Viele junge Unternehmer streben an, aus ihrem StartUp ein „Unicorn“ zu machen. Was hat es mit dem Einhorn-Status auf sich?
StartUp Unicorn: Bedeutung und Definition
Der Begriff „Unicorn“ stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Einhorn“. Da es die Fabelwesen sehr selten gibt, wurden früher nur wenige StartUps als Unicorn betitelt.
Mittlerweile hat sich das stark verändert, weltweit tragen Hunderte Unternehmen den Titel „Unicorn“. Die Einzigartigkeit ist somit verschwunden. Nichtsdestotrotz hat der Begriff nichts an seiner Faszination verloren.
Wann ist ein StartUp ein Unicorn?
Junge, innovative Unternehmen, die eine Bewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar erhalten, bezeichnet man als Unicorn. Ein Schwellenwert, der besonders in den 2020er-Jahren zigfach geknackt wurde – vor oder nach dem meist spektakulären Börsengang eines StartUps.
Hinweis: Das, was im Deutschen Milliarden sind, heißt im Englischen Billion (abgekürzt: $1BN). Deswegen ist in der englischsprachigen Presse von sogenannten „Billion Dollar StartUps“ zu lesen.
Von Einhorn-StartUp zum Hectacorn: StartUp-Bewertungen und die Welt der Fabeltiere
Der Einzigartigkeit des Einhorn-Status‘ verblasst zunehmend, da immer mehr Unternehmen die Bewertung von einer Milliarde Dollar und mehr überschreiten. Dementsprechend ist ein Unicorn – zumindest im Business – nichts Besonderes mehr. Deshalb steht die „Eins“ im „Einhorn“ mittlerweile mehr für die Höhe des Unternehmenswertes.
Da die Bewertungen von aufstrebenden Unternehmen scheinbar nur einen Weg kennen – nämlich steil nach oben -, haben sich Investoren neue Begriffe ausgedacht. Um StartUps, die deutlich wertvoller als eine Milliarde Dollar oder Euro sind, passend zu bezeichnen, kamen in den letzten Jahren unter anderem die Begriffe “Decacorn” und “Hectacorn” auf. Die kurios wirkenden Bezeichnungen kannst du wegen des rasanten StartUp-Wachstums immer häufiger hören.
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Was zeichnet ein Decacorn-Unternehmen aus?
Ein Decacorn, also ein Zehnhorn, erreicht eine Bewertung von mehr als zehn Milliarden Euro bzw. zehn Billion Dollar. Diese Schwelle erschien vor ein paar Jahren als unerreichbar für StartUps – doch die Zeiten ändern sich.
Die Decacorn-Grenze wird von Jahr zu Jahr öfter überschritten. Also galt es, eine neue, noch fantastischere Schallmauer zu definieren. Auch dafür fand man einen tollen Namen, der so klingt, als stamme er aus dem Reich der Fabeltiere: Hectacorn.
Was ist ein Hectacorn-StartUp?
Ein Hectacorn – auch Hectocorn geschrieben (mit einem “o” statt einem “a” in der Mitte) – ist ein hundertfaches StartUp-Einhorn und hat somit einen Wert von mindestens 100 Milliarden Dollar (europäisch geschrieben) bzw. 100 Billion Dollar (US-amerikanisch).
Eine andere Bezeichnung für mega-erfolgreichen Unternehmen jenseits der Einhundert-Milliarden-Marke lautet auch “Super Unicorn“.
Vom Hectacorn zur Trillion Dollar Company
Und was kommt nach dem Hectacorn? Dafür gibt es aktuell noch keinen kreativen Tiernamen. Aber einen Begriff haben die Finanzexperten trotzdem schon.
Wenn ein Unternehmen eine Marktkapitalisierung von mindestens 1.000 Milliarden US-Dollar hat, gehört es zum sogenannten Trillion Dollar Club. Zu diesem erlauchten Kreis zählen einige einstige StartUps, zum Beispiel Facebook, Apple, Alphabet, Amazon und Tesla.
Schon mal was von Soonicorn gehört?
Kommen wir zurück zu den Unicorns, also zu den Unternehmen, die “nur” eine Milliarde Dollar oder Euro wert sind. Diese magische Marktkapitalisierung ist schon fantastisch, besonders aus der Sicht von frisch gebackenen Gründern.
Viele StartUps, auch aus Deutschland, haben den Einhorn-Status noch nicht erreicht, doch sie kratzen am heiß begehrten Titel. Derartige Unternehmen nennt man „Soonicorn“. Der abgekürzte Begriff heißt im Englischen voll ausgeschrieben “Soon-to-be-Unicorn”, was übersetzt so viel bedeutet wie “baldiges Einhorn”.
Auf der Liste der Soonicorns fandest du 2021 unter anderem diese europäischen StartUps:
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- Babbel
- Blinkist
- Ottonovoa
- Spryker
- Taxfix
- TIER Mobility
- Volocopter
Wofür steht das Minicorn?
Da wir gerade dabei waren, ein paar Schritte zurück zu gehen: Einen Begriff, den du wahrscheinlich sehr selten hörst, ist “Minicorn”.
Als Minicorn gelten StartUps, die eine Bewertung von lediglich einer Million Dollar haben, aber das Potential für den Unicorn-Status besitzen. Somit sind Minicorns extrem kleine Soonicorns.
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Woher kommen die StartUp-Unicorn?
Anfang der Neunziger kam ein Begriff in den USA auf, zuerst im Silicon Valley: „StartUp“. Er bedeutet „gründen“ und „in Gang setzen“. Er stand früher vor allem für Unternehmensneugründungen im Bereich Internet, Multimedia und Telekommunikation.
In Deutschland entwickelten sich um das Jahr 2000 herum die ersten „echten“ StartUps. Damals noch Exoten, sind StartUps, Unicorns und ihr Umfeld inzwischen zur Normalität geworden. Zur Finanzierung gibt es Risikokapitalgeber (Venture-Capital) und Business Angels, in Inkubatoren und Acceleratoren reifen die neuen Firmen heran.
Die meisten deutschen Technologie-Gründer sitzen in Berlin. Es folgt das Ruhrgebiet, danach folgen unter anderem Stuttgart-Karlsruhe, München, Hannover-Oldenburg und Hamburg. Kein Wunder: In diesen Gegenden gibt es meist eine sehr gute StartUp-Förderung durch die Bundesländer, zudem einen Ökokosmos aus entsprechenden Dienstleistern und Hochschulen.
So unterschiedlich ihre Heimat, so einig sind sich StartUp-Gründer in ihren Unternehmenszielen: Sie wollen möglichst schnell ein neues Einhorn werden. Eben ein Unternehmen mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar oder deutlich mehr.
Wie viele Unicorn-StartUps gibt es weltweit?
Das ist schwer zu sagen, da die Anzahl stetig wächst. Mittlerweile sind es mehrere Hundert.
Didi Chuxing, SpaceX, AirBnB, Klarna, Stripe – das sind nur ein paar der Bekanntesten. Eine kleine Übersicht gibt dir dieses Schaubild aus dem Herbst 2020:
Gibt es StartUp-Einhörner in Deutschland?
Oh ja! In den letzten Jahren haben es immer mehr Jungunternehmen geschafft, den Unicorn-Status zu erreichen. Auf der Liste der deutschen StartUp-Einhörner stehen unter anderem diese Unternehmen:
In welchen Ländern gibt es die meisten und wertvollsten StartUp-Einhörner?
Die meisten Unicorns finden sich mit Abstand in den USA und in China, das zeigt unter anderem diese Auswertung von CBInsights:
In China und in den USA sind auch die am höchsten bewerteten Einhörner angesiedelt. In diesem Fall handelt es sich sogar um mehrfache Decacorns und im Fall von ByteDance sogar um ein Hectacorn.
Wie wird ein StartUp zum Unicorn?
Die Ein-Milliarden-StartUps haben laut Experten folgendes gemeinsam:
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- fehlende Eitelkeit
- konsequente Ausrichtung auf den Kundennutzen
- Geradlinigkeit durch eine Vision und klare Ziele
- die Unerschrockenheit, alte Wege zu verlassen
- den Blick über den Tellerrand
- eine agile IT, die Geschwindigkeit und Innovation ermöglicht
Wer als Unternehmen dem Erfolg dieser StartUps nacheifern möchte, sollte ebenfalls versuchen, eine funktionierende, unternehmenseigene Innovationskultur aufzubauen. Dabei gilt es, unnötige Komplexität zu vermeiden, übergreifende Ideen zuzulassen und das Auf-den-Kopf-Stellen von Glaubenssätzen und Wirtschaftstraditionen zum Prinzip zu machen.
Besonders erfolgreich sind Unternehmen, die bestehende Geschäftsmodelle durch Disruption verändern können – zum Beispiel durch DeepTech-Innovationen. Bestehende, traditionelle Geschäftsmodelle, Produkte, Technologien oder Dienstleistungen werden hier von neuen abgelöst und teilweise sogar vollständig verdrängt. Dabei kann ein gesamter Markt durch eine stark wachsende technische Innovation völlig zerschlagen werden.
Und man darf das Finanzielle nicht vergessen: StartUp-Einhörner haben in der Regel mehrere Finanzierungsrunden hinter sich, bei denen sie von Investoren mehrere Millionen Dollar beziehungsweise Euro eingesammelt haben. Anders wäre das rasante Wachstum nicht möglich gewesen.
Was lässt sich von den Unicorns lernen?
Kleine und mittlere Unternehmen können von den technologischen Aufsteigern vor allem eines lernen: Dinge nicht zu lange abzuwägen, sondern sie einfach auszuprobieren. Sie sollten Grenzen überwinden und den ständigen Austausch über alle Fach- und Branchenränder hinweg organisieren. Dabei ist eine wertschätzende Kommunikationskultur wichtig.
Fast alle großen DAX-Firmen haben mittlerweile selbst technologieaffine Ableger, Labore und StartUp-Brutkästen gegründet, um in der Entwicklung von Ideen noch schneller zu werden. So betreibt die Deutsche Telekom den hub:raum, die Deutsche Bahn experimentiert in der DB Mindbox, BMW hat die Start-up Garage, der Reisekonzern TUI AG arbeitet im Co-Working-Space Modul 57. Und Volkswagen forscht unter anderem im Volkswagen Group Future Center Europe. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aller Aktivitäten in diese Richtung.
Was sind eigentlich Narwhal-StartUps?
Der Narwhal (im Deutschen Narwal – ohne „h“ geschrieben) ist eine Wal-Art, die durch eine Besonderheit auffällt: Sie besitzt einen langen Stoßzahn, der wie ein überlanges Horn aussieht. So entstand im Mittelalter die Legende von Einhörnern.
Narwhal-StartUps bzw. Narwal-StartUps sind eine besondere Form von Unicorn-StartUps. Sie stammen ausschließlich aus Kanada, und ihr Marktwert beträgt eine Milliarde kanadische Dollar (1 Billion CAD) oder mehr. Und echte Narwal-StartUps dürfen erst 1999 oder danach gegründet worden sein.
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Woher kommt die Bezeichnung “Narwal-StartUp”?
Den Begriff Narwhal-StartUp hat Brent Holliday von Garibaldi Capital Advisors im Jahr 2004 geprägt. Wie er darauf kam? Mit seinem Horn kann ein Narwal das Eis, das es vor Kanadas Küsten gibt, durchstechen, um Luft zu bekommen. Das sei ein schönes Sinnbild für die kanadischen StartUps, so Holliday.
Was sind bekannte StartUp-Narwale? Drei Beispiele
Die kanadische StartUp-Szene hat ein paar weltweit bekannte “Narwhals” zu bieten. Dazu gehören beispielsweise:
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- Shopify
- Slack
- Hootsuite
Ach ja … noch eine Infografik zum Thema Unicorns
Möchtest du mehr über die extrem hoch bewerteten StartUps wissen? Folgende (zugegeben, nicht mehr ganz frische) Infografik fasst die spannendsten Fakten zusammen:
Hinweis: Weitere Fachbegriffe-Erklärungen findest du in unserer Rubrik „Was bedeutet… ?“ und in unserem StartUp-Glossar.
Bilder: Shutterstock, CompareTheMarket, Plattform-Index, Statista
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