Möchtest du mit deiner Werbung Kinder und Teenager ansprechen, musst du ethische und rechtliche Vorgaben beachten. Eine echte Gratwanderung!
Ein Gastbeitrag von Philipp Reittinger / ZweiDigital
Achtung, junge Zielgruppe!
In der digitalen Ära, in der soziale Medien einen wesentlichen Bestandteil unseres Alltags bilden, stellt sich für viele Unternehmen und Marketingagenturen eine Frage: Ist es ethisch und rechtlich vertretbar, Minderjährige oder Teenager mit Werbung auf Social Media anzusprechen? Diese Fragestellung wirft wichtige Überlegungen auf.
In diesem Beitrag möchten wir die komplexe Thematik rund um Social Media Werbung an Jugendliche beleuchten und aufzeigen, wie du einen verantwortungsvollen Umgang damit finden kannst.
Ethische und Rechtliche Rahmenbedingungen
Jugendliche sind eine besonders schutzbedürftige Zielgruppe, deren Wahrnehmung und Entscheidungsfindung durch Werbung beeinflusst werden kann. Gleichzeitig sind sie aktive Nutzer von sozialen Medien und somit ein nicht zu vernachlässigender Teil der digitalen Welt.
Rechtlich gesehen gibt es klare Vorgaben, die den Schutz Minderjähriger in der Werbung betreffen. Diese Vorschriften variieren je nach Land und Plattform, umfassen aber üblicherweise Beschränkungen hinsichtlich der Art der beworbenen Produkte, der Darstellungsweise und der direkten Aufforderung zum Kauf. Es ist entscheidend, dass sich werbetreibende Unternehmen mit diesen Bestimmungen auseinandersetzen und sie strikt einhalten.
Im digitalen Umfeld, wo die Grenzen zwischen Werbung und Inhalt oft verschwimmen, wird besonderer Wert auf die Transparenz von Werbemaßnahmen gelegt. Werbung muss als solche klar erkennbar sein, um sicherzustellen, dass Minderjährige die Inhalte, mit denen sie interagieren, korrekt einordnen können! Dies ist besonders wichtig, da Jugendliche eine Zielgruppe darstellen, die besonders anfällig für Beeinflussung ist. Deshalb müssen auch Influencer kennzeichnen, wenn sie eine Gegenleistung für ihre Empfehlung erhalten haben.
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Wie Meta seine jungen Nutzer schützt
Ein bedeutender Schritt in Richtung des Schutzes von Minderjährigen wurde kürzlich von Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram, unternommen. Meta hat entschieden, das Schalten von zielgerichteten Werbeanzeigen an Minderjährige stark einzuschränken.
Diese Entscheidung spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit des Schutzes junger Nutzer im digitalen Raum wider. Der Schritt ist jedoch sicherlich auch eine Reaktion auf den Digital Markets Act. Dieser fordert unter anderem, dass Unternehmen wie Meta, Minderjährige vor unangemessenen Inhalten schützen.
Dennoch markiert diese Änderung einen wichtigen Moment in der Debatte um digitale Werbung und deren Ethik. Durch diese Maßnahme werden Werbetreibende angehalten, ihre Strategien anzupassen und neue Wege zu finden, um ihre Zielgruppen verantwortungsvoll über organischen Content oder Influencer Marketing zu erreichen.
Tipps, wie du Minderjährige richtig ansprechen kannst
Werbung, die auf Jugendliche und Teenager abzielt, sollte stets deren Interessen berücksichtigen. Du darfst nicht ausnutzen, dass sie tendenziell leichter zu beeinflussen sind. Wir haben vier Tipps für dich, wie du verantwortungsvolle Werbung für Jugendliche gestaltest.
Tipp 1| Zielgruppengerechte Inhalte
Erstelle Inhalte, die positiv, inspirierend und bildend sind. Vermeide alles, was Druck ausübt oder unrealistische Erwartungen weckt. Ein Beispiel:
Du willst auf Akne in der Pubertät eingehen? Hier solltest du realistische Beispiele zeigen und keinen makellosen Markenbotschafter auswählen, der selbst nie Probleme mit unreiner Haut hatte. So stärkst du auch das Zugehörigkeitsgefühl.
Tipp 2 | Transparenz
Mache deutlich, wenn es sich um Werbung handelt. Jugendliche sollten immer erkennen können, dass für ein Produkt oder eine Dienstleistung geworben wird. Durch Storytelling und eine ansprechende Gestaltung wird sich die Werbung dennoch authentisch anfühlen.
Tipp 3 | Schutz der Privatsphäre
Sei vorsichtig im Umgang mit Daten von Minderjährigen! Der Schutz ihrer Privatsphäre ist von höchster Bedeutung. Auch bei der Leadgenerierung musst du aufpassen. Die Teilnahme an einem Gewinnspiel über Social Media sollte beispielsweise erst ab 18 Jahren erlaubt sein.
Tipp 4 | Zielgruppe: Eltern
Nicht immer ist die Ansprache der Jugendlichen selbst erforderlich, besonders wenn es um Themen geht, die zwar relevant für Jugendliche sind, aber sie nicht unbedingt interessieren. Dazu zählen zum Beispiel Nachhilfe-Angebote.
Nur wenige Jugendliche würden dafür ihr eigenes Taschengeld ausgeben oder sich alleine für solch ein Angebot entscheiden. Hier kannst du direkt die Eltern ansprechen, da sie meistens diejenigen sind, die sich für oder gegen ein solches Angebot entscheiden.
Fazit
Die Frage, ob man Minderjährige oder Teenager mit Social Media Werbung ansprechen darf, lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Fakt ist, dass sie eine wichtige und relevante Zielgruppe sind.
Es ist eine Frage der Art und Weise, wie die Ansprache erfolgt. Du musst eine verantwortungsvolle, ethische Herangehensweise finden, die sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen als auch die Interessen und den Schutz der Jugendlichen berücksichtigt. Als Werbetreibender hast du somit einen ziemlichen Balanceakt zu meistern.
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Über den Autor
Philipp Reittinger ist Geschäftsführer von ZweiDigital und Social-Media-Profi. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt baute er zunächst den Bereich App-Marketing bei Shopgate auf und verantwortete bei Vier für Texas das Thema Performance Marketing, ehe er mit Andreas Arndt 2019 ZweiDigital gründete. Die Performance Marketing Agentur entwickelt für seine Kunden individuelle Kampagnen auf Facebook, Instagram, LinkedIn, Pinterest und TikTok.
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Bilder: Freepik