Pretotype (Bild: Pixabay)

Was bedeutet eigentlich … Pretotyping? Warum spart ein Pretotype viel Geld und Zeit?

  • Letztes Update:1 Monat 
  • Lesezeit:5Minuten

„Was wollen eigentlich meine Kunden?“ Diese Fragen stellen sich alle Unternehmen, besonders StartUps. Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, gibt es verschiedene Ansätze. Eine ist das Pretotyping.

Was ist ein Pretotype?

Die Antwort erhältst du kurz und knapp in dieser Folge der StartUpWissen Podcast Quickies:

Vom Lean StartUp zum Pretotyping

StartUps besitzen wenig Geld. Deswegen müssen sie schnell und kostensparend agieren. Ein oft gewählter Weg ist die Lean-StartUp-Methode.

Bei der Lean-StartUp-Methode, die durch das gleichnamige Buch von Eris Ries* bekannt wurde, geht es unter anderem darum, Hypothesen aufzustellen und diese schnellstmöglich zu validieren. Deswegen wird basierend auf einer Hypothese bzw. Vermutung ein Experiment gestartet.

Über das Experiment werden Erkenntnisse, um die Hypothese zu stützen oder zu widerlegen. Stimmt die Hypothese nicht, wird die Annahme verändert, worauf hin wieder ein Experiment und das Sammeln von Daten folgt. Ein Kreislauf entsteht, bei dem stets der Kunde und sein Verhalten im Mittelpunkt stehen.

Zwei Möglichkeiten, um derlei Experimente durchzuführen sind, das MVP (Minimum Viable Product) und das Pretotyping.

Was ist Pretotyping?

Beim Pretotyping handelt es sich um eine besondere Form des MVP. Hierbei wird keine Minimal-Fassung eines Produktes entwickelt, sondern nur so getan, es gäbe dieses. Daher stammt auch der Begriff Pretotyping: Er wird aus dem Englischen “Pretend” (“annehmen”) und “Prototyping” zusammengesetzt.

Der Pretotype wird der Test-Zielgruppe vorgestellt und darauf basierend das Feedback eingesammelt.

Pretotyping: ein Beispiel

Ein bekanntes Beispiel für Pretotyping stammt von McDonald’s. Die Fastfood-Kette wollte vor ein paar Jahren sein Sortiment erweitern. Es gab die Idee für einen “McSpaghetti”.

Wäre hierfür ein MVP oder Prototyp umgesetzt worden, hätte das einen immensen Aufwand bedeutet. McDonald’s hätte unter anderem eine spezielle Spaghetti-Rezeptur kreieren und umsetzen müssen. Zudem wäre es erforderlich gewesen, das ein oder mehrere Restaurants die Zutaten einkaufen sowie das Nudelgericht zubereiten und verkaufen.

Das Kreativ-Team ging deshalb anders vor: In wenigen, ausgewählten McDonald’s-Restaurants stand der Pretotype namens “McSpaghetti” auf der Menüliste. Wurde er von Kunden bestellt, hieß es, das neue Produkt sei leider schon ausverkauft. Anhand der Bestellungen und des Kundenfeedbacks konnte das Kreativ-Team herausfinden, wie gut die Idee war. Oder in diesem Fall auch nicht: Der “McSpaghetti” kam nie auf den Markt.

Die verschiedenen Arten von Pretotypes

Es gibt verschiedene Wege und Möglichkeiten, wie das Pretotyping angegangen werden kann. Alberto Savoia beschreibt in seinem kostenlosen eBook „Pretotype it“ unter anderem diese:

🛠️ Mechanical Turk
Man ersetzt komplexe Computer und Systeme durch Menschen.

🧪 Pinoccio
Man baut eine nicht-funktionale, „leblose“ Fassung des Produktes – also einen Dummie.

🗺️ Provincial
Bevor ein Produkt weltweit veröffentlicht wird, testest man es in (s)einer „Provinz“.

🚪 Fake Door
Einen „Zugang“ zu einem Produkt erschaffen, das es noch gar nicht gibt.

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Anwendung von Pretotyping

Der Fake-Door-Ansatz ist eine gute Möglichkeit für StartUps, um beispielsweise Software-Produkt zu testen. Denn auch hier gibt es ständig folgende oder ähnliche Fragen:

❓ Welche Features benötigt die Software? Was möchten die User haben?

❓ Welche und wie viele Varianten der Software soll es geben?

❓ Welchen Preis würden die User bezahlen?

Die Antworten darauf erhält man über das Pretotyping mit einer Fake Door. Zum Beispiel:

👉 Hat das Team tolle Ideen für neue Features der Software? Dann erschafft man eine vermeintlich neue Fassung der Software und preist diese auf seiner Firmenwebseite oder im hauseigenen Onlineshop an.

👉 „Basic“, „Premium“, „Enterprise“: Oft gibt es von einer Software verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Features und Produktpreisen. Welche davon sind sinnvoll, welche nicht? Welcher Preis ist zu hoch? Einfach ausprobieren, indem die Features der Varianten wie auch die Preise variiert werden.

Erfolgsfaktoren und Herausforderungen beim Pretotyping

Erfolgreiches Pretotyping hängt von mehreren Faktoren ab:

🚅 Schnelligkeit und Einfachheit
Der Pretotype muss schnell und einfach erstellt werden können.

📝 Ehrliches Feedback
Das Feedback der Testgruppe soll ehrlich und repräsentativ sein.

📈 Datenanalyse
Gesammelte Daten müssen sorgfältig analysiert werden, um valide Erkenntnisse zu gewinnen.

Häufige Herausforderungen und wie man sie meistert:

🧑🏿‍🤝‍🧑🏽 Fehlende Repräsentativität
Testgruppen sollten divers und repräsentativ sein.

📊 Überinterpretation von Daten
Es ist wichtig, Daten nüchtern zu analysieren und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.

Praktische Tipps zur Umsetzung von Pretotyping

Hier sind einige Schritte, wie man Pretotyping in einem StartUp umsetzt:

🔎 Identifiziere die Kernhypothese
Welche Annahmen möchtest du testen?

☑️ Wähle den passenden Pretotyping-Ansatz
Entscheide dich für eine der beschriebenen Methoden (z.B. Fake Door).

🛠️ Erstelle das Pretotype
Setze das „Fake-Produkt“ mit minimalem Aufwand um.

🧔 Teste es mit der Zielgruppe
Präsentiere das Pretotype der Zielgruppe und sammle Feedback.

📈 Analysiere die Daten
Werte die gesammelten Daten aus, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Nützliche Tools und Ressourcen:

💬 Google Analytics
Für die Analyse von Webseitenbesuchen und Benutzerverhalten.

💬 Hotjar
Zur Erstellung von Heatmaps und Analyse von Benutzerinteraktionen.

💬 SurveyMonkey
Für die Durchführung von Umfragen zur Feedback-Sammlung.

Fazit

Gerade StartUps sollten davon absehen, zeitaufwändig und kostspielig fertige Produkte zu entwickeln und sie auf den Markt zu bringen. Die Chance des Scheitern fällt sehr hoch aus. Besser ist es, seine Ideen und Konzepte zuerst zu testen – beispielsweise über Pretotyping.

Wichtig beim Pretotyping ist: Man kommt nur zu validen Ergebnissen und Erkenntnissen, wenn möglichst viele Daten gesammelt und ausgewertet werden! Das können zum Beispiel Views / Page Impressions, Heatmaps und Bewegungspfade auf Landingpages sein.

Bild: Pixabay

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