Kapitalbindung (Bild: Pixabay)

Was bedeutet eigentlich … Kapitalbindung? Wie hängt diese mit der Liquidität zusammen?

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Es gibt etliche Begriffe, die ein StartUp-Gründer kennen sollte. In diesem Teil unserer “Was bedeutet eigentlich…”-Serie erklären wir die Fachbegriffe “Kapitalbindung” und „Liquidität“.

Was ist Kapitalbindung? Eine kurze Definition

Wie es der Begriff schon vermuten lässt, handelt es sich bei der Kapitalbindung um einen Begriff aus dem Bereich der Finanzen – und zwar um die Bindung des Kapitals. Das bedeutet, ein Unternehmen kann über einen gewissen Zeitraum nicht auf sein Kapital zugreifen. Somit ist das Geld nicht liquide, also frei verfügbar.

Liquidität – was ist das?

Liquidität bedeutet, ein Unternehmen kann seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen, indem es beispielsweise Gehälter, Mieten oder offene Lieferantenrechnungen bezahlt. Fehlt es an Liquidität, kann das in die Insolvenz – die Zahlungsunfähigkeit – führen.

Was bedeutet Kapitalbindung im Detail?

Kapitalbindung heißt, dass ein Unternehmen sein Kapital investiert. „Mittel- und langfristige Kapitalbindungen sind vor allem im Anlagevermögen zu finden. Sie treten bei einer Investition in die Betriebs- und Geschäftsausstattung, in Fahrzeuge, in Anlagen, in Maschinen, in Immobilien und in Grundstücke auf“, erklärt Intqua.de ein paar Beispiele für Kapitalbindung. Auch Waren, die eingekauft und bis zum Verkauf eingelagert werden, oder Investitionen in Kryptowährungen gehören zur Kapitalbindung.

Das Kapital ist so lange gebunden, bis es freigesetzt wird. Zum Beispiel, wenn das Unternehmen die Waren verkauft. Gebundenes Kapital ist somit eine Investition, die bald Erlöse erbringt (bspw. Waren) oder über mehrere Jahre abgeschrieben wird (bspw. Maschinen).

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Was sind Kapitalbindungskosten?

Kapitalbindungskosten repräsentieren die Ausgaben, die durch in einem Unternehmen festgelegtes Kapital entstehen. Man kann sie als entgangene Gewinne ansehen, da das verwendete Kapital nicht für andere profitablere Aktivitäten genutzt wird. Daher nennt man sie auch Opportunitätskosten.

Was ist die Kapitalbindungsdauer?

Ein wichtiger Bestandteil der Kapitalbindung ist die Zeit. Der Zeitraum, in der die Liquidität eines Unternehmens durch das nicht verfügbare Geld eingeschränkt wird, kann unterschiedlich lang ausfallen. Eben je nachdem, was durch was das Kapital gebunden wird. Den Zeitraum nennt man Kapitalbindungsdauer.

Die Kapitalbindungsdauer beschreibt, wie lange es von der Kapitalbeschaffung und Kapitalverwendung bis zum Kapitalrückfluss dauert. Wie in folgendem Schaubild des DAA Wirtschaftslexikons zu sehen ist, besteht die Kapitalbindung aus verschiedenen Phasen und Prozessen:

Kapitalbindungsdauer (Bild: DAA Wirtschaftslexikon)

 

Durchschnittliche Kapitalbindung: die Berechnung

Die Kapitalbindung ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, mit der gerechnet werden kann. Zum Beispiel ist es möglich, die durchschnittliche Kapitalbindung über einen vorgegebenen Zeitraum zu ermitteln. Wie das geht, zeigt dieses Video:

Nachteile der Kapitalbindung

Die Vorteile der Kapitalbindung sind klar: Ein Unternehmen investiert sein Geld, um arbeiten und fortbestehen zu können. Ohne Büroräume, Fahrzeuge, Maschinen, Waren oder Produktionsmittel ist das schwer möglich.

Doch wenn das Kapital gebunden ist, stehen einem Unternehmen keine liquiden Mittel bereit. Das heißt, es muss, wenn Geld benötigt wird, zum Beispiel Fremdkapital aufnehmen. Auf dieses Fremdkapital sind Zinsen zu zahlen – es fallen also zusätzliche Kosten an.

Verwendet ein Unternehmen sein Eigenkapital zur Kapitalbindung, senkt das die Rendite. Das gefällt den Anteilseignern nicht. Somit sollte ein Unternehmen stets überdenken, ob und wie es sein Kapital bindet.

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Wie kann ein StartUp seine Liquidität erhöhen?

Bei der Gründung eines Unternehmens drehen sich viele Gedanken um eine Sache: Wie kann das Startup finanziert werden? Diese sind von großer Wichtigkeit. Läuft das Business an, kann sich bereits die nächste Liquiditätslücke ergeben. Wie lässt sich diese schließen? Hier sind ein paar Möglichkeiten:

Dispo- oder Kontokorrentkredit nutzen

Die einfachste Variante ist die, die mit dem privaten Konto bzw. Geschäftskonto kommt: Der Dispo oder Kontokorrentkredit. Der Kontokorrentkredit ist fest mit dem Unternehmenskonto verbunden. Er steht wie der Dispo des Privatkontos für Freiraum und Flexibilität.

Was gilt für die Nutzung?

  • Beantragung
    Während der Dispo bei einem Privatkonto oft auch ohne Anfrage bereitgestellt wird, müssen Unternehmer den Kontokorrentkredit einmalig für ihr Konto beantragen.
  • Höhe
    Die Einrichtung orientiert sich beim Dispo an den Einnahmen. Bei einem Kontokorrentkredit kann der Betrag oft bis zu einem bestimmten Wert gewählt werden.
  • Verwendung
    Während der Dispo ganz nach Belieben des Bankkunden genutzt werden kann, dient der Kontokorrentkredit den rein geschäftlichen Ausgaben. Zum Beispiel für die Büromiete, Löhne und Gehälter.
  • Allgemeines
    Der einmal eingeräumte Kontokorrentkredit kann immer wieder bis zur Kredithöhe genutzt werden. Der Zinssatz orientiert sich nicht an der Bonität des Unternehmens.

Der Kontokorrentkredit hat somit einige Parallelen zum Dispo. Die Nutzung hat jedoch auch Nachteile:

  • Gebühren
    Der Zinssatz ist zwar unabhängig von der Bonität, dafür gibt es einen pauschalen Überziehungszins. Dieser fällt deutlich höher als bei gewöhnlichen Krediten aus.
  • Maximum
    Der Kontokorrentkredit sollte niemals über sein Maximum ausgeschöpft werden. Geschieht dies, fordert die Bank in der Regel zum direkten Ausgleich des Kredits auf, was zu erheblichen finanziellen Problemen führen kann.

Unternehmer, die finanzielle Engpässe des StartUps über den privaten Dispositionskredit oder über den Kontokorrentkredit ausgleichen wollen, sollten diese Methode nur selten und sehr kurzzeitig nutzen. Sie sind in der längeren Nutzung deutlich teurer als übliche Kredite.

Günstige Kredite suchen

Mittlerweile ist es relativ leicht, online nach einem günstigen Kredit zu suchen. Mitunter gibt es auch spezielle Kredite rein für StartUps und junge Unternehmen. Grundsätzlich gilt:

  • Vergleichen
    Es sollte immer ein Kreditvergleich bei Anbieter wie Kreditheld.de oder Smava.de durchgeführt werden. Nicht nur die Zinsen entscheiden hier, sondern auch die Rahmenbedingungen. Wie lange läuft der Kredit, gibt es Möglichkeiten zur Sondertilgung? Bei Unternehmen sollten gezielt nach Unternehmenskrediten gesucht werden, da die Privatkredite nur für die private Verwendung des Geschäftsführers sinnvoll sind.
  • Angebote prüfen
    Die gefundenen Kreditmöglichkeiten sind zu sondieren und mit einem Angebot der Hausbank gegenüber zu stellen. Dies ist notwendig, falls Fördermittel ins Spiel kommen.
  • Förderungen nutzen
    Mitunter bietet es sich an, den Engpass mit einer staatlichen Förderung zu beheben. Die KfW hat spezielle Programme, die passen könnten. In diesem Fall wird der Kredit jedoch über die Hausbank abgeschlossen.

Schon gewusst? Das Wirtschaftsministerium unterstützt mit Fördermitteln kleine und mittelständische Unternehmen bei ihrer Digitalisierung. Mehr darüber erfährst du in unserem Beitrag „Digitalisierung: So kriegt man Fördergelder

Je nach dem, aus welchem Bereich das StartUp kommt, könnten sich andere Formen der Geldbeschaffung anbieten. Das Crowd-Investing, die investorgeprägte Variante des Crowdfundings, wäre ein Beispiel. Selbst Kredite von privaten Geldgebern können eine Idee sein.

Rechnungsvorfinanzierung nutzen

Oftmals kommt ein junges Unternehmen in finanziell schwieriges Fahrwasser, weil es Kunden hat, welche die Zahlungsfrist bis zur letzten Sekunde ausreizen. Das stellt das StartUp vor das Problem, dass es trotz allem weiter agieren und eventuell Waren bestellen muss. Dafür gibt es aber Lösungen:

  • Factoring
    Die Rechnungsvorfinanzierung hilft in diesem Fall weiter. Das Factoring kann heute auf verschiedenen Wegen umgesetzt werden. Wahlweise verkaufen Unternehmen ihre gestellten Rechnungen an den Factoring-Geber, der das Geld dann direkt oder auf einem stillen Wege vom Kunden einfordert.
  • Warenvorfinanzierung
    Dies ist üblicherweise nur für Betriebe gedacht, die Waren von hohem Wert kaufen. Jedoch richten sich immer mehr Anbieter auch auf kleine Betriebe aus. Muss ein StartUp Waren kaufen, um beispielsweise Güter herstellen zu können, so sucht es den Lieferanten, klärt mit dem Finanzierer das weitere Vorgehen ab und bestellt die Ware. Der Vorfinanzierer bezahlt die Ware nun direkt beim Lieferanten und erhält das Geld mit einer langen Frist vom StartUp zurück.

Die Warenvorfinanzierung ist in mehrfacher Hinsicht vorteilhaft. Kann ein StartUp aufgrund finanzieller, doch absehbarer Engpässe aktuell keine Güter bestellen, leidet der Betrieb. Werden die Waren hingegen bestellt, doch können die Lieferanten erst verspätet bezahlt werden, leidet diese wichtige Geschäftsbeziehung. Die Vorfinanzierung verhindert dies. Denn der Lieferant erhält sein Geld innerhalb weniger Tage und erkennt das junge Unternehmen als seriösen Geschäftspartner an.

Mitarbeiter ins Home Office schicken

Das Arbeiten im Home Office ist spätestens seit der Corona-Krise „in“. Wenn die Mitarbeiter lange Zeit oder gar dauerhaft per Remote arbeiten, hat das Vorteile für die Liquidität. Denn:

  • Im Büro lassen sich Strom- und Heizkosten einsparen
  • Es fallen keine Ausgaben für Verpflegung, Kaffee und andere Mitarbeiter-Benefits an.
  • Die Büroflächen können verkleinert werden.
  • Oder das StartUp schafft den gemeinsamen Treffpunkt ganz ab.

Geld zurück vom Finanzamt

Viele Unternehmer zahlen hohe Beiträge für die Umsatzsteuer oder die Einkommensteuer bereits im Voraus an das Finanzamt – und haben so erhebliche Kosten.

Um zu gewährleisten, dass man zahlungsfähig bleibt, ist es beispielsweise ratsam, die Vorsteuer gleich bei seiner monatlichen und quartalsweisen Umsatzsteuervoranmeldung abzuziehen und nicht bis zum Jahresausgleich zu warten.

Zudem gibt es die Möglichkeit, in schlechten Zeiten die Steuerzahlungen zu verschieben. In Ausnahmefällen erlässt das Finanzamt sogar die Steuerlast. Der Gesetzgeber fordert dafür aber eine „erheblicher Härte“ der Krisensituation.

Fazit: Engpässe überlegt überbrücken

Kommt es zu Liquiditätslücken, sollte im ersten Schritt stets durchgeatmet und dann gehandelt werden. Unüberlegte Aktionen können auf lange Sicht schaden. Müssen nur geringe Beträge über wenige Tage beschafft werden, ist die Nutzung des Kontokorrentkredits durchaus ratsam. Bei größeren Beträgen hingegen sind Kredite wesentlich sinnvoller und auch günstiger.

Auch die Waren- oder Rechnungsvorfinanzierung sollte unbedingt durchdacht werden, da beide Varianten einem StartUp weiterhelfen können. Und sie sorgen dafür, dass weder der Betrieb stillsteht, noch dass der Kontokorrentkredit genutzt werden muss, bis die Rechnungen durch die Kunden beglichen werden.

Bilder: Pixabay, DAA Wirtschaftslexikon

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