Leasing Bilanzierung (Bild: Freepik)

Wie bilanziert man Leasing-Gegenstände? Was ist bei IFRS zu beachten?

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Gilt das HGB oder IFRS? Beim Leasing hast du unbedingt ein paar Besonderheiten bei der Bilanzierung zu bedenken.

Was bedeutet eigentlich Leasing?

Bei einem Leasing wirst du nicht Eigentümer eines Wirtschaftsgutes. Der zwischen dir, dem Leasingnehmer, und dem Leasinggeber, beispielsweise einem Produzenten, abgeschlossene Leasingvertrag beinhaltet vielmehr die Nutzungsüberlassung eines bestimmten Leasinggegenstandes. Bei diesem Leasinggegenstand kann es sich um jedes bilanzierungsfähige Wirtschaftsgut handeln.


Was Unternehmen leasen können: 5 Beispiele

Unternehmen können eine Vielzahl von Gütern und Dienstleistungen leasen, um Kapital zu sparen und die finanzielle Flexibilität zu erhöhen. Hier sind fünf Beispiele:

Fahrzeuge
Viele Unternehmen leasen Firmenwagen, Transporter und andere Fahrzeuge für ihre Mitarbeiter oder für den Transport von Ware​​​​n.

Geräte und Maschinen
Für die Produktion oder Dienstleistungserbringung notwendige Geräte und Maschinen werden oft geleast, um hohe Anfangsinvestitionen zu vermeide​​n.

Produktionsanlagen
Großanlagen für die Fertigung lassen sich ebenfalls leasen. Das ermöglicht Unternehmen, auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben, ohne große Summen zu binde​​n.

IT-Ausrüstung und Software
Computer, Server, spezielle Softwarelizenzen und andere IT-Komponenten werden häufig geleast, besonders da sie einer schnellen Abnutzung oder Veralterung unterliegen​​.

Immobilien
Unternehmen können Geschäftsräume, Lagerhallen oder Einzelhandelsflächen leasen, statt sie zu kaufen, um Flexibilität bei der Standortwahl zu bewahren und Kapital für andere Zwecke freizuhalten.​


Unterschiede in den Bilanzansätzen

Wenn du bilanzierst, hast du deine unternehmerischen Leasinggegenstände anzugeben. Dabei ist es wichtig, ob du deine Bilanz nach den handelsrechtlichen Bestimmungen des HGB (Handelsgesetzbuch) aufstellst oder zusätzlich die internationalen Rechnungslegungsstandards nach IFRS 16 (International Financial Reporting Standards) erfüllen musst. Das Ergebnis sind unterschiedliche Bilanzansätze.

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Was ist bei einer Bilanzierung nach HGB zu beachten?

Bei Bilanzierung nach HGB ergeben sich sowohl für den Leasingnehmer als auch für den Leasinggeber bilanzielle Auswirkungen. Dabei ist zu beachten, dass das deutsche Handelsrecht eine Unterscheidung des Leasings in ein Operating Leasing und ein Financial Leasing vorsieht. Zudem musst du klären, wer der wirtschaftliche Eigentümer des Leasinggegenstandes ist.

Operating Leasing: die Besonderheiten

Beim Operating Leasing wird der Gegenstand immer beim Leasinggeber bilanziert, weil er sowohl zivilrechtlicher als auch wirtschaftlicher Eigentümer bleibt. Der Leasinggeber weist den Leasinggegenstand in seiner Bilanz aus und schreibt ihn planmäßig über die Länge der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer ab.

Financial Leasing: die Besonderheiten

Beim Financial Leasing geht das wirtschaftliche Eigentum auf den Leasingnehmer über. Obwohl der Leasinggeber weiter als zivilrechtlicher Eigentümer gilt, muss der Leasinggegenstand hier im Anlagevermögen des Leasingnehmers ausgewiesen werden.

Was brachte IFRS 16 mit sich?

Im Veranlagungszeitraum 2019 wurde die Bilanzierung eines Leasinggegenstandes nach IFRS in dem Rechnungslegungsstandard IFRS 16 neu geregelt. Damit sollen die internationalen Jahresabschlüsse transparenter werden. Auch eine bessere Vergleichsmöglichkeit der wirtschaftlichen Verhältnisse zwischen Unternehmen stand bei der Neuregelung im Fokus.

Betroffen sind von der IFRS-Bilanzierungsregel beispielsweise Unternehmen aus dem Luft-und Schifffahrtssektor, dem Logistikbereich, dem Handel oder der Immobilienbranche.


Was ist eigentlich IFRS?

IFRS steht für „International Financial Reporting Standards“. Es handelt sich um ein Regelwerk für internationale Rechnungslegungsvorschriften, das vom International Accounting Standards Board (IASB) entwickelt und gepflegt wird. Die Hauptziele der IFRS sind:

Transparenz
IFRS soll sicherstellen, dass Finanzberichte von Unternehmen weltweit transparent und vergleichbar sind. Dies hilft Investoren, Analysten und anderen Stakeholdern, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Vergleichbarkeit
Durch die Anwendung international anerkannter Standards können die finanziellen Leistungen von Unternehmen über verschiedene Länder und Märkte hinweg verglichen werden.

Konsistenz
IFRS bietet einheitliche Richtlinien, was zu konsistenten Finanzberichten führt. Unabhängig davon, in welchem Land das Unternehmen ansässig ist.

Entscheidungsfindung
Klare und konsistente Finanzinformationen erleichtern es Investoren und anderen Stakeholdern, informierte wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen.

Globalisierung
Für Unternehmen, die international tätig sind, vereinfacht IFRS die Finanzberichterstattung, da nicht für jedes Land unterschiedliche Rechnungslegungsstandards angewendet werden müssen.


Leasingbilanzierung nach IFRS 16: Welche Anforderungen und Regeln gibt es?

Eine Unterscheidung in Operating Leasing und Financial Leasing kennt IFRS 16 für Leasingnehmer nicht. Trotzdem gilt es für dich als Aufsteller einer Bilanz einige Herausforderungen zu bewältigen.

IFRS 16 sieht eine einheitliche Bilanzierung vor, die sowohl die Nutzungsrechte als auch die im Zusammenhang mit dem Leasingverhältnis entstandenen Verbindlichkeiten berücksichtigt. Diese Verbindlichkeiten ergeben sich unter anderem aus den Leasingzahlungen, die du als Leasingnehmer aufwenden musst, um das Nutzungsrecht an dem Leasinggegenstand ausüben zu können.

Für Leasinggeber gelten die bisherigen Regelungen, die sich aus dem IAS 17 ergeben. Hier ist weiterhin auf die Unterscheidung nach Operating Leasing oder Financial Leasing zu achten.

Welche Folgen haben die IFRS-Vorgaben?

Da die Leasingzahlungen in der Gewinn-und-Verlustrechnung deines Unternehmens erfasst werden, wirken sich die Neuregelungen der IFRS über die Bilanz hinaus auch auf andere Bestandteile deines Jahresabschlusses aus.

IFRS 16 beeinflusst wichtige Kennzahlen, zum Beispiel das EBITDA und das EBIT deiner Firma. Unter dem EBITDA ist der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen zu verstehen. Das EBIT gibt den Gewinn vor der Berücksichtigung von Steuern und Zinsen an.

Eine Bilanzierung nach IFRS 16 wirkt sich darüber hinaus auf die Kapitalflussrechnung aus. Warum? Weil die Tilgungsleistungen von dir als Leasingnehmer in die Analyse des Cashflows einfließen.


Was ist eine Kapitalflussrechnung?

Eine Kapitalflussrechnung, auch Cashflow-Rechnung genannt, ist ein Finanzbericht, der die Geldströme eines Unternehmens über einen bestimmten Zeitraum hinweg darstellt. Die Rechnung zeigt, wie sich der Bargeldbestand durch Betriebstätigkeit, Investitionstätigkeit und Finanzierungstätigkeit verändert hat. Die Kapitalflussrechnung dient dazu, ein klares Bild davon zu vermitteln, wie ein Unternehmen Geld generiert und verwendet.

Die Kapitalflussrechnung wird in drei Hauptbereiche unterteilt:

Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit
Dieser Bereich zeigt, wie viel Geld aus dem eigentlichen Geschäftsbetrieb generiert wurde. Er umfasst Einnahmen und Ausgaben, die direkt mit der Produktion und dem Verkauf von Waren oder Dienstleistungen zusammenhängen.

Cashflow aus Investitionstätigkeit
Hier wird aufgezeigt, wie Geld für Investitionen verwendet oder aus Desinvestitionen generiert wurde. Dies beinhaltet Käufe und Verkäufe von Anlagevermögen wie Maschinen (zum Beispiel Flowpacker), Gebäude oder Beteiligungen an anderen Unternehmen.

Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
Dieser Teil der Rechnung befasst sich mit den Geldströmen, die aus Finanzierungsaktivitäten stammen, wie die Aufnahme oder Tilgung von Darlehen, die Ausgabe neuer Aktien oder die Zahlung von Dividenden.

Das heißt: Die Kapitalflussrechnung ist ein wesentliches Instrument für die Finanzanalyse und gibt Aufschluss darüber, wie effizient ein Unternehmen seine finanziellen Ressourcen verwaltet. Sie ist besonders wichtig für die Beurteilung der Liquidität und der langfristigen Finanzstabilität eines Unternehmens.


Vor und nach IFRS16: GuV vs. Bilanz vs. Cashflow-Rechnung

Das sind die Unterschiede in einer kurzen, tabellarischen Übersicht:

Vor IFRS 16 Nach IFRS 16
Gewinn- & Verlustrechnung Berücksichtigung der Leasingaufwendungen (Rent Expense) im EBITDA Beschreibung des Right-of-Use Asset über die Laufzeit des Leasingvertrags
Bilanz Off-Balance Sheet, das heißt auf der Bilanz nicht zu sehen Leasingverbindlichkeit = Barwert der zukünftigen Leasingzahlungen

Right-of-Use Asset (zum Abschlusszeitpunkt = Leasingverbindlichkeit)

Cashflow-Rechnung Leasingzahlung = Bestandteil des operativen Cash Flow, da bereits im EBITDA bzw. Nettoergebnis enthalten Leasingzahlung zum Teil im operativen Cash Flow (= Zinsaufwand), zum Teil im CF aus Finanzierungstätigkeit (= Tilgungsanteil)

Wie geht eine Bilanzierung nach IFRS 16 leichter von der Hand?

Um einen Leasinggegenstand in Abstimmung mit der internationalen Rechnungslegung nach IFRS 16 rechtskonform zu bilanzieren, solltest du eine geeignete Software mit anwenderfreundlichen Tools einsetzen. Die Tools helfen dir dabei, den Überblick über die Leasingverbindlichkeiten zu behalten, die dein Unternehmen als Leasingnehmer an den Leasinggeber zahlen muss.

Bei mehreren Leasingverhältnissen unterstützt dich eine professionelle Software dabei, die einzelnen Leasingverträge zu verwalten. Hierdurch bekommst du mehr Transparenz in deiner Bilanz sowie in der Gewinn-und Verlustrechnung.

Eine IFRS-kompatible Software unterstützt dich überdies dabei, deine Leasingverhältnisse rechtskonform in IFRS 16 zu übertragen. Und du hast die Möglichkeit, die Daten im Konzernabschluss – falls aus deinem StartUp eine Aktiengesellschaft wurde – darzustellen.

Fazit

IFRS 16 bringt viele besondere Anforderungen mit sich. Diese wirken sich bei einem Leasing auf deine Gewinn- und Verlustrechnung wie auch auf deine Bilanzierung aus.

Wenn du mehrere Leasingverträge am Laufen hast, musst du dafür sorgen, dass du eine klare Übersicht bekommst. Zum Beispiel, um eine saubere Kapitalflussrechnung umsetzen zu können. Da dies alles andere als einfach ist, benötigst du in deinem Team einen entsprechenden Experten – oder eine externe Unterstützung. Zudem kann die Anschaffung einer speziellen IFRS-kompatiblen Software dabei helfen, alle Vorgaben rechtskonform umzusetzen.

Bilder: Freepik

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