Viele wagemutige Konzepte von StartUps können nur über Schwarmfinanzierung – also Crowdfunding – finanziert werden. Trotzdem floppen einige Vorhaben. Das sind die Gründe.
Crowdfunding kommt an
Crowdfunding-Kampagnen sind der Spielplatz für kreative Tüftler. Ob auf Produkt-Ebene oder digitaler Ebene: Plattformen wir Kickstarter laden alle Mutigen dazu ein, ihrem Produkt eine Chance zu geben. Die Finanzierung von Interessenten und Fans fördert das Wagnis, an dessen Ende im Bestfall ein Ergebnis steht, das Hersteller und Unterstützer gleichermaßen stolz macht. Doch leider funktioniert dieser Gedanke nicht immer.
Trotzdem fließen über Plattformen wie Kickstarter, Indiegogo und Co. riesige Summen. Mehr als 10,4 Billionen Euro wurden allein 2017 in Europa gesponsert, wobei sich Deutschland mit 595 Millionen Euro Anteil beteiligte, wie StartNext aufzeigt. Ausreichend Gelder, die einen erfolgreichen Ausgang in den Kreativschmieden befeuern sollten.
Gnadenlos gefloppt
Allerdings gab es in der Vergangenheit zahlreiche Vorfälle, bei denen sich die meist jungen Unternehmer übernahmen und mit viel Lärm untergingen. Kampagnen wurden gestoppt, Unterstützer wieder ausbezahlt oder Klagen in Kauf genommen, da Produkte nie ausgeliefert wurden. Ein Verkaufssprechen, das platzte!
Eine der größten Pleiten war die Zano-Mini-Drohne. Das Projekt erhielt eine Gesamtfördersumme von 3,2 Millionen Euro – und ging pleite. Bis zu diesem Zeitpunkt galt die Kampagne als größte ihrer Art in Europa. Doch die Auslieferung wurde ein Desaster: Lediglich 600 Unterstützer erhielten die Drohne, die von Mängeln und technischen Fehlern nur so strotze. Mehr als 14.763 Vorbesteller blieben zurück und warten bis heute auf eine Entschädigung.
Grund dafür war vor allem die zu komplexe Technik der Drohne – die Entwickler hatten sich übernommen. Das sorgte zunächst für Lieferverspätungen und danach für Auslieferungen von fehlerhaften Drohnen.
Zu große Ambitionen?
Doch auch im digitalen Bereich erlitten schon viele Projekte der Schwarmfinanzierung leider Schiffbruch. Das Spiel Wildman, hinter dem bekannte Entwickler wie Gas Powered Games standen, wurde nicht nur zum ersten Flop im Gaming-Segment, sondern ruinierte gleichzeitig die gesamte Firma. Woran das ambitionierte Game scheiterte, ist bis heute nicht klar. Tatsache ist jedoch, dass es zu einer Realisierung nie kommen wird.
Bleibt zu hoffen, dass sich dieses Schicksal nicht wiederholt. Ähnliche Wege schlägt das geförderte Spiel Star Citizen ein. Zwar kann sich das Weltraum-Game mit dem Titel der weltweit meistgeförderten Kampagne rühmen, doch geliefert wurde noch nichts. Lediglich einzelne Spielbereiche und Segmente gibt es bisher zu finden. Derzeit warten Fans schon länger auf eine angekündigte Single Player-Variante, die jedoch von Sommer 2020 in den Herbst geschoben wurde.
Grund für die Verzögerung des Weltraumabenteuers sind die zu hoch gesteckten Ziele. Die komplexe Bearbeitung und Entwicklung des Spieles wurde im Vorfeld falsch eingestuft. Zu lange Programmierung, aufwendige Grafiken und zu wenig Personal sorgten bei den kreativen Köpfen für Projektstau. Das Nachsehen haben die Unterstützer.
Realistisch denken
Vor Niederlagen ist kein Unternehmen sicher: Fehler in der Auslieferung, unrealistisch hohe Ambitionen und fehlendes Personal sind Gründe für den Flop von Crowdfunding-Kampagnen. Wer etwas erreichen will, muss mutig, aber auch realistisch sein. Laut Springer Professional gibt es 7 Gebote des Crowdfundings einzuhalten, um einem Misserfolg zu entgehen:
- Nutzerversprechen einhalten
- Belohnung differenzieren
- Zielgruppen lokalisieren
- Dialog mit Unterstützern suchen
- Projekte der Community unterstützen
- mutig sein
- Erfahrungen nutzen.
Nach diesem Leitbild sollte einer erfolgreichen Umsetzung nichts mehr im Wege stehen.
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Ich sehe da auch eine gewisse selbstregulierende Feedbackschleife. Noch zu Beginn von Kickstarter konnte man mit einfachen Versprechen eine Menge Geld zusammentreiben. Ich habe selbst das eine oder andere Kickstarter Projekt unterstützt. Ein gutes Beispiel ist „7 Days 2 Die“. Ich war von Anfang an dabei und bin zufrieden. Aber wie du schon schreibst, viele haben sich übernommen.
Heute ist das ein wenig anders. Gerade im Spielebereich muss zumindest ein Prototyp präsentiert werden, die Idee muss ausgefeilt sein usw.
Diese Niederlagen haben meiner Meinung nach zu einer Reifung auf beiden Seiten (Unternehmer und Unterstützer) geführt.
Jedenfalls bin ich von der Idee des Crowdfunding begeisterter, als je zuvor, man muss nur (beide Seiten) wissen, worauf man sich einlässt.