MVP Bedeutung Definition (Bild: Shutterstock)

Was bedeutet eigentlich … MVP? Was macht es besonders? Wie setzt man es um?

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Minimum Viable Product: Wir erklären den Begriff MVP und zeigen praktische Beispiele aus der StartUp-Szene auf.

Das wichtigste zum Thema „MVP“

… kannst du dir hier kurz und kompakt anhören:

MVP: die Definition

MVP ist eine Abkürzung und steht für Minimum Viable Product. Übersetzt ins Deutsche bedeutet das so viel wie: Das kleinstmöglich durchführbare bzw. realisierbare Produkt. Das englische Wort „viable“ kann auch mit „überlebensfähig“, „existenzfähig“ oder „praktikabel“ übersetzt werden.

Oft wird ein MVP verkürzt als das „kleinstmögliches Produkt“ bezeichnet. Oder als „minimal funktionierendes Produkt“ (= MFP).

Was ist ein MVP?

Bei einer MVP-Strategie startest du innerhalb kürzester Zeit mit einem ganz kleinen, aber funktionierenden Produkt. Das kann eine App sein, die nur wenige Kernfunktionen besitzt, oder ein Onlineshop mit einer überschaubaren Anzahl an Produkten. Danach wird das MVP schrittweise weiterentwickelt und verbessert.

Wer hat die MVP-Idee bekannt gemacht?

Hinter der Entwicklung eines Minimum Viable Products steckt die Denkweise der Lean-StartUp-Methode von Eric Ries. Getreu dem Motto KISS (Keep It Short & Simple bzw. Keep It Stupid & Simple) geht es darum, möglichst schnell ein Produkt zu launchen.

Bei der Lean-StartUp-Methode bzw. bei der MVP-Entwicklung wird also nicht – wie so oft üblich – ein überdimensionales Projekt aufgesetzt. Und es wird auch nicht jahrelang im stillen Kämmerlein ein Produkt entwickelt, das am Launch-Tag zu 99% fertig ist. Ein MVP zu entwickeln hilft also StartUps, ihre Ideen zu validieren – sprich: schnell am Endkunden auszuprobieren.

Ist ein MVP ein Prototyp?

Nein, ein MVP ist kein Prototyp! Ein Minimum Viable Product besitzt nur wenige Features, diese sollten aber alle funktionieren. Das Produkt muss also praktikabel und alleine „existenzfähig“ sein. Ein Prototyp dagegen besitzt oder zeigt viele Features, doch diese sind gar nicht oder nur rudimentär nutzbar.

Was ist der Unterschied zwischen PoC, Prototyp und MVP?

Proof of Concept (PoC), Prototyp und MVP mögen auf den ersten Blick sehr ähnlich erscheinen, doch das sind sie nicht. Die größten Unterschied sind der jeweilige Stand der Umsetzung und die Vermarktbarkeit.

  • Ein PoC soll die technische Machbarkeit einer Idee überprüfen. Das Ergebnis ist nicht zur Demonstration in einem größeren Kreis, zur öffentlichen Nutzung oder gar zum Verkauf geeignet.
  • Ein Prototyp dagegen wird gerne publik gemacht, um eine Vision zu zeigen. Allerdings sind viele Features gar nicht oder nur rudimentär nutzbar.
  • Ein MVP hat nur wenige Funktionen, doch diese sind voll funktionsfähig. Damit kann das Ergebnis beispielsweise genutzt werden, um erste Umsätze zu genieren.

Dieses Schaubild fasst alle Unterschiede gut zusammen:

Was macht man mit einem Minimum Viable Product?

Die abgespeckte Produktversion bringst du auf den Markt. Danach entwickelst du es mit Hilfe des Tester- oder Kunden-Feedbacks fortwährend weiter. Alles dreht sich darum, schnell einen Wert für die angepeilte Zielgruppe zu generieren.

Das kannst du erreichen, indem du beispielsweise Facebook-Anzeigen für eine kleine, spitze Gruppe an Menschen schaltest. Diese sollen das MVP nutzen und dir ihre Meinung mitteilen. Zusätzlich ist es ratsam, durch Tracking (bspw. mit Google Analytics) das Nutzer-Verhalten zu untersuchen.

Wie funktioniert das validierte Lernen?

Auf Basis der ersten MVP-Erkenntnisse wird das Produkt iterativ – also Schritt für Schritt – optimiert und um neue Funktionen erweitert. In der Fachsprache nennt man das Validated Learning bzw. Validiertes Lernen. Das basiert auf der japanischen Kaizen-Philosophie und ergänzt es um dem Feedback-Zyklus. Dieser besteht aus den Elementen:

    • Build / Bauen
    • Measure / Messen
    • Learn / Lernen

Anhand der fortwährenden Veränderungen merkst du, ob das Produkt tendenziell ankommt. Oder ob du mit deinen Annahmen zu Beginn falsch lagst.

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BML, Lean StartUp Circle und PDCA

Der Build-Measure-Learn-Prozess (BML) stellt ein fortwährender Kreislauf da. Dieser Kreislauf ist auch als Lean StartUp Circle bekannt.

BML und Lean StartUp Circle entsprechen im Kern dem ebenfalls bekannten Deming-Kreis. Der Deming-Kreis aka PDCA-Zyklus besteht aus vier Schritten:

    • Plan
    • Do
    • Check
    • Act / Action

PDCA und BML fallen sehr ähnlich aus. Die Phasen „Plan“ und „Do“ wurden im Lean StartUp Circle einfach zu einem Punkt – dem „Build“ – zusammengefasst.

Vorteile: Was bringt ein MVP?

Anstatt auf einen Schlag ein Produkt zu entwickeln, das am Ende vielleicht gar keine Marktchancen hat, testest du mit dem MVP sukzessive dein Konzept. Das vermeidet langwierige Fehlentwicklungen und damit Kosten.

Ist deine Idee wirklich gut? Kann das Konzept deines innovativen StartUps funktionieren? Benötigt der Markt dein Konzept überhaupt? Welche Features sind sinnvoll, welche weniger? Was will der Kunde? Diese und weitere Fragen können mit einem MVP schnell, agil und kostengünstig geklärt werden.

Deswegen kommen MVP auch beim sogenannten Pretotyping zum Einsatz. Hier wird dem Kunden vorgegaukelt, es gäbe ein bereits fertiges Produkt.

Wie entwickelst du ein MVP-Konzept?

Um ein Minimum Viable Product umzusetzen, werden moderne Entwicklungsmethoden verwendet. Dazu gehören in der Phase der Konzeption unter anderem das Design Thinking und Jobs To Be Done (JTBD) als Vorarbeit.

Die eigentlich Realisierung erfolgt dann in einem agilen Prozess nach Kanban oder Scrum, bei denen unter anderem Product Owner und Scrum Master bzw. Team Coaches die Entwicklung voranbringen.

Development: Wie lange dauert die Entwicklung eines MVP?

Der Sinn eines Minimum Viable Products ist es, möglichst schnell eine Idee umzusetzen und zu testen. Deswegen sollten zwischen der Konzeption und dem ersten Launch im Idealfall nur wenige Wochen liegen.

Viele Konzepte, die als MVP umgesetzt werden, sind Produkte oder Dienstleistungen im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung – also Apps oder Cloud-Computing-Technologien. Diese kannst du dank moderner Frameworks und Tools recht einfach realisieren.

Ist dein Produkt auf dem Markt, solltest du schnellstmöglich validieren, ob du damit den Product Market Fit  (PMF) erreichen kannst. Das heißt: Finde heraus, ob dein Konzept, das du mit dem MVP umgesetzt hast, rentabel wird und es wirklich einen Markt dafür gibt!

Gut zu wissen: Bei der Umsetzung der minimal funktionierenden Produkte unterscheidet die Fachliteratur zwischen Low Fidelity MVP und High Fidelity MVP.

Was ist ein Low Fidelity MVP oder ein High Fidelity MVP?

Setzt du dein Minimum Viable Produkt mit geringer Qualität um, handelt es sich um ein sogenanntes Low Fidelity MVP. Das kann beispielsweise eine Website sein, die du flink mit einem Homepage-Baukasten zusammenklickst.

Bei einem High Fidelity MVP, auch MxVP (Maximum Value Product) genannt, investierst du mehr Zeit in die Umsetzung, dementsprechend sieht das Ergebnis hübscher aus oder lässt sich besser bedienen. Übertreibst du es mit deinem Qualitätsanspruch, kann es vorkommen, dass du den Zweck des MVP – die schnelle und einfache Umsetzung, um eine Annahme zu testen – verfehlst.

Wo kommt das Minimum Viable Product zum Einsatz?

Schwenken wir von der Theorie zur Praxis. Folgende Beispiele zeigen, wie und wo MVPs genutzt werden:

MVP im Design Thinking

Im Design Thinking wird die Phase der Ideen-Entwicklung in mehrere Einzelschritte gegliedert, ehe die Phase des Prototyping folgt. Die Entwicklung eines MVP kann hierbei eine Lösung sein: Du kreierst zum Beispiel Wireframes, Mock-Ups oder Mood-Boards.

MVP im Pretotyping

Pretotyping ist eine Form des Minimum Viable Products. In diesem Fall wird ein MVP nicht umgesetzt. Vielmehr tust du nur so, als gäbe es das Produkt. Daher auch der Name: das “pre” steht für englische Wort “pretend”, also “annehmen”.

Das Pretotype stellst du deiner Zielgruppe vor. Auf der Basis des Feedbacks steigt deine Lernkurve für die marktrelevante Entwicklung deines echten MVPs oder deines späteren Produktes.

 

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MVP in der Web- und App-Entwicklung

Wenn Unternehmen Produkte ganz klassisch entwickeln, beginnen sie meist am Ende: Sie listen alle gewünschten Features auf und definieren anhand eines Lastenheftes, was alles entwickelt werden muss. Es entsteht ein zäher Prozess, der viele Kapazitäten verschlingt. Und das Ergebnis ist ein Produkt, von dem man noch nicht weiß, wie es im Markt ankommt.

Ein MVP in der agilen App-Entwicklung bzw. im Web Development fokussiert sich auf die Kunst des Priorisierens. Das digitale Produkt wird mit minimalen Funktionen entwickelt, online gestellt, durch User genutzt und bewertet. Auf Basis des Feedbacks und der Analysen entstehen die nächsten Entwicklungsschritte. Produkte kommen so schneller auf den Markt. Und die strategische Weiterentwicklung basiert nicht auf Annahmen, sondern auf Fakten.

Mehr aus der Praxis: Bekannte MVP-Beispiele

Hier drei Beispiele, wie kleinstmögliche Produkte genutzt werden, um damit etwas Großes umzusetzen.

Dropbox

Dropbox entstand aus einem MVP. Besser gesagt: aus einem Pretotype. Am Anfang gab es nur ein Erklärvideo, in dem die Vorteile eines Cloud-Speichers erläutert wurden. Als die Idee auf viel positive Resonanz stieß, begann die eigentliche Entwicklung.

Phoniebox

Ein spannendes MVP-Projekt ist die Phoniebox. Deren Entwicklung von der ersten Idee zum MVP wird in einem Blog begleitet, etwa im Beitrag “Phoniebox, die günstige Alternative zur Toniebox”. Prädikat: Lesenswert! Denn in den Beiträgen sind die die Gedanken, die Entwicklungsschritte und die einzelnen Stufen sehr praxisnah nachvollziehbar.

Zappos

Schuhe übers Internet verkaufen – ist das eine gute Idee? Diese Frage stellte sich Nick Swinmurn im Jahr 1999. Um die Antwort zu erhalten, stellte er eine Website ins Netz, auf der er Schuhe zum Kaufen anbot. Erst nachdem Swinmurn die ersten Bestellung erhielt, kaufte er die Schuhe ein und verschickte sie.

Green Engineering

Der Wettbewerb “Wie weit kommt ein Fahrzeug mit einer Gallone Benzin?” hat viele Fans. Für die wurde er mit einem MVP noch spannender: Mit einem Telemetrie-System, das man in nur acht Wochen entwickelte, entstand eine Art digitale Strecke und eine virtuelle Liga.

Buchtipp zum Thema MVP

Möchtest du mehr über die Konzeption und Umsetzung von MVP lernen? Dann legen wir dir das Kult-Buch Lean StartUp* von Eric Ries ans Herz. Eric beschreibt, wie du über das validierte Lernen mit deinem Konzept oder deinem StartUp insgesamt besser vorankommst.

 


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Bilder: Shutterstock

2 Kommentare

  1. Danke für die schöne und kurze Erklärung des MVP und den wichtigen Hinweis darauf, dass MVP nichts mit der Prototypenentwicklung zu tun hat. Auch die bekannte Grafik „vom Skateboard zum Auto“ ist bei genauerem Hinsehen leider eher eine Beschreibung der Prototypenentwicklung. Außerdem stellt sie nicht wirklich dar, dass MVP auch radikal denken und innovativ sein bedeutet. In einem Whitepaper zeigen wir, wie die Grafik nach unserem Verständnis eigentlich aussehen müsste und erklären – gerade für Startups wichtig – worauf es beim MVP eigentlich ankommt. Schließlich soll es ja erfolgreich sein. Schaut gern einmal rein und gebt uns Feedback: https://www.flyacts.com/mvp-guide

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