Wenn das Geld ausbleibt, musst du aktiv und kreativ werden. Dieser Praxisratgeber zeigt dir, wie du finanzielle Flauten überstehst.
Ein leerer Posteingang und ein fast leeres Konto
Es ist ein grauer Morgen. Paul sitzt mit seinem frisch gebrühten Tee vor seinem Notebook. Die Seiten seiner Buchhaltungssoftware lädt er mehrmals neu. So, als könnten Zahlen plötzlich auftauchen, wo keine sind. Denn Paul hat ein großes Problem: Seit Wochen bleibt sein Posteingang leer. Keine neuen Aufträge. Keine Rückfragen. Keine Zahlungen.
Und es naht ein neuer Monat. Das bedeutet: Die Miete steht an, die Krankenversicherung ebenfalls. Auf seinem Konto sind nur noch ein paar Hundert Euro. Rücklagen hat er nie aufgebaut – zu wenig verdient, zu viel investiert. Jetzt steht er da, ganz alleine, und fragt sich: Wie überlebe ich diese Durststrecke?
Wenn du dich in Paul wiedererkennst, dann lies weiter. Es gibt zum Glück zahlreiche (ungewöhnliche) Wege, durch diese dunkle Phase zu gelangen.
Tipps: So kannst du als Freelancer finanziell überleben
In diesem Ratgeber lernst du bewährte Maßnahmen kennen, mit denen du als Selbstständiger – zumindest vorübergehend – ohne Einkommen auskommst. Ganz ohne Panik, aber dafür mit System.
Verschaff dir einen Überblick
Der erste Schritt heißt: Kassensturz! Du musst wissen, wie viel Geld du tatsächlich noch hast – auf dem Konto, vielleicht auch in bar. Suche alles zusammen, was du hast. Denke dabei auch an Depots, PayPal-Accounts und dergleichen. Zudem musst du alle Ausgaben auflisten. Sei auch hier genau! Denke an Positionen, die sofort, in vier Wochen oder in vier Monaten fällig werden.
Ermittle dann unter anderem deine Cash-Burn-Rate. So bekommst du einen besseren Eindruck davon, wie schnell du dein Geld „verbrennst“.
Cash-Burn-Rechner
Erstelle ebenso eine einfache Übersicht mit Prioritäten. Das heißt: Welche Zahlungen kannst du nicht vermeiden (Miete, Strom, Krankenversicherung) und welche kannst du streichen oder aufschieben (Netflix-Account, Zeitschriften-Abos, Vereinsmitgliedschaften)? Je klarer du deine finanzielle Lage kennst, desto besser kannst du planen. Verdrängung hilft jetzt nicht!
Ausgaben radikal senken
Wenn kein Geld reinkommt, darfst du möglichst wenig ausgeben. Das klingt banal, erfordert aber eiserne Konsequenz. Stell dir daher einen Notfall-Haushaltsplan zusammen: Nur das, was wirklich notwendig ist, bleibt drin. Dazu gehören Lebensmittel, Mobilität, Miete oder Immobilienkredite und Unterhalt für Kinder. Alles andere – Streaming-Abos, Pizza-Lieferungen, Tools mit Monatsgebühren – gehört auf den Prüfstand.
Jede eingesparte Ausgabe verlängert deine „Überlebenszeit“. Wenn du bisher 2.000 Euro im Monat gebraucht hast, kannst du diesen Betrag vielleicht auf 1.500 Euro oder auf nur 1.000 reduzieren. So gewinnst du Zeit. Und Zeit ist in der Krise dein wichtigstes Kapital.
Wertgegenstände verkaufen
Wenn das Girokonto fast leer ist oder du vom P-Konto lebst, hilft ein Blick in die Schubladen und Schmuckkästchen. Dabei solltest du zuerst wertige Gold-Gegenstände verkaufen, an denen du nicht hängst. Das können zum Beispiel Goldgeschenke von Ex-Partnern sein. Oder der Ehering, der nach der Scheidung eh nur herumliegt.
Auch alte Technik, Markenkleidung oder Instrumente lassen sich online verkaufen. Plattformen wie eBay, Rebuy oder Momox bieten einfache Wege, um schnell liquide zu werden.
Steuerzahlungen anpassen
Wenn du bald Steuern ans Finanzamt überweisen musst oder Vorauszahlungen leisten sollst, kannst du mit einem einfachen Schreiben eine Verschiebung oder Stundung beantragen. Das geht schnell und unkompliziert. In vielen Fällen reicht eine kurze Begründung, dass deine Einnahmen drastisch eingebrochen sind.
Gleichzeitig solltest du beantragen, die laufenden Vorauszahlungen herabzusetzen – auf null, wenn nötig. Das verschafft dir sofort finanzielle Luft. Viele Finanzämter zeigen sich in Krisenzeiten kulant, besonders wenn du frühzeitig und ehrlich kommunizierst.
Krankenkasse informieren
Als Selbstständiger trägst du deine Krankenkassenbeiträge selbst. Doch viele wissen nicht: Sobald sich dein Einkommen ändert, kannst du auch eine Beitragsänderung beantragen. Melde dich also schnellstmöglich bei deiner Krankenkasse, schildere die Situation, und frage nach einer vorläufigen Beitragsanpassung oder einem Härtefalltarif.
Manche Kassen bieten auch Beitragspausen oder Stundungen an, besonders bei nachweislich stark gesunkenen Einnahmen. Wichtig: Warte nicht, bis das Inkassobüro anruft. Handle proaktiv!
Mit Gläubigern kommunizieren
Wenn du bereits offene Rechnungen hast, zum Beispiel gegenüber Dienstleistern, Banken oder Lieferanten, solltest du nicht abwarten, bis Mahnungen eintreffen. Ruf an, schreib eine E-Mail, und erkläre deine Situation. Die meisten Gläubiger zeigen Verständnis, wenn du dich frühzeitig meldest.
Oft lassen sich Zahlungsziele verlängern oder Teilzahlungen vereinbaren. So schützt du nicht nur deine Liquidität, sondern auch deinen Ruf. Wer offen kommuniziert, wird ernst genommen.
Hilfe im privaten Umfeld suchen
Viele Selbstständige sind stolz auf ihre Unabhängigkeit. Sie tun sich daher schwer damit, Freunde oder Familie um Hilfe zu bitten. Doch gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wer wirklich zu dir steht. Vielleicht können deine Eltern dir kurzfristig einen Betrag leihen? Vielleicht hilft dir ein Freund bei der Miete? Oder jemand hat einen Job-Tipp für dich? Sei stets offen.
Aber: Sorge dafür, dass Abmachungen schriftlich festgehalten werden, besonders bei Geld. Das schützt beide Seiten und sorgt für Klarheit. Ein offenes Gespräch ist oft der erste Schritt aus der Isolation.
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Einen Nebenjob annehmen
In der Krise solltest du pragmatisch sein. Das bedeutet, du musst an der einen oder anderen Stelle über deinen Schatten springen. Ein Minijob, zum Beispiel im Supermarkt, im Lager oder als Kurierfahrer, bringt dir frisches Geld. Viele dieser Nebenjobs bieten flexible Arbeitszeiten, sodass du dein Freelancer-Business weiter parallel führen kannst.
Wo kommst du an einen Minijob? Nutze Jobplattformen, frage in deinem Umfeld nach oder gehe direkt in Betriebe, die händeringend Leute suchen. Selbst kleine Einsätze mit ein paar Stunden pro Woche können deine Fixkosten abdecken und deine Sorgen reduzieren.
Wohngeld beantragen
Wenn du aktuell kein oder kaum Einkommen als Selbstständiger hast, kannst du staatliche Unterstützung beantragen. Das Vorhaben klingt zunächst abschreckend – aber es ist dein gutes Recht.
Wohngeld hilft dir dabei, deine Mietkosten zu stemmen, wenn dein Einkommen dafür nicht ausreicht. Du musst dein Gewerbe dafür nicht aufgeben. Wichtig ist, dass du transparent und ehrlich angibst, wie deine finanzielle Lage aussieht.
Neue Einkommensquellen erschließen
Die Krise kann auch ein Katalysator sein. Nutze die freie Zeit, um über neue Geschäftsmodelle nachzudenken. Kannst du eventuell bestehende Dienstleistungen digitalisieren? Einen Online-Kurs anbieten? Produkte über einen kleinen Webshop verkaufen? Sei kreativ und entwickle einen sogenannten Business-Pivot!
Neue Ideen können neue Einnahmen bringen. Selbst wenn dein Konzept zuerst kein Geld abwirft, bereitest du dich auf die Zeit nach der Krise vor. Oder du investiert langfristig in ein neues Standbein.
Selbständig ohne Einkommen: Was ist bei einem Dauerzustand?
Hast du über viele Monate hinweg eine Flaute? Reicht das Geld, das du mit deiner Freelancer-Tätigkeit verdienst, nicht aus, um deine Geschäftsausgaben und deine privaten Ausgaben zu decken? Dann schlitterst du als Selbstständiger in die Insolvenz.
Das solltest du unbedingt vermeiden! Welche Maßnahmen es dagegen gibt, erfährst du in diesem Video:
Fazit
Zurück zu Paul. Er hat seine Ausgaben halbiert, seine alte Goldkette verkauft, einen Nebenjob im Lager angenommen und das Finanzamt um eine Steuerpause gebeten. Der finanzielle Engpass ist damit nicht ganz weg, aber die Kontrolle kommt zurück. Und mit ihr der Mut, weiterzumachen.
Mit Klarheit, Disziplin und kleinen Schritten kannst auch du diese Phase überstehen. Vielleicht lernst du dabei sogar Seiten an dir kennen, die du vorher nicht kanntest? Und sage dir: Was zählt, ist nicht das Tief – sondern wie du daraus wieder herauskommst!
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Bilder: Freepik