Cash Burn Rate verringern (Bild: Freepik)

Cash-Burn-Rate verringern: Ist es sinnvoll, in unsicheren Zeiten an den Personalkosten zu sparen?

  • Letztes Update:8 Monaten 
  • Lesezeit:6Minuten

Du möchtest, dass dein StartUp auch in Krisenzeiten überlebt? Dann verlängere die „Startbahn“ und betreibe eine flexible Personalpolitik.

Ein Gastbeitrag von Joanna Alberska / DEVMATCH

Wie verringert man das Cash-Burning?

Eines der traurigsten, aber auch typischsten Szenarien für das Scheitern von StartUps ist, dass ihnen das Geld ausgeht. Tatsächlich ist es so, dass ein Drittel der Neugründungen wegen fehlender Liquidität scheitern. Dieses Problem betrifft vor allem StartUps, die sich auf digitale Produkte stützen. Warum? Der größte Teil der Kosten fließt in das Entwicklerteam, dessen Arbeit sich nicht direkt in einem unmittelbaren Umsatzwachstum niederschlägt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so vertrauen manche Gründer zu sehr auf einen Deus ex Machina, einen Business Angel auf einem weißen Pferd, der die dringend benötigte nächste Finanzierungsrunde bringt. Leider bewahrheitet sich diese optimistische Annahme oft nicht. Viele StartUps scheitert nicht, weil ihre Produkte oder ihre Dienstleistungen nicht gebraucht wurden oder nicht innovativ genug waren, sondern weil sie in der Entwicklungsphase schlecht mit Geld umgegangen sind.

Was kannst du tun, um dieses unglückliche Szenario zu vermeiden? Wie bringt man ein Unternehmen durch eine Phase des schnellen Wachstums und des schnellen Cash-Burnings? Hier ein paar essentielle Tipps.

Setze nicht auf Risikofinanzierung!

Viele Gründer setzen leichtsinnig Energie in den Irrglauben, dass nach jeder Finanzierungsrunde eine weitere folgen wird. Die Rekord-Quartale der letzten Jahre mögen dieses Wunschdenken genährt haben. Aber täusche dich nicht – es werden harte Zeiten kommen!

Nach Angaben von CB Insights ist die Risikokapitalfinanzierung im zweiten Quartal 2022 weltweit um 23 Prozent zurückgegangen. Darüber hinaus erhielten europäische StartUps laut Crunchbase-Daten 38 Prozent weniger Geld als im Vorjahr.

Das bedeutet, dass das Finden von Investoren und das Einwerben von Finanzmitteln sogar bis zu zwei Mal so lange dauern kann wie noch in den Jahren zuvor. In Anbetracht dessen sollten sich Gründer noch mehr auf die langfristige Planung konzentrieren und ihre Budgets sorgfältiger ausgeben.

Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben bewiesen, dass wir uns nicht vollständig auf die prognostizierten Aussichten verlassen können. Besonders StartUps sollten sich auf eine ungewisse Zukunft vorbereiten und ihre finanzielle „Startbahn“ durch eine Verringerung der Cash-Burn-Rate verlängern.

Was ist eine Cash-Burn-Rate?

Die Cash-Burn-Rate, zu Deutsch: Geldverbrennungsrate, zeigt an, wie schnell ein Unternehmen seine finanziellen Mittel verbraucht. Du berechnest damit, wie viel Zeit du hast, bis deine Liquidität gefährdet ist.


Cash-Burn-Rechner

Cash-Burn-Rechner






Ist dein StartUp nicht mehr liquide, rutscht es in die Insolvenz. Diese Unternehmenskrise kann schnell zu einer Pleite und damit zu einem Aus führen.

Was ist eine „Startbahn „und wie kann man sie verlängern?

Eine Startbahn ist im Wesentlichen die Zeit, die einem StartUp zur Verfügung steht, bevor das Geld ausgeht oder die nächste Finanzierungsrunde ansteht. Es gibt zwei scheinbar einfache Möglichkeiten, diese Zeitspanne zu verlängern.

Die eine Maßnahme besteht darin, die Einnahmen zu steigern. Die andere darin, die Kosten zu senken. Da sich die Einnahmen jedoch nicht über Nacht steigern lassen, bleibt in den meisten Fällen die Senkung der Ausgaben als die praktikabelste Option. 

Warum lohnt es sich nicht, bei Marketing und Vertrieb zu sparen?

Viele StartUps beginnen bei einer hohen Cash-Burn-Rate damit, ihre Marketing-Ausgaben zu kürzen. Sie geben bezahlte Werbung und Partnerschaften mit Influencern auf oder entlassen Marketing-Mitarbeiter. Damit sparst du sicherlich Geld – aber verlängerst du damit wirklich deine Startbahn? 

Wenn du die Mittel für das Marketing kürzt, stutzt du deinem Unternehmen die Flügel und verringerst das Umsatzpotenzial. Schließlich soll das Marketing deinem Unternehmen neue Kunden verschaffen und seine Marktpräsenz erhöhen, um die Einnahmen zu steigern. 

Das Gleiche gilt für die Vertriebsabteilung: Wenn du beschließt, dein Vertriebsteam zu verkleinern, senkst du kurzfristig die Kosten, während du langfristiges Wachstumspotenzial erheblich beeinträchtigst.  

Ein großes Entwicklerteam kann (zu) teuer sein

Wenn ein StartUp auf einem digitalen Produkt basiert, sind die wichtigsten Kosten – vor allem in der Anfangsphase – die Gehälter der Entwickler.  Deine Ingenieure, Programmierer, Designer, Qualitätssicherer und Analysten leisten sicherlich eine großartige Arbeit, aber sie kosten auch viel Geld.

Sei versichert, dass wir nicht vorschlagen, IT-Fachleute loszuwerden! Vielmehr ermutigen wir Gründer, sich auf eine intelligente Strategie zu konzentrieren, um ein flexibles und kosteneffizientes Entwicklungsteam auf finanziell nachhaltige Weise aufzubauen

Personelle Flexibilität geht vor

Wenn das Geld ausgeht, liegt das meist an mangelnder finanzieller Flexibilität. Das oberste Ziel deiner Strategie zur Bekämpfung einer hohen Cash-Burn-Rate sollte darin bestehen, die Widerstandsfähigkeit deines Unternehmens zu erhöhen. Du must in der Lage sein, Ressourcen und Zeit flexibel dorthin zu verlagern, wo sie den größten Nutzen bringen können. 

Ein Beispiel: Anstatt jedes Mal, wenn ein Bedarf besteht, neue Mitarbeiter einzustellen, solltest du eher einen an der Projektdauer orientierten Ansatz wählen. Überlege, ob es für deinen Cashflow nicht besser wäre, wenn du gelegentlich Freelancer anheuerst, anstatt Fachkräfte fest anzustellen. 

Ein weiteres Modell, mit dem du Flexibilität erreichst und gleichzeitig die Kontrolle über den Projektverlauf behalten kannst, ist die Personalaufstockung. Bei diesem Modell werden zum Beispiel externe IT-Spezialisten in dein internes Team aufgenommen, ohne jedoch deine Mitarbeiter zu werden – zumindest nicht formal. 

Die Vorteile der flexiblen Personalaufstockung

Eines der Hauptmerkmale dieses Personal-Modells ist die hohe Skalierbarkeit. Anstatt ein umfangreiches, internes Team zu unterhalten, kannst du stattdessen die Größe an deinen aktuellen Bedarf anpassen. Anders als beim traditionellen Outsourcing von IT-Projekten behältst du bei der Personalaufstockung über einen Dienstleister die volle Kontrolle, indem du die externen Kräfte vollständig in dein Team und eure Prozesse integrierst. 

Ein weiterer Vorteil ist die Vorhersehbarkeit der Kosten. Bei diesem Modell werden nur die vom Entwickler geleisteten Stunden in Rechnung gestellt, sodass man nicht für leere Stunden bezahlen muss. Wenn deine Startbahn zu kurz wird, kannst du den Vertrag mit dem Dienstleister einfach kündigen und die Mittel dort einsetzen, wo sie dringender benötigt werden. 

Fazit

Natürlich ist das IT-Team nicht der einzige Ort, an dem Einsparungen erzielt werden können, wenn die Startbahn zu kurz ist. Aber wenn du deinem Unternehmen nicht die Flügel stutzen willst, solltest du versuchen, die Kosten dort zu senken, wo sie am höchsten sind.

Suche nach flexiblen Lösungen und gehen keine Verpflichtungen ein, die du nicht tragen kannst. Denke stets daran, dass das Ende der Startbahn zwar unbarmherzig, aber auch unausweichlich ist. 


Über die Autorin:

Joanna Alberska ist Digital Marketing Manager bei DEVMATCH, zudem Enthusiastin für neue Medien, Psychologie und Papageien. Täglich erstellt sie Inhalte für StartUp-Gründer, die sich mit Themen rund um Tech-Recruiting und StartUp-Management beschäftigen.


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Bild: Freepik

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