Wer im E-Commerce wächst, wächst auch mit seinem Lager. Damit du hier strategisch vorgehst, solltest du die folgenden Punkte unbedingt beachten.
Nicht vergessen: Wachstum braucht Platz!
Sandra, Fred und Frank sind erstaunt. Vor rund zwei Jahren haben sie gemeinsam ihr StartUp im Bereich E-Commerce gegründet. Der Weg war zwar steinig, aber sie haben es geschafft: Ihr Unternehmen wuchs und wuchs und wuchs. Ein tolles Gefühl! Doch nun stehen die drei Gründer und ihre Mitarbeiter vor einer neuen Herausforderung. Sie müssen die nächste Wachstumsstufe erreichen.
Dieser Schritt ist sehr arbeitsintensiv. So müssen beispielsweise die Logistikprozesse verbessert werden. Zudem benötigt das junge Unternehmen neue Lagerräume. Dabei ist „Lagerraum” das falsche Wort. Das StartUp muss ein Lager aufbauen und einrichten. Was wird dazu benötigt – heute, morgen und übermorgen?
Was sollte dein Team zum Beispiel beachten, wenn es wie das StartUp von Sandra, Fred und Frank skalieren und ein eigenes Lager planen will? Die Antworten erhältst du in diesem Ratgeber, die auf alle Phasen und wichtigen Aspekte eingeht.
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Übersicht: Die Wachstumsphasen eines E-Commerce-Lagers
Jedes E-Commerce-StartUp durchläuft mehrere Phasen. Diese zeigen sich unter anderem beim Aufbau und der Professionalisierung des Lagers. In der Regel wächst das Lager parallel mit dem Business mit.
Phase 1: Der Nebenraum
Am Anfang sind die Wege kurz. Die Kartons stehen neben dem Schreibtisch, ein alter Tisch dient als Packplatz, die ersten Bestellungen werden mit einem Handscanner erfasst. Fachbodenregale aus dem Baumarkt reichen völlig aus, um die schick designten Pakete zu stapeln. Die Etiketten druckt der Bürodrucker, der Wareneingang ist da, wo gerade Platz ist.
Das alles sorgt für maximale Nähe, schnelle Absprachen und null Overhead. Doch sobald das Sortiment breiter wird, häufen sich die Fehlgriffe und man steht sich ständig im Weg. Spätestens wenn ihr euch gegenseitig um Kartons herum jongliert, ist Phase 2 fällig: das Mikro-Lager.
Phase 2: Das Mikro-Lager
Bei einem Mikro-Lager zieht das Lager in einen separaten Raum. Das ist nicht die einzige Veränderung. Zum ersten Mal gibt es Zonen: Wareneingang hier, Kommissionierung dort. Packplätze mit eigenem Material und einem kleinen Etiketten-Printer sorgen für mehr Effizienz.
Auch bei anderen Aspekten wird es professioneller im Lager: Stellplatznummern tauchen auf, die ersten Barcodes kommen ins Spiel, ein schlichtes Logistik-Tool zeigt die Bestände.
Das Mikro-Lager bekommt dann irgendwann noch einen Handhubwagen, denn dieser erleichtert das Schieben schwerer Paletten. Der Unterschied zu Phase 1 ist enorm: Unnötige Doppelarbeit wird deutlich reduziert, es gibt weniger Chaos und dafür mehr Tempo.
Phase 3: Das eigene Lager (Profi-Setup)
Jetzt wird aus „Wir haben einen Lagerraum“ ein „Wir betreiben ein Lager“. Das heißt: Ihr mietet euch eine dedizierte Fläche und plant Wege wie eine Miniaturstadt. Ihr baut Regale dorthin, wo es der Materialfluss vorgibt. Und die Prozesse werden weiter optimiert: “Rein, prüfen, einlagern, picken, packen, raus” – so lautet das neue Motto. Verständlich, denn mittlerweile wurde aus dem E-Commerce-StartUp mit lockeren “Lass uns mal ausprobieren”-Strukturen ein eingespieltes, professionelles Team.
Was sich noch verändert: Vom Elektro-Niederhubwagen bis zum Schubmast- und Kommissionierstapler: Weitere Fahrzeuge kommen ins Spiel, darunter eben verschiedene Staplerarten. Auch eigene Lieferfahrzeuge gehören nun zu eurem Fuhrpark.
Das hat zur Folge, dass in der Lagerhalle Wege und Kreuzungen klar markiert sind. Zudem hängen Spiegel an den Ecken, die Beleuchtung fällt hell und gleichmäßig aus.
Auch eure IT-Infrastruktur bekommt ein Upgrade: Ein solides Warenwirtschaftssystem vergibt nun Lagerplätze, steuert Nachschub und reduziert Fehler.
Kurz: Ihr habt nicht mehr nur ein Lager, ihr habt ein durchdachtes Logistiksystem.
Eigenes Lager aufbauen: Daran musst du denken
Der Weg vom kleinen StartUp zum großen E-Commerce-Unternehmen ist herausfordernd. Dabei musst du nicht nur Wareneinkauf, Produktion, Marketing und Vertrieb bedenken. Auch die Logistik will bedacht sein! Zumindest, wenn deine Firma eigene Lager betreiben will und nicht die Arbeit an einen Fulfillment-Partner abgibt.
Wenn du ein eigenes Lager einrichten und schrittweise professionalisieren möchtest, musst du unter anderem die folgenden Punkte planen:
Standort
Such dir eine Fläche aus, die nicht nur dein heutiges Warenvolumen schafft, sondern dir auch morgen noch genug Luft nach oben lässt. Achte dabei auf die Grundfläche und auf die Höhe der Räume bzw. Halle.
Schaue zudem auf die Erreichbarkeit: Gibt es Rampen? Kannst du unabhängig vom Wetter be- und entladen? Wie schnell kommst du zu den Carriern? Und: Wie gut kommen deine Mitarbeiter und externen Dienstleister zum Standort?
Layout
Denk dein Lager wie eine Zugstrecke – vom Wareneingang über Prüfung, Einlagerung, Kommissionierung, Packstation bis zum Versand und den Retouren. Je weniger Kreuzungen, desto weniger Chaos. Und Hilfen wie Markierungen und Beschilderungen machen das Arbeiten sicherer und schneller.
Regale
Für die meisten E-Commerce-Lager ist eine Mischung ideal: Palettenregale für Nachschub, Fachbodenregale zum Greifen, Durchlaufregale für schnelle Artikel. Wenn du lange Waren hast, dann nimm Kragarmregale; wenn du in die Höhe willst, denk an eine Zwischenebene (Mezzanine genannt).
Wichtig ist also, dass das Regalsystem zu deinen Artikeln passt. Und die Lösungen müssen eure Flächen bestens ausnutzen. Verschwendet also keine Ecken für halbgare Konstruktionen!
Fahrzeuge
Wähle deine Fahrzeuge passend zur Gangbreite und Lagerhöhe. Ein Niederhubwagen ist super für schnellen Nachschub, ein Hochhubwagen kommt beispielsweise bei mittleren Höhen zum Einsatz, Schubmast- oder Frontstapler sind für Palettenregale optimal. Plane rechtzeitig, wo du die Geräte lädst, wie du die Akkus organisierst und wer sie fahren darf.
Beachte hierbei unbedingt, dass die Fachkräfte die passenden Scheine und Zertifikate haben. Schließlich sollen sie ihre Arbeitsgeräte zuverlässig und sicher steuern.
IT & Daten
Ein Warenwirtschaftssystem hilft dir, den Überblick zu behalten. Platznummern, Barcodes und Nachschub-Signale müssen verlässlich im System stehen. So kannst du Fast-Mover näher an die Packplätze holen, Leerlauf vermeiden und Fehler reduzieren. Ohne digitale Logistiksysteme geht es also nicht.
Routine
Improvisation rettet dir vielleicht einen Tag, aber Standards retten dir die ganze Woche. Lege klare Rollen fest, damit jede Person weiß, wo ihr Aufgabenbereich beginnt und endet. Beraume zum Beispiel kurze Daily-Meetings ein, nutze einfache Kennzahlen wie Picks pro Stunde und definiere klare Eskalationswege. Das alles macht ein professionelles Lager-Management aus.
Merke dir: Ein Laissez-faire-Führungsstil mag zwar sehr „startup-like“ wirken, ist für ein professionelles E-Commerce-Unternehmen jedoch unangebracht. Stattdessen sind klare Prozesse und Zuständigkeiten entscheidend. Andernfalls wird deine (geringe) Marge unnötig aufgefressen.
Flexibilität
Verstellbare Regalböden, modulare Packplätze oder Layouts, die du über Nacht anpassen kannst: Plane von Anfang an bewegliche Elemente ein. Wenn ein Artikel plötzlich zum Bestseller wird, sollte er sofort näher an den Packtisch wandern können – ohne dass du dein Lager komplett neu planen und einrichten musst.
Fazit
Ein eigenes Lager schrittweise aufzubauen, ist für jedes E-Commerce-StartUp ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Professionalisierung. Mit jeder Wachstumsphase steigen die Anforderungen an Flächen, Prozesse und Technik. Wenn du frühzeitig strategisch planst und auf passende Systeme setzt, schaffst du somit die Basis für Effizienz, Skalierbarkeit und weniger Fehler.
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Bilder: Freepik, Jungheinrich
