Übersetzer (Bild: Shutterstock)

Erfolgreich selbstständig als Übersetzer – so geht’s

  • Letztes Update:1 Jahr 
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Als Übersetzer/Übersetzerin zu arbeiten ist ganz einfach? Nicht wirklich. Diese Dinge solltest du wissen, bevor du den Sprung in die Selbstständigkeit wagst.

Wie wird man zum Übersetzer / zur Übersetzerin?

Der Beruf des/der Übersetzer/in klingt für Sprachaffine auf den ersten Blick verlockend: Arbeit im Home Office (oder eben von überall aus, wo eine ausreichend schnelle Internetverbindung verfügbar ist), komplett freie Zeiteinteilung und keine anstrengenden Vorgesetzen oder Kolleg/innen. Zudem muss man nur zwei Sprachen gut genug können und schon ist die Karriere sicher.

Ganz so einfach ist es in Wirklichkeit natürlich nicht! Welche Schritte erforderlich sind, um nicht nur ein/e kompetente/r Übersetzer/in zu werden, sondern damit auch erfolgreich selbstständig zu sein, erfährst du hier.

Übersetzer müssen viel Fachwissen besitzen

„Übersetzer/in“ ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Das bedeutet, es kann sich theoretisch jede Person so bezeichnen. Entsprechend groß ist auch das Angebot an Übersetzungsdienstleistungen.

Doch wer damit seinen Lebensunterhalt damit bestreiten möchte, muss natürlich Qualifikationen vorweisen können. Denn wirklich lukrative Aufträge erhalten nur solche Übersetzer/innen, die ihre Kompetenzen auch nachweisen können. Dabei muss bedacht werden, dass für den Übersetzungsberuf einiges mehr benötigt wird als „nur“ exzellente Sprachkenntnisse!

Je nach Art der Übersetzung musst du auf viele Einflussfaktoren achten. Bei der Übersetzung von Unterhaltungsliteratur oder im Bereich des Marketing steht die Lokalisierung, also die Anpassung des Textes an die Verhältnisse im Zielland, im Vordergrund. Hierfür ist fundiertes Wissen von Gesellschaft und Kultur vonnöten. Häufig haben Übersetzer/innen daher eine Ausbildung in einem kulturwissenschaftlichen Fach (Sinologie, Finnougristik oder ähnliches) absolviert.

Für rechtlich relevante Texte, etwa Gerichtsurteile oder Patente, muss du auf die Übertragung des exakten Wortlauts achten. Auch hier ist die Kenntnis von speziellen Regeln, Vokabular und Formulierungen gefragt, die teilweise deutlich über die Kompetenzen eines „einfachen“ Muttersprachlers hinausgehen.

Der Weg zum/zur Übersetzer/in ist oft lang

Auch Methoden zum Korrekturlesen, zur Unterstützung durch Übersetzungsprogramme sowie effizientes und konzentriertes Arbeiten musst du erlernen. Deswegen entscheiden sich angehende Übersetzer/innen in der Regel für ein Studium der Translationswissenschaften. Das wird teilweise bereits als Bachelor angeboten.

Meist handelt es sich dabei um Aufbaustudiengänge, die für Absolvent/innen aus dem kulturwissenschaftlichen Zweig infrage kommen. Hier werden Sprachkenntnisse vertieft und moderne Übersetzungsmethoden vermittelt; außerdem wird Wert auf kulturelle Sensibilisierung gelegt.

Hast du diesen Abschluss absolviert, bist du in der Lage, zuverlässig Übersetzungen anzufertigen. An dieser Stelle beginnst du, deine ersten Erfahrungen als professioneller Übersetzer zu sammeln. Ideal ist ein Einstieg als Nebenberuf.

Weiterbildungen sind ratsam

Kann man mit dieser Grundausbildung als professionelle/r Übersetzer/in arbeiten? Theoretisch ja. Realistisch betrachtet muss man jedoch sagen, dass der Markt stark umkämpft ist. Für viele Übersetzer/innen ist Übersetzen nicht die Haupteinnahmequelle. Oft haben sie ein zweites oder sogar drittes Standbein.

Wenn du in Vollzeit als Übersetzer/in arbeiten möchtest, solltest du dich spezialisieren. Dabei ist es beispielsweise möglich, seine Affinität fürs Gaming mit seinem Sprachtalent zu verknüpfen und sich auf das Übersetzen von Videospielen zu konzentrieren. Stark nachgefragt sind Übersetzungen aus Fachbereichen wie Jura, Medizin, Marketing, IT und Technik sowie unterschiedlichen wissenschaftlichen Zweigen.

Für jedes dieser Spezialgebiete musst du nicht nur Fachvokabular und Fachsprache besitzen, sondern auch das jeweilige Themengebiet verstehen. So sollten zum Beispiel juristische Fachübersetzer/innen Ahnung von den Rechtssystemen der Länder haben, für deren Sprachen sie Übersetzungen anbieten.

Die Fokussierung lohnt sich: Fachübersetzer/innen verdienen deutlich mehr, da sie höhere Honorare für Ihren Service verlangen können.

Die Wahl der Sprachen und Fachbereiche ist ausschlaggebend

Bevor du dich für ein Studium einschreibst, solltest du dir zunächst Gedanken darüber machen, welche Sprachen du anbieten möchtest. Denn das wird einen starken Einfluss darauf haben, wie viel du für deinen Service verlangen kannst.

Während es im europäischen Raum beispielsweise sehr viele Übersetzer/innen für Englisch, Französisch oder Spanisch gibt und die Honorare hierfür entsprechend „günstig“ ausfallen, können Übersetzer/innen für Chinesisch oder Arabisch mehr verlangen. Und wer zum Beispiel anspruchsvolle medizinische Fachartikel zuverlässig aus dem Chinesischen übertragen kann, kann deutlich mehr verlangen als jemand, der Artikel aus Beauty-Zeitschriften aus dem Englischen übersetzt.

Der Job besteht nicht nur aus Übersetzen

Wenn du selbstständig als Übersetzer/in arbeiten möchtest, musst du dich um weit mehr kümmern als das reine Übersetzen von Texten. Schließlich müssen die Aufträge ja auch irgendwoher herkommen. Das bedeutet, du musst dich um Kundenakquise, Kommunikation, deinen Webauftritt und um Abrechnungen eigenständig kümmern.

Dazu kommt, dass für viele Übersetzungen eigene Recherche-Arbeit vonnöten ist. Organisationstalent und Zeitmanagement sind also unbedingt notwendig, wenn du als Übersetzer/in erfolgreich selbstständig sein möchtest. All diese Aufgaben sind zur eigentlichen Zeit, die für die Übersetzungsarbeit benötigt wird, dazu zu rechnen. Ist man hier nicht gut aufgestellt und organisiert, kommt schnell ein Stundenlohn von nur wenigen Euro zustande – zu wenig, um davon leben zu können.

Möchtest du weniger Zeit mit „Papierkram“ und Akquise verbringen? Hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem Übersetzungsbüro. Das übernimmt den organisatorischen Aspekt und leitet nur geeignete Aufträge an dich weiter. Nachteil: dein Honorar verringert sich. Doch unterm Strich kann – je nachdem, wie gut man selbst in den genannten Aufgabenfeldern ist – ein deutliches Plus herauskommen.

Steuerrechtliche Grundlagen sind berücksichtigen

Als Übersetzer/in ist man in der Regel freiberuflich selbstständig tätig. Das bedeutet, du bist auch komplett eigenständig für deine Steuerabgaben zuständig.

Arbeitest du mit einem Übersetzungsbüro zusammen, solltest du auf einen kritischen Punkt achten: Scheinselbstständigkeit! Werden beispielsweise feste Arbeitszeiten vorgegeben, handelt es sich nicht mehr um eine selbstständige Tätigkeit. Diese Umstände solltest du in jedem Fall mit deinem Steuerberater klären.

Fazit

Der Beruf des/der Übersetzer/in ist anspruchsvoll. Du solltest stets bereit sein, deine Sprachkenntnisse zu erweitern und auf dem aktuellen Stand zu halten – denn Sprache ändert sich schnell. Zudem brauchst du eine gute Portion Organisationstalent und vor allem Zeitmanagement ist als Freelancer sehr wichtig.

Und was für deine Auftragslage und dein Honorar ebenfalls wichtig sind: Spezialisiere dich auf Fachgebiete, die nur wenige Mitbewerber anbieten!

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