Hast du mehr Aufträge als helfende Hände? So gehst du den Fachkräftemangel im Handwerk gezielt an – mit Sofortmaßnahmen und nachhaltigen Strategien.
Wenn das Auftragsbuch überquillt
Bernd ist frustriert. Ständig rufen potentielle Kunden an und möchten die Dienstleistungen seines Handwerksbetriebes in Anspruch nehmen. Doch Bernd kann sich darüber nicht freuen, denn sein Auftragsbuch ist voller als voll – und er kann fast keinen Auftrag abarbeiten. Seinem Unternehmen fehlen dringend Fachkräfte.
Egal, ob Dachdecker, Sanitärbetrieb, Elektromeister, Maler oder Bauunternehmen: Das Handwerk steckt seit Jahren mitten in einer Fachkräftekrise. Über 250.000 Fachkräfte fehlen laut Zentralverband des Deutschen Handwerks insgesamt. Gleichzeitig gehen in den nächsten fünf Jahren 125.000 Betriebsinhaber in den Ruhestand. Nachwuchs? Fehlanzeige.
Das heißt: Die Fachkräftemangel-Krise im Handwerk verschärft sich zunehmend. Doch du musst nicht tatenlos zusehen! Es gibt verschiedene Maßnahmen, die kurzfristig, mittelfristig und langfristig wirken. Hier bekommst du eine Übersicht.
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Kurzfristige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel im Handwerk
Zeit für Lösungen! Wenn dir akut Personal fehlt, um wenigstens die dringendsten Aufträge zu erledigen, kannst du diese Lösungen umsetzen:
Subunternehmer engagieren
Es gibt zahlreiche motivierte und fachlich kompetente Subunternehmer, besonders im Baugewerbe. Solltest du in deiner Region oder überregional nicht schnell fündig werden, kannst du Kontakt zu Subunternehmern aus Osteuropa aufnehmen.
Handwerksplattformen nutzen
Hast du schon an Kleinanzeigen.de oder MyHammer gedacht? Es mag seltsam anmuten, als Handwerksbetrieb dort nach Fachkräften zu suchen. Aber hey, der Fachkräftemangel und der damit verbundene „War for Talents“ ist gnadenlos. Da musst du kreativ und aktiv sein!
Dienstleister für Zeitarbeit
Manche Zeitarbeitsfirmen bieten gezielt Unterstützung fürs Handwerk an. Auch wenn die Kosten für die einzelnen Fachkräfte teilweise höher liegen, als wenn du sie in deinem Unternehmen anstellen würdest, kannst du damit deine Engpässe überbrücken.
Ruheständler reaktivieren
Viele ehemalige Handwerker sind fit und bereit, ihre Rente etwas aufzubessern. Sie können beispielsweise bei der Beratung, bei Schulungen oder auf der Baustelle als Projektleiter helfen.
Personalmangel im Handwerk: Mittelfristige Lösungen
Die folgenden Maßnahmen brauchen etwas Vorlauf. Sie können aber bei Engpässen in ein paar Wochen oder Monaten helfen. Probiere sie aus!
Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit
Nutze gezielte Programme der Arbeitsagentur zur qualifizierten Vermittlung von Quereinsteigern. Oder nutze Programme, um eigene Mitarbeiter durch gezielte, geförderte Weiterbildungen auf neue, wichtige Positionen setzen zu können.
Integration von Migranten und Geflüchteten
Viele Migranten und Geflüchtete haben genau die Qualifikationen, die dein Unternehmen braucht. Dank des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes lassen sich Hürden schneller abbauen. Es gibt unter anderem Sprachkurse, Anpassungsqualifizierungen und Vermittlungsplattformen. Nutze sie!
Beschäftigung von Quereinsteigern
Viele Menschen suchen einen Neustart. Mit Praktikas, Umschulungen oder betrieblichen Einarbeitungsprogrammen bietest du Chancen für Geringqualifizierte und Quereinsteiger. Wenn alles gut läuft, gewinnst du loyale Angestellte.
Langfristige Strategien: Dein Betrieb als Fachkräftemagnet
Du willst dauerhaft unabhängiger vom Auf und Ab des Arbeitsmarktes sein? Dann musst du strategisch und nachhaltig denken – und entsprechend handeln. Zum Beispiel so:
Employer Branding aufbauen
Was macht deinen Betrieb besonders? Warum sollte jemand für dich arbeiten wollen? Entwickle eine klare, symptahische Arbeitgebermarke. Das heißt, du musst am sogenannten Employer Branding arbeiten, indem du unter anderem auf Social Media Recruiting setzt.
Kooperationen mit Schulen
Ermögliche Jugendlichen frühzeitige Einblicke in deinen Betrieb. Biete beispielsweise Schnupperpraktika, Ferienjobs oder Berufsfelderkundungen an. So sicherst du dir den Nachwuchs von morgen – und kannst gezielt fördern.
Ausbildung stärken
Die duale Ausbildung bleibt der wichtigste Hebel gegen den Fachkräftemangel. Doch nur positiv wirkende Betriebe finden motivierte Azubis. Daher musst du den Auszubildenden einen attraktiven Arbeitsplatz mit Zukunftsperspektiven bieten.
Frauen gezielt fördern
Frauen sind im Handwerk auf dem Vormarsch, besonders in Engpassberufen. Nutze Programme wie den Girls’ Day, biete Praktika in männerdominierten Gewerken und mache weibliche Vorbilder sichtbar – zum Beispiel auf deiner Webseite oder in der Kommunikation.
Fazit
Erinnerst du dich noch an die Einleitung? Stell dir vor, du nimmst jeden Tag den Telefonhörer ab und sagst: „Wir können morgen früh jemanden schicken.“ Das gelingt dir nur, wenn du den Fachkräftemangel im Handwerk nicht einfach hinnimmst, sondern ihm mit verschiedenen Maßnahmen und Lösungen entgegentrittst.
Damit du keinen Punkt vergisst, gibt es hier noch eine Checkliste mit den wichtigsten To-Dos:
Kurzfristige Maßnahmen
☑ Subunternehmer oder Freelancer engagieren
☑ Handwerksplattformen zur Personalsuche nutzen
☑ Zeitarbeitsfirmen mit Branchenfokus kontaktieren
☑ Ruheständler reaktivieren
Mittelfristige Maßnahmen
☑ Kontakt zur Arbeitsagentur aufnehmen
☑ Programme für Quereinsteiger prüfen
☑ Geflüchtete und Migranten integrieren
☑ Praktikumsplätze gezielt anbieten
Langfristige Strategien
☑ Eigene Arbeitgebermarke entwickeln
☑ Social-Media-Auftritt für Azubi-Ansprache nutzen
☑ Ausbildung stärken und modern kommunizieren
☑ Frauen gezielt fördern und ansprechen
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FAQ zum Thema „Handwerker-Fachkräftemangel“
Hast du noch Fragen? Dann bekommst du hier kurze, qualifizierte Antworten:
Was versteht man unter Fachkräftemangel im Handwerk?
Der Begriff beschreibt die Situation, dass offene Stellen für ausgebildete Handwerker über längere Zeit hinweg nicht besetzt werden können. Grund dafür sind zu wenige qualifizierte Arbeitskräfte, ein steigender Fachkräftebedarf – etwa durch die Energiewende – und eine sinkende Zahl an Bewerber, vor allem in Ausbildungsberufen.
Wie viele Fachkräfte fehlen im Handwerk?
Laut aktuellen Zahlen fehlen über 250.000 Fachkräfte im Handwerk. Besonders groß ist die Lücke in Berufen wie der Bauelektrik, der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie im Kfz-Bereich.
Warum bewerben sich so wenige junge Menschen auf Ausbildungsplätze?
Viele Jugendliche werden durch Schule, Elternhaus und Gesellschaft auf akademische Laufbahnen vorbereitet. Gleichzeitig fehlen praktische Berufsorientierung, handwerkliche Vorbilder und moderne Ausbildungsformate. Zudem ist das Image mancher Handwerksberufe noch immer negativ behaftet – zu Unrecht!
Können ausländische Fachkräfte das Problem lösen?
Teilweise. Durch das novellierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz wird der Zugang ausländischer Fachkräfte vereinfacht. Betriebe können mit gezielter Unterstützung (beispielsweise Willkommenslotsen und Sprachkursen) qualifizierte Mitarbeitende aus dem Ausland integrieren.
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Bilder: Freepik
