Briefkastenfirma im Ausland gründen (Bild: Freepik)

Offshore-Firma im Ausland gründen: Ist das legal? Und macht das Sinn für StartUps?

  • Letztes Update:2 Monaten 
  • Lesezeit:7Minuten

Du möchtest Steuern sparen und deshalb eine Offshore-Firma in fernen Ländern eröffnen? Hier erfährst du, ob das eine gute oder schlechte Idee ist.

Was ist eine Offshore-Firma?

In der direktesten Definition ist eine Offshore-Firma ein neu gegründetes Unternehmen, das sich weit weg von der Zentrale – dem Mutterunternehmen – befindet. Dabei muss sich die neue Firma nicht zwangsläufig auf dem Meer liegen (englisch: “offshore”), sondern in einem recht weit entfernten Land.

Offshore-Firmen kennt man auch als Offshore-Gesellschaft, Basisgesellschaft, Domizilgesellschaft oder Paper Company. In dieser Bedeutung dient das im Ausland gegründete Unternehmen als Briefkastenfirma. Das heißt, diese Offshore-Firma betreibt in der Regel keine eigenen Büros und hat auch (fast) keine Angestellten. Stattdessen handelt es sich um einen rechtlichen Deckmantel, um Steuern zu sparen.

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Sind Offshore-Firmen und Briefkasten-Firmen dasselbe?

Ja und Nein. Zwischen beiden Begriffen gibt es ein paar Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

👉 Eine Offshore-Firma
… ist ein Unternehmen, das in einem anderen Land als dem Wohnsitzland der Eigentümer oder Geschäftsführer gegründet wird.

👉 Eine Briefkastenfirma
… ist ein Unternehmen, das nur eine minimale oder keine physische Präsenz im Gründungsland hat und oft nur eine Postadresse besitzt.

Weitere Unterschiede sind:

🌐 Geschäftstätigkeit
Offshore-Firmen können echte Geschäftstätigkeiten haben, während Briefkastenfirmen oft keine oder minimale Geschäftstätigkeit aufweisen.

📍 Physische Präsenz
Offshore-Firmen haben oft Büros und Personal in ihrem Gründungsland, Briefkastenfirmen hingegen nur einen virtuellen Firmensitz.

⚖️ Wahrnehmung und Ruf
Briefkastenfirmen werden oft negativ gesehen und mit Steuerhinterziehung oder illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Echte Offshore-Firmen haben dieses „Gschmäckle“ nicht.

Was bringt eine Offshore-Firma?

Um die Abgaben und somit die Ausgaben zu senken, versuchen Geschäftsführer ihren Firmensitz zu verlagern – und zwar in Länder, in denen die Unternehmenssteuern niedriger ausfallen. Hoch im Kurs lagen viele Jahre lang sogenannte Steueroasen wie Panama, Barbados, Guernsey, Isle of Man, Cayman Island, Liechtenstein und Monaco.

Hast du in diesen Ländern und Stadtstaaten ein Offshore-Unternehmen gegründet, konntest du die Einnahmen dorthin transferieren. Das Resultat waren deutlich geringere Steuer-Abgaben und somit höhere Gewinne.

Denn: In Deutschland, Frankreich, Japan und vielen anderen westlichen Ländern sind die Steuersätze für Unternehmen – auch für StartUps – recht hoch.

Ist eine Offshore-Firma legal?

Ja. Die reine Gründung einer Offshore-Firma gilt als legal. Doch der alte Zweck, die Senkung der Steuerlast, verlor in den letzten Jahren an Boden. Denn: „Reine Offshore-Firmen bzw. Briefkastengesellschaften zur Steuervermeidung gehören seit langem der Vergangenheit an“, erklärt Gruendungskanzlei.eu. „Das deutsche Außensteuergesetz erkennt solche Zwischengesellschaften nicht an und es kommt zur Hinzurechnungsbesteuerung und zur steuerlichen Behandlung der Zwischengesellschaft als handle es sich um eine deutsche GmbH“.

Das heißt: Mittlerweile gibt es zahlreiche Abkommen, um die Steueroasen auszutrocknen. Denn durch die Verlegung der Unternehmenssitze entgingen den westlichen Staaten Steuergelder in gigantischen Höhen.

Leasing-Berechnung (Bild: Freepik)

Offshore-Firma: die Vorteile

🌐 Steuervorteile
Offshore-Firmen profitieren oft von niedrigen oder gar keinen Steuern in bestimmten Jurisdiktionen.

🚀 Schnelle und einfache Gründung
Die Gründung einer Offshore-Firma ist oft schnell und mit wenig bürokratischem Aufwand verbunden.

🕵️‍♂️ Vertraulichkeit
Offshore-Zentren bieten strenge Geheimhaltungsgesetze, die die Identität der Unternehmensinhaber schützen.

💼 Regulierungsfreiheit
Weniger strenge Vorschriften und geringere Bürokratie im Vergleich zu vielen Heimatländern.

🛡️ Vermögensschutz
Schutz vor politischen oder wirtschaftlichen Instabilitäten im Heimatland.

🌍 Internationale Geschäftsflexibilität
Vereinfachung internationaler Geschäftsabläufe und Investitionen.

📉 Reduzierte Betriebskosten
Oft geringere Betriebskosten, da weniger strenge Regulierungen und geringere Verwaltungskosten.

💰 Banken- und Finanzierungsvorteile
Zugang zu internationalen Bank- und Finanzierungsmöglichkeiten mit besseren Konditionen.

Die Nachteile einer Offshore-Firma

⚖️ Rechtliche Risiken
Potenzielles Risiko von rechtlichen Problemen, insbesondere wenn die Firma für illegale Aktivitäten genutzt wird.

🔍 Erhöhte Überprüfung
Offshore-Firmen stehen oft unter erhöhter Überwachung und können bei internationalen Transaktionen strenger überprüft werden.

🌪️ Reputationsrisiko
Negatives Image und Rufschäden durch die Assoziation mit Steuervermeidung oder illegalen Aktivitäten.

💼 Komplexität der Verwaltung
Die Verwaltung und Einhaltung der rechtlichen Anforderungen in verschiedenen Rechtsräumen kann komplex und kostspielig sein.

🌐 Eingeschränkte Marktchancen
In einigen Ländern und Märkten könnten Geschäfte mit Offshore-Firmen eingeschränkt oder reguliert sein.

📜 Compliance-Kosten
Höhere Kosten für die Einhaltung von internationalen Compliance-Vorschriften und Berichtspflichten.

⚠️ Wechselnde Regulierungen
Ständige Änderungen der Offshore-Gesetze und internationalen Regulierungen können zu Unsicherheiten und zusätzlichen Anpassungskosten führen.

Weitere Nachteile und Probleme vermittelt dir dieses Video:

Tipps: So gründest du eine Offshore-Firma

Die Gründung einer Offshore-Firma erfordert sorgfältige Planung. Das sind die typischen Schritte:

🌍 Wahl des Offshore-Standorts
Wähle ein Land, die deinen Anforderungen entspricht. Beliebte Offshore-Zentren sind die British Virgin Islands, Cayman Islands, Bahamas, Bermuda und die Isle of Man.

📜 Rechtsform wählen
Entscheide dich für die geeignete Rechtsform deiner Offshore-Firma. Häufig gewählte Formen sind Limited Companies (Ltd.), International Business Companies (IBC) oder Limited Liability Companies (LLC).

🛠️ Dienstleister beauftragen
Beauftrage einen spezialisierten, externen Dienstleister oder Anwalt, der Erfahrung mit Offshore-Firmen hat. Diese Experten helfen dir bei der Einhaltung aller rechtlichen Anforderungen und übernehmen viele administrative Aufgaben.

🏷️ Firmennamen festlegen
Wähle einen einzigartigen Firmennamen, der den Anforderungen der gewählten Jurisdiktion entspricht. Stelle sicher, dass der Name noch nicht vergeben ist.

📝 Einreichung der Gründungsdokumente
Bereite die notwendigen Gründungsdokumente vor und reiche diese bei den zuständigen Behörden ein. Diese Dokumente umfassen in der Regel die Satzung der Gesellschaft und die Gründungsurkunde.

💰 Einlage des Stammkapitals
Hinterlege das erforderliche Stammkapital auf einem Bankkonto der Offshore-Firma. Die Höhe des Stammkapitals variiert je nach Rechtsform und Land.

👥 Geschäftsführer und Anteilseigner ernennen
Ernenn die Direktoren und Anteilseigner der Firma. In einigen Ländern können Nominee-Direktoren und -Anteilseigner eingesetzt werden, um die Anonymität zu wahren.

📍 Registrierung eines Firmensitzes
Melde eine offizielle Geschäftsadresse in der gewählten Offshore-Destination an. Oft wird diese Adresse von deinem Dienstleister bereitgestellt.

🏦 Eröffnung eines Bankkontos
Eröffne ein Bankkonto für deine Offshore-Firma. Viele Offshore-Zentren bieten unkomplizierte Bankdienstleistungen für Unternehmen an.

📑 Erfüllung der Compliance-Anforderungen
Stelle sicher, dass du alle lokalen Compliance-Anforderungen erfüllst. Dazu gehören regelmäßige Berichterstattungen, das Führen von Geschäftsbüchern und die Zahlung etwaiger Gebühren.

📂 Erhalt der Gründungsdokumente
Nach erfolgreicher Registrierung erhältst du die Gründungsdokumente deiner Firma, darunter die Gründungsurkunde, die Satzung und das Register der Direktoren und Anteilseigner.

🚀 Betrieb aufnehmen
Beginne mit dem Betrieb deiner Offshore-Firma und nutze die Vorteile.

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Ist es sinnvoll, als StartUp über eine Offshore-Firma nachzudenken?

Die Gedanken sind frei. Du kannst und darfst als Gründer oder StartUp-Inhaber über alles nachdenken. Und du kannst auch gerne deinem Drang, eine zwielichtige Offshore-Firma zu gründen, nachgeben. Doch du solltest immer die rechtlichen Konsequenzen im Kopf haben!

Warum? Die Gründung einer Offshore-Firma als reine Briefkastenfirma führt heutzutage – besonders als StartUp oder kleines Unternehmen – oft zu steuerrechtlichen Problemen. Die Idee, deine Steuerlast zu senken, indem du einfach ein Pseudo-Unternehmen in fernen Ländern ins Leben rufst, ist den Finanzämtern ein Dorn im Auge.

Welcher Weg ist besser?

Versuche nicht, altbekannte Steuerspar-Tricks nachzuahmen. Investiere deine Energie lieber in wirklich legale Maßnahmen, die dein Unternehmen voranbringen. Verbringe zum Beispiel deine Zeit damit, einen durchdachten Marketing-Mix aufzustellen oder deine Produktionskosten zu senken.

Und: Möchtest du expandieren, solltest du über die “richtige” Gründung einer Firma im Ausland nachdenken. Hierbei musst du ein paar grundlegende Fragen klären: Möchtest du Betriebsstätten einrichten oder nicht? Willst du reine Niederlassungen (beispielsweise für den Vertrieb) oder auch Produktionsstätten hochziehen?

Je nachdem, ob du vor Ort eine eigene Betriebsstätte inklusive Geschäftsleitung hast oder nicht, leiten sich daraus verschiedene Rechte und Pflichten ab – und damit auch steuerrechtliche Folgen.

Fazit

Eine Offshore-Firma zu gründen, um Steuern zu sparen, ist keine gute Idee mehr. Diesen Trick kennen die Finanzbehörden mittlerweile sehr gut. Gerade StartUps, die sich kein Heer aus gewieften Anwälten leisten können, sollten lieber auf dem legalen Pfad bleiben – das spart viel Ärger.

Mache stattdessen aus deinem StartUp ein ScaleUp und lasse es im Rahmen des rechtlich Machbaren wachsen. Gründe zum Beispiel im Ausland ganz “normale” Firmen oder Niederlassungen, um weltweit aktiv zu sein.


Hinweis zur Transparenz: Bei diesem Ratgeber handelt es sich um einen bezahlten Beitrag.

Bilder: Freepik, Statista

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