Die Insolvenzen von bekannten Krypto-StartUps wie Celsius und NURI zeigen, dass am Markt etwas gehörig falsch läuft!
Ein Gastbeitrag von Carlos Link-Arad / Bitcoin-2go.de
Der Crash am Krypto-Markt kam überraschend
NURI (ex-Bitwala) galt als eines der vielversprechendsten Fintechs in Deutschland. Über die Banking-App konnten Nutzer nicht nur konventionelle Features nutzen, sondern auch in Bitcoin oder Ethereum investieren – per Direktinvestment oder Staking über den Anbieter Celsius. Durch den Einbruch des Krypto-Markets musste Celsius Insolvenz anmelden, in die schließlich auch NURI mit reingezogen wurde. Die Banking-App läuft weiter, was jedoch genau mit der Zukunft des Unternehmens passiert, ist derzeit unklar (Stand: 20. September 2022).
Der Fall hat gezeigt, wie volatil die Existenz von Krypto-StartUps sein kann. Die Geschäftsfähigkeit korrelierte bei NURI stark mit der Entwicklung am Krypto-Markt. Damit stieg auch das Risiko für Anleger. Mir persönlich fehlt es bei den jungen Cryptocurrency Companies noch an einer ausreichenden Bildung der Endkunden.
Natürlich wird überall von Risiken gesprochen – leider jedoch nur im Kleingedruckten. Die Vorteile, die auch existieren, sind zu präsent. Das hilft natürlich bei der Vermarktung von Produkten, sorgt aber nicht dafür, dass Kunden eine vernünftige Entscheidung treffen können. Damit kommen wir zum wichtigsten Punkt bei dieser Problematik.
Mangel an gesunder Anlegerbasis
Viele Menschen, die in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Stellar investiert sind, haben sich zu wenig mit der Funktionsweise und Risiken der Assets auseinandergesetzt. Die Jagd nach hohen Renditen führt zu einer Gier, die rationale Anlageentscheidungen teilweise unmöglich werden lassen. Diese Unwissenheit führt dazu, dass der Krypto-Markt über eine Anlegerbasis verfügt, die besonders sensibel auf Marktereignisse reagiert. Negative News führen schnell zu zweistelligen Kurskorrekturen.
Hier sollten gerade Anbieter von Banking-Apps oder digitale Vermögensverwalter aus meiner Sicht wesentlich proaktiver eingreifen und Bildungscontent bereitsstellen. Risiken von neuen Anlageklassen sollten wesentlich früher in der Customer Journey kommuniziert werden. Auch vor dem Kauf von Kryptowährungen wäre es sinnvoll, Kunden auf potenzielle Risiken explizit aufmerksam zu machen. Und nicht erst nach einem Crash.
Die Verantwortung für unser Geld liegt immer noch bei uns. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass wir gerade bei finanziellen Themen oft emotional agieren. Mehr Finanzbildung kann dafür sorgen, dass wir als Anleger zukünftig wesentlich rationalere Entscheidungen beim Vermögensaufbau treffen.
Mein Ausblick
Ich bin gespannt, in welche Richtung sich der Markt für Krypto-StartUps entwickeln wird. Wie bereits angesprochen, hoffe ich, dass wir ein deutlich höheres Bildungsniveau bei diesem konkreten Thema erreichen können. Damit würden viele Probleme bereits eliminiert werden. Es wäre schön, wenn sich gerade die Marketing-Abteilungen der entsprechenden StartUps um objektivere Vermarktungsstrategien kümmern würden.
An der Zukunft der Branche wird sich aus meiner Sicht nicht viel ändern. Das Interesse am Krypto-Markt bleibt trotz der Kursverluste intakt. Im Vergleich zu klassischen Use Cases liegt die spannendste Entwicklung am Markt mit Bitcoin & Co. aus meiner Sicht jedoch im Bereich der Asset Tokenisierung.
Sobald reale Vermögenswerte (beispielsweise Immobilien, Kunst und sonstige Luxusgüter) auch Privatanlegern ab kleinen Einstiegshöhen zugänglich werden, wird die Zukunft der Geldanlage nochmal einen neuen Anstrich erhalten. Die Bewertung einer Kryptowährung fällt mangels Wertschöpfung extrem schwer. Sind echte Assets an einen digitalen Token gebunden, ändert sich die Situation.
Über den Autor:
Carlos ist seit Jahren in der Fintech-Branche als Berater und Analyst aktiv. Sein Wissen gibt er unter anderem auf Bitcoin-2Go.de weiter. Er hat Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt studiert und begleitet heute Fintechs beim strategischen Ausbau ihrer Marke.
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Bild: Freepik