Jeder Cent zählt! Also: Wie viel kostet es, ein Produkt herzustellen? In diesem Guide lernst du, wie du die Herstellungskosten richtig berechnest.
Was sind Herstellungskosten?
Herstellungskosten, auch Produktionskosten genannt, bezeichnen alle Kosten, die bei der Herstellung eines Produkts entstehen. Dazu zählen unter anderem:
📈 Materialkosten
📈 Fertigungslöhne
📈 Maschinen- und Fertigungskosten
📈 Hilfs- und Betriebsstoffe
📈 Sondereinzelkosten der Fertigung
Diese Aufstellung folgt den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung. Für StartUps ist sie auch ohne Bilanzpflicht wichtig. Warum? Weil sie die Basis deiner Pricing-Strategie bildet.
Warum du deine Herstellungskosten kennen musst
Ohne realistische Kalkulation entsteht schnell ein gefährlicher Teufelskreis:
❌ Du setzt zu niedrige Preise
❌ Deine Marge schrumpft
❌ Dein Unternehmen verliert Geld
Außerdem brauchst du die Herstellungskosten für:
📊 die Preiskalkulation
📊 deine Finanzplanung
📊 Gespräche mit Investoren oder Banken
📊 Fördermittel- oder Kreditbeantragungen
Die Kenntnis deiner echten Herstellungskosten schützt dich also doppelt: wirtschaftlich und strategisch.
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So berechnest du die Herstellungskosten Schritt für Schritt
Die Ermittlung deiner Hersetllungskosten erfolgt meist je Produkt, Artikel oder Leistungseinheit. Dafür gehst du zur Kalkulation so vor:
1. Direkte Materialkosten erfassen
Zähle alle Rohstoffe und Materialien, die du direkt für ein Produkt benötigst. Beispiel: Du backst vegane Müsliriegel? Dann gehören Haferflocken, Nüsse und Datteln zu den direkten Materialkosten.
2. Fertigungslöhne kalkulieren
Wie viel Arbeitszeit steckt in der Herstellung und was kostet diese? Rechne dabei auch dein eigenes Gehalt mit ein, wenn du selbst produzierst.
3. Gemeinkosten anteilig zuordnen
Das sind alle Kosten, die nicht direkt einem Produkt zugeordnet werden können, zum Beispiel Miete, Strom, Maschinenwartung. Diese verteilst du anteilig auf die Stückzahl.
4. Sondereinzelkosten berücksichtigen
Dazu gehören zum Beispiel Werkzeuge, Verpackung für ein bestimmtes Produkt oder Prototyp-Kosten.
Die simple Formel zur Herstellungskostenberechnung
Fasse alles zusammen und berechne mit einer einfachen Formel die Herstellungskosten in einem fest definierten Zeitraum (zum Beispiel: Quartal oder Geschäftsjahr).
Herstellungskosten = (Materialkosten + Fertigungslöhne + Gemeinkostenanteil + Sondereinzelkosten) / (Anzahl der hergestellten Produkte)
Herstellungskosten berechnen: Beispiele aus der Praxis
Jetzt wird’s konkret. So sieht die Berechnung in fünf typischen Gründerbranchen aus:
Beispiel 1: Herstellungskosten für ein Getränk
Stell dir vor, du entwickelst einen neuartigen Bio-Eistee, den du zu einem guten Preis verkaufen möchtest. Bevor du die UVP (Unverbindliche Preisempfehlung) festlegen kannst, musst du zuerst einmal wissen, wie teuer die Produktion ist. Sammle hierzu die folgenden Daten:
✅ Materialkosten je Flasche
Tee, Zitronensaft, Zucker, Wasser, Flasche, Etikett = 0,45 Euro
✅ Fertigungslöhne
Abfüllung, Etikettieren, Verpacken = 0,20 Euro
✅ Gemeinkosten (anteilig)
Maschinen, Strom, Miete, Wartung = 0,15 Euro
✅ Sondereinzelkosten
Individuelles Etikettendesign für die erste Charge = 0,05 Euro
👉 Herstellungskosten pro Flasche: 0,85 Euro
💡 Tipps: Wenn du später Skaleneffekte nutzt, sinkt der Stückpreis. Aber am Anfang zählt jede Komponente.
Beispiel 2: Herstellungskosten für ein T-Shirt
Du betreibst einen Onlineshop für nachhaltig produzierte Kleidung. Dort verkaufst du T-Shirts. Deren Wert ermittelst du folgendermaßen:
✅ Materialkosten pro Shirt
Bio-Baumwolle, Garn, Etikett = 2,50 Euro
✅ Fertigungslöhne
Näher, Design, Qualitätsprüfung = 3,00 Euro
✅ Gemeinkosten
Lagerkosten, Maschinen, Verpackung = 1,20 Euro
✅ Sondereinzelkosten
Schnittmusterentwicklung, Versandkarton = 0,30 Euro
👉 Herstellungskosten pro Shirt: 7,00 Euro
💡 Wichtig: Die Kosten für Werbung, Website, Retouren und Steuern zählen nicht zu den klassischen Herstellungskosten, sondern zu den Vertriebskosten. Kalkuliere diese separat.
Beispiel 3: Herstellungskosten für ein Möbelstück
Dein Betrieb fertig individuelle Möbelstücke, zum Beispiel ausgefallene Tische. Deren Herstellungskosten können beispielsweise so aussehen:
✅ Materialkosten pro Tisch
Massivholz, Schrauben, Öl = 80,00 Euro
✅ Fertigungslöhne
Holzzuschnitt, Schleifen, Montieren (6 Stunden à 60 Euro) = 360,00 Euro
✅ Gemeinkosten
Werkstattmiete, Maschinenabschreibung, Strom = 40,00 Euro
✅ Sondereinzelkosten
Einzelanfertigung mit Kundenwunsch, Sonderwerkzeug = 20,00 Euro
👉 Herstellungskosten pro Tisch: 500,00 Euro
💡 Das zeigt: Handwerk hat hohe Personalkosten. Eine effiziente Arbeitsweise lohnt sich hier besonders.
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Beispiel 4: Herstellungskosten für eine App
Auch bei digitalen Produkten entstehen Herstellungskosten – wenn auch anders verteilt. Die Kostenblöcke einer innovativen Smartphone-App könnten sein:
✅ Materialkosten
Entwicklungssoftware, Frameworks = null, da Open Source
✅ Fertigungslöhne
Programmierer, UX-Designer, Projektmanagement (geschätzt 1.000 Stunden à 100 Euro) = 100.000 Euro
✅ Gemeinkosten
Laptops, Büro, Internet, Testgeräte = anteilig 5.000 Euro
✅ Sondereinzelkosten
Prototyp-Tools, Testnutzer-Vergütung = 5.000 Euro
👉 Herstellungskosten (Gesamtprojekt): 110.000 Euro
💡 Tipp: Teile die Summe durch die erwartete Nutzerzahl oder verkaufte Lizenzen, dann entsteht eine „virtuelle Stückkosten“-Kalkulation.
Beispiel 5: Herstellungskosten für ein Buch
Ein Solo-Verlag bringt ein Ratgeberbuch heraus. Wie hoch sind seine Herstellungskosten, wenn 1.000 Stück verkauft werden sollen?
✅ Materialkosten pro Buch
Papier, Druck, Bindung = 2,50 Euro
✅ Fertigungslöhne
Text, Lektorat, Layout, Coverdesign = 3,50 Euro
✅ Gemeinkosten
Software, Arbeitsplatz, Strom, Miete = 0,50 Euro
✅ Sondereinzelkosten
ISBN, Korrektorat, Autorenfotos = 1,00 Euro pro Stück
👉 Herstellungskosten pro Buch: 7,50 Euro
💡 Hier zeigt sich: Bei geringen Materialkosten treiben Dienstleister den Preis. Je mehr Bücher du druckst, desto günstiger wird jedes einzelne.
Herstellungskosten berechnen: Kostenlose Vorlagen
Dir reichen die Formel zur Berechnung der Herstellungskosten nicht aus? Oder möchtest du selbst mal schnell durchrechnen, wie deine Produktionskosten aussehen? Dann nutze doch diese Excel-Vorlagen.
> Download: Muster – Herstellungskosten mit Zuschlagkalkulation
Tipps für deine eigene Kalkulation
✅ Nutze Tabellen
Erstelle eine Excel- oder Google-Sheet-Vorlage mit allen Kostenarten. So erkennst du schnell Optimierungspotenziale.
✅ Rechne konservativ
Plane lieber mit leicht erhöhten Werten. So schützt du dich vor bösen Überraschungen.
✅ Trenne sauber
Herstellungskosten gehören nicht in die gleiche Rechnung wie Marketing- oder Verwaltungskosten.
✅ Denke an Skalierung
Viele Kostenarten verändern sich mit der Menge. Berechne deine Herstellungskosten für verschiedene Stückzahlen.
✅ Dokumentiere alles
Leg dir einen Standardprozess an, damit du bei jeder neuen Produktidee sofort durchstarten kannst.
Weitere Tipps, wie du die Produktionskosten senken kannst, bekommst du in diesem Podcast:
Fazit
Du kannst nur erfolgreich verkaufen, wenn du weißt, was dein Produkt wirklich kostet. Die Herstellungskosten sind dafür der Schlüssel. Mit einer guten Kalkulation erkennst du, ob deine Idee wirtschaftlich tragfähig ist und wie viel Spielraum du bei der Preisgestaltung hast.
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Bilder: Freepik