmen aufbaust.

Bilder: Pixabay, Medium

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