Bootstrapping, Crowdfunding & Co.: So kommst du als Gründer an Geld, um die Finanzierung deines StartUps zu sichern.
Eine StartUp-Finanzierung ist schwer
Woran scheitern StartUps? Auf der Liste mit den 20 häufigsten Fehlern steht an Platz 2 „Geldmangel“. Das liebe Geld ist somit oft ein Knackpunkt, warum junge Unternehmen den Betrieb einstellen müssen. Auch ’normale‘ Selbstständige und traditionsreiche Firmen kennen dieses Problem, keiner ist davon ausgenommen.
Da echte StartUps mit einem innovativen, noch nie dagewesenen Produkt an den Start gehen, wissen sie nicht, was sie auf ihrer Reise erwartet. Der Markt ist neu, das Ziel ungewiss, es fehlt an Erfahrungswerten.
Dementsprechend lässt sich nur schwer abschätzen, ob dein StartUp die angedachte Zielgruppe wirklich erreichen und damit eine Marktnische besetzen kann. Ebenso ist ungewiss, ab wann dein junges, motiviertes Unternehmen erste schwarze Zahlen schreiben kann. Das alles macht die Erstellung deines Businessplans, eines Investitionsplans und eines Finanzplans schwer.
Die Herausforderung, ein Wagnis einzugehen und alles auf eine Karte zu setzen, ist es, was echte Entrepreneure ausmacht. Doch genau das schreckt potentielle Unterstützer und Investoren ab. Gerade konservative Banker mögen es gar nicht, wenn unklar ist, was dein StartUp vorhat – und verweigern einen Kredit bzw. ein Darlehen. Also müssen andere Wege der Finanzierung her!
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Gängige Finanzierungsformen: So kannst du dein StartUp finanzieren
Ein StartUp benötigt in den ersten Jahren durchschnittlich ein Kapital von über vier Millionen Euro – das ergaben aktuelle Studien. Woher kannst du dieses Geld bekommen? Dazu gibt es ein paar Möglichkeiten. Viele StartUps verbinden mehrere Finanzierungsarten, um so liquide zu bleiben.
Bootstrapping
In der Gründerszene hört man diesen Begriff häufig. Er stammt vom Englischen „bootstrap“ ab, was „Stiefelriemen“ bedeutet. Er bezieht auf eine Geschichte des Barons von Münchhausen, der sich selbst aus dem Sumpf zog.
Übersetzt bedeutet das: Als Gründer versuchst du beim Bootstrappig mit eigenen Mitteln dein StartUp zu finanzieren. Hierbei greifst du auf eigene Ersparnisse und andere Formen des Eigenkapitals zurück.
Family, Friends & Fools
Wenn du dir Geld von Freunden, Verwandten und Bekannten leihst, spricht man von der Finanzierungsform „Friends, Friends & Fools“. Diese Leute, die hoffentlich mehr Freunde als Narren (englisch „Fools“) sind, treten als private Investoren auf. Welche Gegenleistung sie dafür erhalten, kannst du frei bestimmen oder aushandeln.
Fördermittel
Es herrscht fast unüberschaubar große Anzahl an Fördermitteln vor, die vom Bund oder der Europäischen Union an StartUps ausgezahlt werden. Und auch die deutschen Bundesländer bieten StartUp-Förderungen.
Bei vielen Förderprogrammen handelt es sich um Darlehen mit guten Konditionen, die teilweise oder komplett zurückgezahlt werden müssen. Es gibt auch Fördermittel, die du als Gründer komplett behalten kannst – zum Beispiel den Gründungszuschuss und das EXIST-Gründerstipendium (speziell für studentische Gründer). Gute Informationen über die diversen Förderprogramme erhältst du beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).
Kredite / Darlehen
Viele Gründer gehen zu ihrer Hausbank und bitten bei einem Bankgespräch um einen Kredit für die Unternehmensfinanzierung. Dieser Weg ist hart und führt oft zu keinem Erfolg: Geld für eine verrückt klingende Idee? Ein No-Go bei Banken!
Andere Wege sind: Bitte in deinem eigenen Familien- und Bekanntenkreis um einen Privatkredit. Oder leihe dir auf Online-Plattformen sogenannte Mikrokredite, also kleine Summen. Weitere Informationen zur Unternehmensfinanzierung über (Mikro-)Firmenkredite gibt’s zahlreich im Netz.
Mezzanine-Finanzierung
Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Hybridkapital, bei dem es verschiedene Ausprägungen gibt. Zum Beispiel kann eine Wandelanleihe eine Form von Mezzanine-Kapital sein. In diesem Fall leiht dir ein Geldgeber eine bestimmte Summe, bei der Rückzahlung erhält er aber kein Geld, sondern Anteile an deinem Unternehmen.
Weitere Formen von Mezzanine-Finanzierung sind Stille Beteiligungen, Genussrechte und Nachrangdarlehen. Mehr Infos zu all diesen Finanzierungsarten bekommst du in diesem Beitrag von Gruenderplattform.de.
Acceleratoren / Inkubatoren
Die Gründerszene in Deutschland muss gestärkt werden, um die Innovationskraft in der Bundesrepublik zu erhalten. Hierfür gibt es Acceleratoren und Inkubatoren („Brutstätten“), bei denen große Unternehmen oder Institutionen verschiedenartige Unterstützungsleistungen anbieten. Das können zum Beispiel Gründerzentren mit günstigen Mieten, kostenlose Fortbildungsprogramme oder Finanzspritzen sein.
Gründerwettbewerbe
Von Start2Grow über BayStartUP bis zu den KfW Gründerchampions: In Deutschland gibt es unzählige regionale und überregionale Wettbewerbe, an denen StartUps teilnehmen können. Den Siegern winken in der Regel Preisgelder von mehreren tausend Euro.
Eine komplette Firma kannst du damit nicht finanzieren. Aber die Gewinne eigenen sich unter Umständen gut, um eine kurzfristige Zwischenfinanzierung zu stemmen.
Crowdfunding / Crowdinvesting
Wie es der englische Begriff schon besagt, handelt es sich beim Crowdfunding um eine Schwarmfinanzierung. Hierbei investieren in der Regel Hunderte oder Tausende Interessierte ihr Geld – meist eine geringe Summe – in ein Konzept. Dieses wird auf Plattformen wie Kickstarter, Indiegogo oder Startnext vorgestellt.
Verwand zum Crowdfunding ist das sogenannte Crowdinvesting. Bei diesem geben zahlreiche Menschen ihr Geld für ein Unternehmen und nicht für ein Produkt aus.
Business Angels
Bei den „Geschäftsengeln“ handelt es sich meist um ehemalige Manager oder StartUp-Gründer, die ihr eigenes Geld in neue, innovative Unternehmen stecken. Zudem stehen die Business Angels (BA) den StartUps, in die sie investieren, mit ihrem Fachwissen und ihrem Netzwerk zur Verfügung. Für diese wertvolle Leistung erhalten die BA nennenswerte Anteile an deiner Firma.
Venture Capital
Venture Capital (VC) ist die größere Form der Business Angels. Hier investieren Unternehmen oder Beteiligungsgesellschaften ihr Geld, um StartUps auf die Sprünge zu helfen. Auch sie unterstützen dich mit ihrem Know-how.
VC-Investoren sind an einem raschen Wachstum deines StartUps interessiert, da sie sich nach ein paar Jahren mit einen gewinnbringenden Exit verabschieden möchten. Dementsprechend schielen sie mehr auf erfahrene ScaleUps als auf blutjunge StartUps und steigen in der Regel bei einer späteren Finanzierungsphase erst ein.
Vorfinanzierung durch erste Kunden
Ein weiterer gangbarer Weg ist, vor dem richtigen Durchstarten deines StartUps bereits Kunden zu akquirieren. Diese kaufen dein Produkt, obwohl es noch gar nicht verfügbar ist. Durch dieses Pretotyping erhältst du Vorbestellungen. Und im Idealfall einen Vorschuss, den du dann für die Realisierung des Produkts einsetzen kannst.
Liquidität durch Warenfinanzierung
Die Warenfinanzierung ist etwas für bereits laufende StartUps: Über Lieferantenkredite, Factoring, Finetrading oder Fulfillment Finance erhältst du deine dringend benötigten Waren, zum Beispiel für deinen Onlineshop, musst aber nicht gleich das Geld vorstrecken.
Börsengang
Ein Initial Public Offering (IPO) bedeutet, dein Unternehmen geht an die Börse und die Aktien werden dort gehandelt. Ein IPO kann zwar viel Geld bringen, ist aber für ganz frisch gestartete StartUps ziemlich unrealistisch. Denn das Konzept muss sich zuerst am Markt bewährt haben, da Aktionäre verstehen möchten, worin sie ihr Geld investieren.
Wie finanzieren deutsche StartUps ihre Unternehmen?
Kredit, Business Angels oder Fördergelder? Wie kommen junge Unternehmen in der Regel an ihr dringend benötigtes Geld? Gruenderplattform.de hat dazu eine Infografik veröffentlicht, die auf den Zahlen des StartUp Monitor 2017 basieren:
Beim Deutschen StartUp Monitor 2021 zeigt sich ein verändertes Bild: 75 Prozent der deutschen StartUps finanzierten sich zuerst über die eigenen Ersparnisse, 43 Prozent nutzen staatliche Fördergelder, 30 Prozent setzen auf Business Angels und 22 Prozent auf Familienmitglieder und Freunde. Danach folgen die Innenfinanzierung über operativen Cashflow (21 Prozent), Venture Capital (20 Prozent), Bankdarlehen (16 Prozent), strategische Investoren (15 Prozent) und Inkubatoren bzw. Acceleratoren (11 Prozent).
Interessant dabei ist: Obwohl die meisten Gründer auf Bootstrapping setzen, gehört das nicht zu ihrer bevorzugten Finanzierungsmethode. Viel lieber möchten sie ihre StartUps über staatliche Fördermittel, Venture Capital, Business Angels und andere Investoren finanzieren. Doch diesen Wunsch umzusetzen, ist leider nicht so einfach. Davor stehen einige Hürden und Überlegungen.
Wann ist welche Finanzierungsform die beste?
Das lässt sich nicht pauschal sagen. Klar ist aber, dass Bootstrapping, Fördermittel, Bankkredite, Gründerwettbewerbe, Inkubatoren / Acceleratoren und Family, Friends & Fools eine gute Möglichkeit sind, um überhaupt mal loszulegen. Hat sich dein Konzept bewiesen und sind erste Erfolge zu verzeichnen, kannst du auf Business Angels, Warenfinanzierung oder weitere Kredite setzen.
Geht es mit deinem StartUp voran und benötigst du richtig große Geldsummen für die Expansion, kommt Venture Capital ins Spiel. Doch VC-Investoren steigen in der Regel nur bei StartUps ein, die wirklich das Potential haben, schnell zu wachsen. Sie möchten ihr eingesetztes Kapital in wenigen Jahren deutlich vermehren, unter anderem durch einen lukrativen Exit. Das schafft einen ordentlichen Druck bei den Gründern und Inhabern.
Ein weiterer Weg ist der Börsengang bzw. das Initial Public Offering. Das bringt allerdings einige rechtliche und organisatorische Herausforderungen mit sich.
Fazit
Es gibt nicht den Weg, um an Kapital für dein StartUp zu gelangen. Du musst verschiedene Möglichkeiten in Betracht ziehen und die jeweiligen Vor- und Nachteile abwägen.
Wichtig dabei ist, dass du nicht nur auf die reine Geldsumme schielst. Ein Business Angel kann dein junges Unternehmen beispielsweise mit wichtigem Fachwissen und nützlichen Kontakten bereichern. Aber er kann ebenso deine Unternehmung ausbremsen, weil er zu viel Einfluss auf deine Management-Entscheidungen nehmen möchte.
Fördermittel sind ebenso ein guter Weg für die Teilfinanzierung deines StartUps. Doch die Beantragung und das Einhalten der vielen Vorgaben frisst Zeit. Zeit, das an anderer Stelle wieder fehlt.
Und wendest du dich an die Banken in deiner Umgebung, musst du damit rechnen, dass du bei vielen sofort abgewiesen wirst, da denen dein Geschäftsmodell zu unsolide erscheint. Oder du hast horrende Zinsen zu bezahlen.
Am Ende musst du also von Pontius zu Pilatus marschieren, um deine Vision umsetzen zu können. Leicht ist das definitiv nicht.
Bilder: Pixabay, Gründerplattform
Finde ich gut!
Ich auch 🙂
Ein schöner Überblick, doch möchte ich einen Punkt ergänzen: Gerade um beständige Liquidität zu erhalten, ist Factoring noch eine Option. Für Interessierte eine gute Erklärung: https://www.bibbyfinancialservices.de/finanzierung/infos-zu-factoring/was-ist-factoring
Ist auch nicht so teuer und für Startups durchaus bezahlbar.