So schwer ist es für Unternehmen, Erwachseneninhalte und Erotikprodukte über Google, Facebook und Co. zu bewerben.
Erotik-StartUps haben es nicht leicht
Sex sells! Diese Weisheit ist alt, aber sie gilt noch immer. Bücher, Filme, Liebesspielzeug: Fast alles, was mit Erotik und Sexualität zu tun hat, kommt bei den Konsumenten an. Manche Unternehmen machen mit ihren “Sex-Produkten” gigantische Umsätze, trotzdem agieren sie in einer Art Schattenwirtschaft. Denn das Thema “Liebe, Lust und Leidenschaft” gilt noch immer als anrüchig, obwohl die Menschen von heute aufgeklärter und offener denn je sind.
👉 Diese Doppelmoral stellt eine große Hürde für Erotik-StartUps dar. Sie werden dazu gezwungen, “unter dem Radar” zu fliegen. Einerseits finden sie so schwer Investoren. Andererseits wird ihnen die Vermarktung ihrer Produkte extrem behindert – besonders wenn sie Onlinemarketing betreiben möchten.
Das klingt kurios, denn das Internet gilt als frei und offen. Doch es gibt ein paar Gatekeeper, zum Beispiel Google, Meta und Microsoft. Diese kanalisieren die Nutzer-Ströme und machen dabei strenge Vorgaben.
Erotik-Werbung bei Google und Youtube – was ist möglich?
Die moderne Customer Journey beginnt heutzutage sehr oft mit einer Suchanfrage. Also mit Google, denn die Suchmaschine hat mit Abstand den größten Marktanteil. Dementsprechend gilt SEM – Search Engine Marketing – als ein wichtiger Baustein des Onlinemarketings. Und Display-Ads, also Werbebanner, haben trotz Adblocker noch immer ihre Daseinsberechtigung.
Kurz: Wenn du Werbung schalten möchtest, kommst du um Google Ads kaum herum!
Möchtest du bei Google die Produkte oder Dienstleistungen deines Erotik-StartUps über Anzeigen bewerben, hast du aber eine gewaltige Herausforderung zu meistern. Denn der Internet-Gigant macht in seinen Google Ads-Werberichtlinien für pornografische Inhalte viele Vorgaben im Bezug auf erotische Werbung.
Google Ads: Die Einschränkungen
Bei Google fallen Erotik-Artikel und Sexspielzeug (Dildos und Co.), sexuelle Unterhaltung (wie Videos), plastische Chirurgie (zum Beispiel Brustvergrößerungen) und erotische Partnervermittlung in die Kategorien “streng eingeschränkt” und “mäßig eingeschränkt”.
👉 Das heißt, Text-Anzeigen in der Google-Suche, Bannerwerbung auf Websites oder Werbeclips bei Youtube können über Google Ads gar nicht geschaltet oder nur mit einigen Vorgaben ausgespielt werden.
Du möchtest einen Werbespot für ein Potenzmittel schalten? Tja, das wird schwer. Besonders schwer wird es für dich, wenn du international die Produkte deines Erotik-StartUps bewerben möchtest. In einigen Ländern ist faktisch nichts möglich, wie es dieser Screenshot der Google Ads-Werberichtlinien zeigt:
Fallen deine angedachten Anzeigen in die Kategorien “eingeschränkt”, werden Sie beispielsweise nicht im Google-Suchnetzwerk und im Display-Netzwerk ausgespielt. Conclusio: Deine Ads sind weder in der Suchmaschine, noch bei Youtube, noch auf Websites oder in Apps möglich.
Was ist mit Werbung für Sexspielzeug im Bing-Netzwerk?
Bing gilt neben Google als die zweitgrößte Suchmaschine in der westlichen Hemisphäre. Der Betreiber Microsoft handelt ähnlich wie sein Mitbewerber: Es gibt eine lange Liste mit Kriterien Liste mit Kriterien für die Bewerbung von nicht jugendfreien Inhalten.
Bietet dein Unternehmen zum Beispiel Sexspielzeug, eine erotische Partnersuche oder freizügige Chats und Webcams an, hast du viele spezielle Kriterien zu erfüllen, wenn du Werbung schalten möchtest. Und du musst das „Formular zur Teilnahme am Programm für nicht jugendfreie Werbung“ ausfüllen.
👉 Gelingt es dir, dich an die strengen Richtlinien zu halten, kannst du theoretisch Ads bei Bing, Yahoo und LinkedIn schalten – also Textanzeigen und Werbebanner.
Wie gehen Facebook und Instagram mit Erotikwerbung um?
Nacktheit oder andere sexuell anzügliche Inhalte sind laut den Facebook-Standards nicht erlaubt. Dazu gehört auch das Verbot von “sexuell motivierter Kontaktaufnahme”, so Meta. Für Instagram, das wie Facebook und WhatsApp zum Meta-Konzern gehört, gelten die gleichen Vorgaben.
Das Posten von erotischen Inhalten wurde bei Instagram stark eingeschränkt. So steht in den Gemeinschaftsrichtlinien bzw. im Transparency Center:
💬 “Wir schränken die Darstellung von Nacktheit oder sexuellen Handlungen ein, da einige Personen in unserer Community auf diese Art von Inhalten unter Umständen sensibel reagieren, insbesondere aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds oder Alters.”
Dazu zählen nicht nur Genitalien, sondern auch Brustwarzen. Bei Letzterem gibt es Ausnahmen, wenn es sich beispielsweise um medizinische Darstellungen oder Skulpturen handelt.
Möchtest du “prickelnde” Posts absetzen und diese bewerben, kommst du schnell in einen Graubereich. Einer, bei dem Meta gerne mal überkritisch reagiert und vorschnell Accounts sperrt.
👉 Somit: Direkte Erotik-Werbung auf Facebook und Instagram fällt als extrem schwierig bis unmöglich aus.
Wie steht Twitter bzw. X zu Erotik-Inhalten?
Seitdem Elon Musk das Social Network gekauft hat, proklamiert der Seriengründer, dass er die Plattform stets offen für jede Meinungsäußerung halten will. In Folge geht es auf Twitter aka X.com nun „wilder“ zu.
Im Mai 2024 gab es ein Update der Richtlinien. In diesen steht unter anderem:
💬 „Du darfst in gegenseitigem Einvernehmen produzierte und verbreitete Darstellungen von nicht jugendfreier Nacktheit oder sexuellem Verhalten teilen, sofern diese Inhalte angemessen gekennzeichnet und nicht besonders hervorgehoben sind.“
👉 Das heißt, du darfst auf X bzw. Twitter erotische Inhalte bzw. Adult-Content teilen und somit die Plattform auch für Promotions nutzen. Allerdings solltest du dazu ein paar Media-Einstellungen vornehmen.
Darf man Erotik-Produkte auf Amazon verkaufen?
Ja. Allerdings nur, wenn es sich um harmlose Produkte wie Kondome, Gleitmittel, Dessous, Handschellen oder jugendfreie Magazine handelt.
Du möchtest dagegen Werbung für Sexspielzeug schalten oder lebensechte Puppen, Potenzmittel, pornografische Medien und dergleichen bei Amazon verkaufen? Das ist verboten – so die Richtlinien von Amazon Seller Central Europe.
👉 Das bedeutet: Auch beim größten Online-Marktplatz der Welt findest du einige Einschränkungen vor. Diese gelten nicht nur für die Produktauswahl, sondern auch für die Bewerbung im Onlineshop. Die Vorgaben dazu findest du im Amazon-Leitfaden für Erotikartikel.
Warum sind Erotik-Produkte so schwer zu bewerben?
Ja, die harten Regeln für die Bewerbung von Erotik-Produkten in Suchmaschinen und sozialen Netzwerken machen dir das Leben als Unternehmer unnötig schwer. Doch für die Einschränkungen und Auflagen gibt es ein paar Gründe.
Das sind die wichtigsten Punkte, die dir zeigen, warum Google, Meta und Konsorten. auf der Bremse stehen:
🛑 Tabuthema Sexualität
Auch wenn sich die Deutschen, Franzosen und andere Nationen der westlichen Welt als moderne und aufgeklärte Gesellschaft sehen, haftet dem Thema „Erotik“ immer noch ein Hauch von Scham und Vorurteilen an. Daher wollen große Plattformen „familienfreundlich“ wirken und scheuen kontroverse Inhalte.
🛑 Jugendschutz als hohe Priorität
Amazon, Instagram, Facebook und Konsorten haben User aller Altersgruppen – darunter auch Kinder und Jugendliche. Um sicherzustellen, dass diese nicht mit expliziten Inhalten konfrontiert werden, legen die Betreiber strenge Richtlinien fest.
🛑 Rechtliche Fallstricke
In einigen Ländern gibt es Gesetze, die erotische Inhalte und damit auch Erotik-Werbung strikt verbieten. Global agierende Unternehmen wie Google müssen sich an diese Vorgaben halten, selbst wenn sie in anderen Ländern lockerer sind.
🛑 Sorge um den Ruf
Erotik-Werbung könnte andere Werbepartner abschrecken und das Image der Plattformen beschädigen. Die großen Player im Netz wollen also ihr „sauberes“ Image schützen. Das Ergebnis ist eine starke Einschränkung oder Verbannung von nicht jugendfreien Inhalten.
🛑 Technische Herausforderung
Erotik-Inhalte sind schwer eindeutig zu kategorisieren. Die Plattform-Betreiber haben Angst, dass grenzwertige oder sogar illegale Anzeigen durchrutschen. Daher gehen sie lieber auf Nummer sicher und setzen extrem hohe Hürden.
Alternativen: Auf welchen Plattformen und Kanälen kannst du Erotik-Produkte bewerben?
Auch wenn dir die Big Player das Leben schwer machen, gibt es trotzdem einige Websites, Plattformen und Marketing-Kanäle, die sich gut bis sehr für Erotik-Werbung eignen. Dazu gehören unter anderem diese:
➡ Spezialisierte Erotik-Marktplätze
Onlineshops, die sich auf Erotikprodukte spezialisiert haben, bieten oft Partnerprogramme an. Das heißt, du kannst hierüber beispielsweise deine Angebote platzieren. Dein größter Vorteil: Du erreichst eine Zielgruppe, die genau nach deinen Produkten sucht und unter Umständen schnell kauft.
➡ Affiliate-Marketing
Nutze die Reichweite von Bloggern, Influencern oder Webseitenbetreibern, die sich auf die Themen „Partnerschaft“, „Sexualität“ oder „Erotik“ spezialisiert haben. Biete ihnen zum Beispiel einen attraktiven Affiliate-Deal an. Deine Kooperationspartner können dann News. Produkt-Tests oder tolle Unboxing-Videos erstellen.
➡ Erotik-SEO
Optimiere deine Website für organische Suchergebnisse! Setze bei deinem Erotik-SEO auf Keywords, die speziell für Erotik-Produkte relevant sind, beispielsweise „Sexspielzeug kaufen“, „Liebesspielzeug für Paare“ oder „intime Geschenkideen“. Mit gutem Content kannst du dich langfristig von bezahlter Werbung unabhängig machen.
➡ Newsletter-Marketing
Baue eine Community und einen eigenen E-Mail-Verteiler auf! Damit erreichst du interessierte Kunden, ohne dich nach den Vorgaben großer Plattformen richten zu müssen. Personalisierte Angebote und exklusive Inhalte kommen beim Newsletter-Marketing besonders gut an.
➡ Erotik-Messen und Events
Offline-Möglichkeiten solltest du nicht unterschätzen! Auf Erotikmessen oder Sex-Positivity-Events kannst du deine Produkte direkt präsentieren und mit potenziellen Kunden in Kontakt treten. Ermuntere sie, deinen Newsletter zu abonnieren.
➡ Alternative soziale Netzwerke
Plattformen wie Bluesky, Reddit oder Discord bieten ebenfalls Nischen-Communities, in denen Erotik-Themen offener diskutiert werden. Hier kannst du durch organische Inhalte und gezielte Community-Arbeit punkten.
Fazit: Erotik-Werbung ist nicht leicht
Google, Meta, Microsoft und Amazon – diese Unternehmen betreiben die wichtigsten Netzwerke und Plattformen des Internets. Dort solltest du Onlinemarketing betreiben, um dein Unternehmen voran zu bringen. Eigentlich. Doch – leider – haben genau diese Gatekeeper hohe Hürden bei der Schaltung von Anzeigen mit sexuellen Inhalten.
Wenn du also planst, ein Erotik-StartUp zu gründen, musst du bedenken, dass die Vermarktung sehr schwer werden kann. Denn auch andere Plattformen wie TikTok und Pinterest oder Kanäle wie TV- und Streaming-Dienste besitzen scharfe Kriterien, wenn es um Erwachseneninhalte und Erotikprodukte geht.
👉 Erarbeite aus all den genannten Gründen einen überzeugenden Marketing-Mix, bei dem du dir Vor- und Nachteile der verschiedenen Kanäle genau beleuchtest!
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