StartUps bringen Imperien ins Wanken. Und das ist auch gut so. Wir alle sollten uns davon eine Scheibe abschneiden. Hier ein “Arsch hoch!”-Motivationsbeitrag.
Ein Kommentar von Jürgen Kroder, Chefredakteur StartUpWissen.biz
Ein verklärter Blick in die “gute, alte Zeit”
Erinnert ihr euch noch an ICQ, AOL, Yahoo, Lycos, Winamp, Compuserve, Iomega, Netscape, Napster und Macromedia? Das waren Marken, die Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre für digitale Trends und Umbruch standen.
Wir gingen mit Compuserve oder AOL ins World Wide Web, surften mit dem Netscape-Browser Seiten wie Yahoo und Lycos an. Man lud sich über Napster …ähem … “dezentrale Sicherheitskopien” von Songs herunter, speicherte diese auf seinem ZIP- oder JAZ-Drive von Iomega und spielte die MP3s mit Winamp ab. Man chattete über ICQ oder AIM mit seinen Freunden und erstellte mit Macromedia Dreamweaver seine erste eigene Webseite.
Stopp! Bevor ich jetzt noch mehr ins Schwärmen komme…
Was ich sagen will, dürfte klar sein: Obwohl die genannten Szenen nur rund 20 Jahre her sind, besitzt keine der genannten Marken noch Relevanz. Einige davon sind gar ganz verschwunden – und damit auch die Unternehmen dahinter.
Weggefegt. Aus. Vorbei.
Die Giganten sind tot
Wie konnte das passieren? Immerhin waren das alles mal Internet-Pioniere und Marktgrößen.
Die Gründe für das Verschwinden von ICQ, Netscape & Co. fallen vielfältig aus. Was sie oft gemeinsam haben: Die einstigen Marktführer und Taktgeber in Sachen Internetdienste und Digitalisierung wurden links und rechts von der Konkurrenz überholt.
Die meisten von uns denken, dass große Unternehmen und bekannte Marken unangreifbar seien. Nichts kann sie ins Wanken oder gar zum Einsturz bringen. Einmal Sieger, immer Sieger.
Dass das nicht stimmt, zeigt eben der Fall der genannten Marken wie auch viele andere Beispiele aus der jüngsten Geschichte: Kodak, Nokia, Blackberry, Quelle, Bockbuster-Videotheken … die Liste ist lang. Und sie wird ständig länger.
Vom Winzling zum Thronerbe
Die Digitalisierung beschleunigt die Geschwindigkeit. Aus Start-ups und Underdogs werden “plötzlich” – also innerhalb weniger Jahre – gefährliche Angreifer. Jüngstes Beispiel: Tesla ist mehr Wert als Volkswagen. Und mehr als Volkswagen und BMW zusammen. Und mehr als GM und Ford zusammen
Klar, hierbei handelt es sich eventuell um einen kurzfristigen Peak beim Aktienkurs. Aber er sagt viel aus: Die Aktionäre und auch andere gewichtige Persönlichkeiten trauen dem Angreifer viel zu. Obwohl er ein echter Winzling ist!
Tesla verkaufte 2019 knapp 370.000 Fahrzeuge, Volkswagen rund 11 Millionen (womit VW der größte Autobauer der Welt ist). Anders gesagt: Teslas Absatzzahlen sind nur eine kleine Nachkommastelle von VWs gigantischer Bilanz. Ein Mückenstich, nicht mehr.
Aber wie wir alle wissen können Mückenstiche einen Elefanten umhauen. So ist beispielsweise Frank Thelen davon überzeugt, VW, BMW und andere namhafte Autohersteller würden in naher Zukunft bedeutungslos.
Ob das so kommen wird? Das sei mal dahingestellt. Was die Story aber zeigt: Erfolg ist kein Garant für weiteren Erfolg. Selbst die fetten Stühle der Giganten können angesägt werden. Und das ist auch gut so!
Der Fortschritt ist das As im Ärmel der Kleinen
Fortschritt kommt von Voranschreiten. Voranschreiten bedeutet Veränderungen. Veränderungen kommen durch neue Ideen, Visionen, Konzepte, Produkte. Und diese müssen nicht zwangsläufig von den Großen kommen. Auch die Kleinen – sprich: echte Start-ups und andere innovative Unternehmen – haben die Chance, den Takt vorzugeben.
Die Essenz daraus sollte uns alle motivieren. Jeder von uns besitzt das Potential für Veränderungen. Veränderungen für allerlei Dinge im Leben, zum Beispiel im Privatleben. Oder im Beruf. Oder eben in der Berufung, eine Branche oder gar die ganze Welt verändern zu wollen.
Lasst uns alle mehr wie Elon Musk sein. Ein Tesla, das VW herausfordert. Ob es am Ende zum Sieg kommt, ist fast egal. Der Wille und der Versuch zählt. Oder um mal wieder ein Zitat von Henry Ford zu verwenden:
“Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern.”
Über den Autor:
Jürgen ist Gründer und Chefredakteur von StartUpWissen.biz. Zudem arbeitet er als freier Fachautor und Marketing-Berater. Dieser Kommentar erschien zuerst in seinem Blog, in dem er regelmäßig über die Themen Digitalisierung, StartUps, Marketing und E-Commerce schreibt.
Bilder: Pixabay, Visualcapitalist