Überlegst du, dein StartUp in eine AG umzuwandeln? Ein Experte erklärt, was du dabei unbedingt zu beachten hast.
AG, IPO & Co.: Der steinige Weg zur Börseneinführung
Wenn du ein Unternehmen gründest, musst du dir unter anderem Gedanken über die Rechtsform deines StartUps machen. Wahrscheinlich wirst du wie viele Gründer eine UG oder eine GmbH ins Leben rufen.
Wächst dein “Baby” heran, kannst du über eine Änderung der Rechtsform nachdenken. Eine Möglichkeit ist die Umfirmierung zur AG. Diese Aktiengesellschaft begeht dann das IPO (Initial Public Offering), also den Börsengang.
Was ist beim Börsengang zu bedenken? Und welche besonderen Verpflichtungen bringt eine Aktiengesellschaft mit sich? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Martin Siddiqui im StartUpWissen Podcast.
Welche Herausforderung bringt eine Aktiengesellschaft mit sich?
“Vorstand zu sein ist viel mehr Aufwand, als man denkt. Denn eine AG ist ein sehr aufwändiges Konstrukt”, erklärt Martin im Podcast-Gespräch. “Man verliert einige Freiheitsgrade im Vergleich zu einer GmbH”. Er weiß, wovon er spricht. Denn Martin arbeitet als Co-CEO bei der Pacifico Renewables Yield AG. Vor ein paar Jahren brachte er zusammen mit seinem Team das Unternehmen an die Börse und leitet es seitdem als einer von zwei Vorständen.
Mit dem Börsengang kamen einige neue Verpflichtungen und Herausforderungen auf Martin zu. Denn für Aktiengesellschaften gibt es klare Vorgaben. Zum Beispiel gilt es, die Ad-hoc-Publizität einzuhalten, um die Transparenz zu erhöhen und den Missbrauch von Insiderhandel zu minimieren. Zudem sind saubere Jahresabschlüsse zu erstellen, die von Wirtschaftsprüfern kontrolliert werden, und Hauptversammlungen mit den Aktionären abzuhalten.
Ein Unternehmen, das einen Börsengang wagt, wird in ein enges, rechtliches Korsett gepresst. Ein dauerhafter Beistand durch Juristen ist empfehlenswert, um in keine “Fettnäpchen” zu tappen. Derartige Dinge benötigen Strukturen, die Aufwände und Kosten produzieren.
Was du vor dem Börsengang unbedingt beachten solltest
Tipp 1: Gehe unbedingt sehr gut vorbereitet an die Sache ran. Mache dich ganz genau schlau, was es bedeutet, ein Unternehmen in eine AG umzuwandeln und dieses zu leiten.
Tipp 2: Kläre vor dem IPO deine Strategie: Benötigt dein Unternehmen einmalig viel Geld? Oder sind ständige Kapitalspritzen nötig?
Tipp 3: Lege eine Positionierung fest: In welchem Börsensegment soll deine Aktiengesellschaft tätig sein? Welche Reporting-Standards sind hier einzuhalten?
Tipp 4: Entwickle eine Equity Story, um die passenden Investoren anzusprechen.
Tipp 5: Sei dir bewusst, dass du diverse Spezialisten in deinem Team benötigst, die sich mit den Fachthemen einer AG auskennen. Diese Fachleute an Land zu ziehen, kann mindestens ein halbes Jahr bis Jahr dauern.
Tipp 6: Obwohl eine Aktiengesellschaft ein recht starres Konstrukt darstellt, sollte dein Unternehmen die Agilität der Gründerzeit nicht verlieren. Baue eine Organisation auf, die Schnellboot und Tanker zugleich sein kann.
Tipp 7: Ein Vorstand einer Aktiengesellschaft hat nicht mehr die Zeit, sich wie der Geschäftsführer eines StartUps um alle Dinge zu kümmern. Stelle Mitarbeiter ein, die wichtige Positionen besetzen, und lerne das Delegieren von Aufgaben.
Tipp 8: Unterschätze niemals die Hürden und Aufgaben, die ein Börsengang mit sich bringt! Frage dich auf dem Weg dahin mehrmals, ob es wirklich Sinn macht, dein StartUp in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln.
LexRocket fasst mit diesem Schaubild sehr gut die Vor- und Nachteile einer AG gegenüber einer GmbH zusammen:
Von der Börseneinführung zum Umweltschutz
Die Pacifico Renewables Yield AG entstand aus der Pacifico Energy Partners und ging 2019 an die Börse. Die in München ansässige Aktiengesellschaft investiert weltweit in Wind-, Solar- und Batteriespeicher-Anlagen. Eine große Investition war ein Onshore-Windprojekt in Polen, das eine Gesamtleistung von 51,8 Megawatt liefert.
Alle Projekte, in denen die Gesellschaft involviert ist, erbringen im Geschäftsjahr 2021 geschätzt insgesamt rund 116 bis 128 Gigawattstunden. Damit wird Pacifico einen Jahresumsatz von mindestens 20 Millionen Euro erwirtschaften.
Was bietet der StartUpWissen Podcast?
Unser Podcast richtet sich wie StartUpWissen.biz an Selbstständige, Gründer, Unternehmer und StartUp-Mitarbeiter. In kurzen Episoden von rund 30 Minuten Länge beleuchtet unser Chefredakteur Jürgen Kroder zusammen mit jeweils einem Gast verschiedene Aspekte des Unternehmertums.Sie reden über ungewöhnliche Geschäftsmodelle und über die vielen, vielen Herausforderungen der Selbstständigkeit. Das Ziel jeder Folge ist es, deinen Horizont zu erweitern, dir neue Inspirationen zu geben und zugleich wichtige Tipps zu vermitteln.
Alle Folgen des StartUpWissen Podcast findest du unter www.startupwissen.biz/podcast
Bilder: Shutterstock, LexRocket