Frauen gründen seltener. Und sie gehen anders als Männer vor. So können sich Fempreneure effizienter auf ihr Business konzentrieren.
Ein Gastbeitrag von Caroline Müller / einfachpr
Tipp Nr. 1 | Fokus, Fokus, Fokus
Womit fange ich an? Diese Frage stellen sich wohl alle Gründerinnen zu Beginn einmal. Viele stürzen sich infolgedessen in die Arbeit und versuchen alles parallel zu schaffen: Sie bauen eine Website auf, sind auf zig Social-Media-Kanälen unterwegs, starten einen Podcast oder einen Blog. So sind sie zwar den ganzen Tag beschäftigt, doch wirklich weiter kommen sie nicht.
„Gerade am Anfang der Selbstständigkeit erscheint alles so spannend und wichtig. Man denkt, man müsste alles machen, dabei ist es viel wichtiger, zu überlegen, was dich gerade wirklich weiterbringt,“ rät Online-Business-Mentorin Carina Tenzer. Sie arbeitet mit klaren Monats- und Wochenzielen. Ist ein Ziel einmal gesteckt, lehnt sie alle Aufgaben und Angebote ab, die sie diesem nicht näherbringen. So priorisiert sie jeden Tag, arbeitet strukturiert und widmet sich nicht mehreren Problemen gleichzeitig.
Sich nur auf eine Sache zu fokussieren, ist nicht Andrea Teichmanns Ding. Sie hat eine Schwimmschule, ist Marketingberaterin sowie Bloggerin und Autorin für Freizeittipps in NRW. Gerade zu Beginn ihrer Selbstständigkeit war sie sehr umtriebig und will alles immer direkt umsetzen. Dass man sich damit auch schnell verzetteln kann, hat sie mehr als einmal erlebt und eine klare Regel aufgestellt: „Eine Idee muss mindestens zwei Wochen in meinem Kopf herum surren, bevor ich mich mit ihr beschäftige.“
Extra-Tipp: Resilienz für Fempreneure
Den Fokus zu halten, ist für Gründerinnen mit Kindern noch wichtiger. Denn ihre tägliche Arbeitszeit ist begrenzter und sie kümmern sich im Alltag um viele weitere Aufgaben. Das erhöht schnell das Stresslevel. „Gerade für Mompreneure sind Achtsamkeit, Dankbarkeit und Meditation hilfreich, um resilient zu sein. Wenn du auch an den weniger guten Tagen dranbleiben willst, musst du dir deiner Werte bewusst sein und darüber reflektieren“, rät Katja Ohly-Nauber, die neben ihrem Vollzeitjob und mit zwei Kindern Laufmamalauf gründete.
Hinzu kommen Geduld, Flexibilität und „plane immer einen Zeitpuffer ein. Wir wollen so oft mit Siebenmeilenstiefeln voranstürmen, doch manchmal erlauben die Umstände nur Babyschritte. Das ist okay und deine Zeit wird kommen – auch wenn es einen Moment länger dauert“, berichtet Julia Dreisbach, freie Texterin und Konzeptionerin mit zwei Kindern.
Tipp Nr. 2 | Der ideale Marketingkanal
Gerade Frauen ist es oftmals unangenehm, über sich und ihr Angebot zu sprechen: Viele der Unternehmerinnen berichten, wie schwer sie sich damit am Anfang taten. Doch mit der Zeit fand jede von ihnen einen Marketingkanal, der zu ihnen passt.
Der beste Marketingkanal ist der, mit dem du dich wohlfühlst, denn dann bleibst du auch langfristig dran. Dabei geht es nicht darum, der oder die Lauteste auf dem Markt zu sein. Aber irgendeinen Weg musst du als Gründerin finden, um potenzielle Kund:innen auf dich aufmerksam zu machen.
Fünf mögliche Wege sind:
- Veranstaltungen
„Besuch Veranstaltungen und sprich über dein Angebot. Du wirst erstaunt sein, wer alles deine Unterstützung brauchen könnte.“ Saskia Hagendorf (Virtuelle Assistentin und Motivationsexpertin) - Instagram
„Es ist wie ein kostenloser Laden in der Fußgängerzone, in dem du alle deine Produkte zeigen kannst.“ Carina Tenzer (Online-Business-Mentorin) - Facebook-Gruppen
„Man muss stark selektieren, aber in den passenden Gruppen ergeben sich immer wieder tolle Aufträge.“ Julia Dreisbach (Freie Texterin & Konzeptionerin) - Kundenkontakt
„Du musst aktiv rausgehen. Wäre im Shop nichts los, würde ich sofort mit Produkten losfahren, den Hörer in die Hand nehmen oder E-Mails verschicken.“ Lilli Merks (Happy Sprinkles) - Kooperationen
„Anfangs dachte ich immer, ich muss alles allein machen. Dabei sind Partnerschaften gerade zu Beginn ideal, um als Selbstständige gemeinsam zu wachsen.“ Sunita Ehlers (Expertin für Mindful Movement, Ernährung und Meditation)
Tipp Nr. 3 | Die Balance zwischen Planung und Machen
Die meisten Unternehmerinnen haben einen klaren Plan in der Tasche – oftmals auch Plan B, C und D. So stellen sie ihre Unternehmen auf feste Beine und minimieren das Risiko, wenn etwas nicht funktioniert.
Doch zu viel Planung kann für Gründerinnen schnell zur Stolperfalle werden. Karin Heinzl, Inhaberin von MentorMe, lernt immer wieder Frauen kennen, die beeindruckende Konzepte für Unternehmen erschaffen, aber diese nicht umsetzen: „Du musst den Moment zwischen Planung und Machen überwinden. Es muss anfangs nicht perfekt sein, aber es muss gemacht werden. Dann findest du heraus, ob deine Idee funktioniert oder nicht – und kannst weitermachen, sie anpassen oder gar verwerfen.“
Auch nach dem ersten Schritt streben viele Gründerinnen nach Perfektion. Sie investieren viel Zeit in Details – das perfekte Produkt, die perfekte Website, der perfekte Post. Überleg dir stattdessen, an welcher Stelle Perfektion wirklich einen Unterschied macht, wie Nicole Hansen (Concept Store Frau Hansen) berichtet: „Ich habe gelernt abzuschätzen, in welchen Bereichen es sinnvoll ist, viel Energie reinzustecken – und wo ich mich für etwas verausgabe, das von außen nicht sichtbar ist. Die Entscheidung hast du jedes Mal selbst in der Hand!“
Tipp Nr. 4 | Gemeinsam gründen
Frauen gründen öfter im Team als Männer, das zeigt zum Beispiel der Female Founders Report 2021. Warum auch nicht? So teilen sie das Risiko, die Verantwortung, die Aufgaben und haben immer ein:e Sparringspartner:in.
Darauf solltest du achten, wenn du gemeinsam gründen willst:
- Absolutes Vertrauen
„Co-Gründer:innen müssen sich vertrauen und gemeinsam viele Entscheidungen treffen, die unter Umständen das Schicksal der ganzen Firma und der Angestellten beeinflussen.“ Anne-Sophie Panzer (ZAUBAR) - Kompromissbereitschaft
„Am Ende geht es darum, die unterschiedlichen Bedürfnisse anzuerkennen, immer wieder zu verhandeln und sich zu einigen.“ Jana Jablonski (ideenmanufaktur) - Gute Aufgabenverteilung
„Es muss kein komplett komplementäres Gründungsteam sein, aber du brauchst eine gute Aufgabenverteilung.“ Katja Ohly-Nauber (LAUFMAMALAUF) - Klare Regelungen – auch für den Fall des Scheiterns
„Es ist schwierig, aber wichtig, die eigenen Gefühle rauszuhalten und nicht davon auszugehen, dass man schon das Versagen plant. Es ist ein bisschen wie ein Ehevertrag: Idealerweise brauchen wir ihn nie, aber es ist gut, ihn zu haben.“ Nelli Hergenröther (Evenly)
Über die Autorin:
Caroline Müller ist Inhaberin der Agentur „einfachpr“ und Autorin des Buches „weiblich. selbstständig. ERFOLGREICH„*. 28 erfolgreiche Selbstständige und Unternehmerinnen werden in diesem Buch vorgestellt: Sie gründeten in den verschiedensten Branchen, aus den unterschiedlichsten Motivationen und Lebenssituationen heraus. Leser:innen erhalten einen echten Einblick in die persönlichen Geschichten, Herausforderungen und Erfolge der Unternehmerinnen und Selbstständigen. Zudem beinhaltet das Buch viele wertvolle Tipps für alle, die selbst ein Unternehmen gründen wollen oder sich bereits selbstständig gemacht haben.
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Bild: Freepik
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Vielen Dank für diesen Beitrag. Zusammen mit meinen Cousinen würde ich gerne ein eigenes Unternehmen gründen. Nach einiger Zeit des Überlegens haben wir uns dazu entschieden, dass unsere Firma als Gesellschaft eingetragen werden soll. Den zugehörigen Vertrag können wir hoffentlich bald gültig machen lassen.