Mit Wachstum zum Erfolg: Wie wird aus deinem jungen Unternehmen eine sogenannte ScaleUp Company? Das erfährst du hier.
Hintergründe, Tipps und mehr zum Thema ScaleUps
Dieser Ratgeber erklärt dir, was ScaleUp-Unternehmen sind, was sie auszeichnet und wie dein StartUp diesen Weg gehen kann.
Möchtest du die Informationen lieber hören statt lesen? Dann genieße diese Folge des StartUpWissen Podcast mit dem Skalierungsexperten Benjamin Jenner:
ScaleUp-Unternehmen: Eine kurze Definition
Ein ScaleUp, auch Scale-up oder Scale Up geschrieben, ist ein StartUp, das sich in einer besonderen Phase befindet: der Phase des schnellen Wachstums. Der Begriff „ScaleUp“ stammt aus dem Englischen. „To scale up“ bedeutet übersetzt ins Deutsche unter anderem „vergrößern“, „aufsteigen“, „hinaufklettern“.
Ab wann ist ein StartUp ein ScaleUp?
Bei einem ScaleUp-Unternehmen handelt es sich um ein StartUp, das die Anfangsphase verlassen hat. Das heißt, es besitzt folgende Eigenschaften:
- Das StartUp-Team fand einen Product Market Fit (PMF). Es beweist damit, dass seine Produkte am Markt ankommen. Oder zumindest zeigt sich ab, dass das Konzept gewisse Zielgruppen anspricht.
- Die Produkte verkaufen sich, es wird Umsatz generiert. Jedoch reicht der Umsatz noch nicht aus, dass das StartUp auf eigenen Füßen stehen kann.
- Oder: Der Cashflow ist in Ordnung. Doch für eine schnelle Skalierung des Geschäftsmodells wird Fremdkapital über eine größere Finanzierungsrunde benötigt.
Unterschiede: StartUp vs. ScaleUp Company
Es gibt weitere Aspekte, die ein ScaleUp-Unternehmen von einem StartUp unterscheidet. Hier ein paar markante Punkte:
Teamgröße
Ein StartUp besteht in der Regel aus einem Gründer oder einem kleinen Gründerteam, eventuell gibt es erste Mitarbeiter. Eine ScaleUp Company hat ein echtes Team von zehn oder mehr Mitarbeitern plus Freelancer.
Spezialisierung
In einem StartUp sind alle Beteiligten meist Generalisten. Das heißt, es hat jeder mehrere Aufgabengebiete zu bearbeiten. In einem ScaleUp-Unternehmen gibt es zunehmend Spezialisten, die sich jeweils professionell auf nur wenige Themen fokussieren.
Arbeitsabläufe
Die Abläufe in frisch gegründeten Unternehmen laufen gerne “hakelig” und chaotisch ab. ScaleUp Companies dagegen führen professionelle Prozesse ein, um effizienter zu arbeiten.
Kundenstamm
Die meisten StartUps suchen händeringend nach den ersten Kunden. Bei ScaleUps bestehen bereits gute Kundenbeziehungen.
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Professionalisierung
Während StartUps häufig viel Geld durch Experimente verbrennen, erwirtschaften ScaleUp-Unternehmen einen steigenden Gewinn durch die iterative Verbesserung der Produkte und Prozesse.
Wachstum
Eine ScaleUp Company expandiert, indem sie in neue Marktsegmente oder Märkte vordringt. StartUps agieren dagegen zuerst in einem überschaubaren Nischenmarkt.
Finanzierung
StartUps benötigen eine Anschubfinanzierung, zum Beispiel über Business Angels. ScaleUps sind interessant für größere Geldgeber, zum Beispiel für VC-Investoren.
Und was ist ein GrowthUp?
Die Entwicklung vom StartUp zum ScaleUp vollzieht sich in der Regel schleichend. Und auf dem Weg zur Skalierung gibt es noch einen Zwischenschritt: das GrowthUp.
Dieses Schaubild von Talent Formation zeigt die Unterschiede zwischen den Unternehmensformen:
Du merkst: Die Grenzen zwischen den verschiedenen Stufen fallen fließend aus. Das macht die Zuordnung nach StartUp, GrowthUp und ScaleUp teilweise recht schwierig.
Schon gewusst?
Skaliert ein Unternehmen extrem schnell und über einen längeren Zeitraum, spricht man von Hypergrowth.
Skalierung: Was bringt das Wachstum?
Über das Wachstum will ein StartUp höhere Umsätze erzielen, um den Cashflow positiv zu halten und die Liquidität zu gewährleisten.
Zum anderen muss das rasante, meist exponentielle Wachstum nach der 10X Thinking-Denkweise vorangetrieben werden. Denn handelt es sich bei dem ScaleUp um ein echtes StartUp, will es mit seinen Produkten eine Disruption auslösen.
Das heißt: Eine ScaleUp Company greift nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch an! Es bricht bestehende Strukturen auf und beeinflusst sie massiv.
Mit welchen Maßnahmen wird aus einem StartUp ein echtes ScaleUp?
Um steil wachsen zu können oder gar disruptiv zu sein, gibt es mehrere Stellschrauben. Zum Beispiel kannst du diese Maßnahmen ergreifen:
Absatzsteigerung
Dein Produkt muss einer breiteren Masse zugänglich gemacht werden. Das geht aber nur, wenn es vom Markt akzeptiert wird – beispielsweise durch Produktverbesserungen.
Marketing
Um den Absatz, den Umsatz und auch den Gewinn steigern zu können, sind hohe Ausgaben in Marketing, PR und Vertrieb nötig.
Organigramm
Welche Positionen gibt es derzeit in deinem Unternehmen, welche werden in Zukunft benötigt? Wo ist es ratsam, externe Spezialisten hinzuzuziehen? Das zeigt dir ein Organigramm.
Expansion
Viele ScaleUps wachsen durch eine Internationalisierung, also durch eine Expansion ins Ausland.
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Mitarbeiter
Das Wachstum ist nur mit mehr Mitarbeitern und externen Dienstleistern und Experten machbar. Stelle Personal an und suche passende, externe Unterstützung – beispielsweise durch einen StartUp-Steuerberater.
Optimierungen
Alle Abläufe sollten überdacht und verbessert werden. Zudem ist es sinnvoll, Prozesse zu automatisieren und zu digitalisieren.
Datenerhebung
Gute ScaleUps sind Data Driven Companies. Sie erheben zahlreiche Daten, analysieren sie und nutzen die Erkenntnisse für Verbesserungen.
Kennzahlen
Jedes Unternehmen benötigt sinnhafte Kennzahlen und KPI (Key Performance Indikatoren), nach denen es gesteuert wird. Erliege nicht den sogenannten Vanity Metrics, den unwichtigen Informationen-
Growth Hacking
Auch ein ScaleUp-Unternehmen sollte weiter experimentieren, beispielsweise mit Growth Hacking. Hier ist die Northstar Metric eine wichtige Kennzahl.
Kapitalerhöhung
Dein ScaleUp benötigt fortwährend frisches Kapital. Es kann sinnvoll sein, verschiedenen StartUp-Finanzierungsformen durchzuspielen oder direkt auszuprobieren. Achte dabei darauf, dass es keine Dealbreaker gibt!
Was solltest du vor der StartUp-Skalierung unbedingt bedenken?
Im StartUpWissen Podcast reden Jürgen und Benjamin nicht nur darüber, wie es gelingen kann, aus einem kleinen Unternehmen ein großes zu formen. Es kommt auch eine essentielle Frage auf, die sich jeder Gründer stellen sollte: “Will ich das wirklich?”
Diese Grundsatzfrage ist wichtig, denn es muss ja nicht jedes StartUp eine ScaleUp Company werden. Und somit muss nicht jedes frisch gegründete Unternehmen zu einem Unicorn oder gar Decacorn heranwachsen. Es könnte auch reichen, ein Zebra-StartUp zu bleiben.
Bist du ein Gründer, der hoch hinaus will und somit ein ScaleUp erschaffen will? Dann pack es an! Doch bevor du dich blindlings ins Skalieren stürzt, solltest du noch diese Punkte beachten:
Purpose
Warum gibt es dein StartUp? Was ist der Zweck der Unternehmung? Wenn du das noch nicht weißt, solltest du dich mit dem Golden Circle beschäftigen.
Mehrwert
Hat dein StartUp oder GrowthUp für seine Produkte ein Alleinstellungsmerkmal und ein Werteversprechen entwickeln können? Nein? Dann arbeite am USP deines Unternehmens!
Werte
Welche Werte hat dein StartUp aktuell und welche soll dein ScaleUp-Unternehmen in Zukunft haben? Kläre, wie du mit Mitarbeitern, Geschäftskontakten, Lieferanten und Kunden umgehen möchtest.
Vision
Hast du für dein Unternehmen eine mittelfristige Mission und eine langfristige Vision definiert? Wohin soll die “Reise” gehen? Falls nicht, dann hole das schnell nach!
Wie können ScaleUps mit größeren Unternehmen konkurrieren?
ScaleUps stehen oft vor der Herausforderung, mit größeren und etablierten Unternehmen zu konkurrieren, die mehr Ressourcen und Erfahrung haben. Hier sind ein paar Möglichkeiten, wie dein wachsendes StartUp erfolgreich gegen größere Unternehmen bestehen kann.
Agilität
ScaleUps haben den Vorteil, schnell auf Veränderungen reagieren zu können, ohne von einer komplexen Unternehmensstruktur behindert zu werden. Achte also darauf, dass auch beim Wachstum dein Team und die Strukturen stets „open minded“ und flexibel bleiben.
Innovation
Bleibt dein Unternehmen agil, kann es neue Technologien und Geschäftsmodelle schneller und effektiver als größere Unternehmen einführen. Indem du dich auf Innovationen konzentrierst und kontinuierlich neue Ideen entwickelst, sollte es dir möglich sein, einzigartige Produkte und Dienstleistungen anzubieten.
Gründergeist
Bewahrst du den StartUp-Spirit, kannst du gute Mitarbeiter anziehen und im Unternehmen halten. Achte dabei darauf, dass du eine positive Unternehmenskultur und eine attraktive Vision aufbaust. Erhalte den Gründergeist also auch in der ScaleUp-Phase.
Kundenbindung
Verliere nie den Draht zu deinen Kunden. Fokussiere dich trotz Wachstum darauf, stets das Beste zu geben und alle Kundenwünsche zu erfüllen. Verbessere deshalb deine Produkte und deinen Support, sei auf Social Media aktiv und führe Kundenbefragungen durch. Sorge dafür, dass deine Kunden gerne mit deinem Unternehmen interagieren und von deinem StartUp etwas kaufen.
Kundenzufriedenheit
Der Einsatz von Werbegeschenken, um Kunden anzulocken und die Kundenzufriedenheit zu steigern, ist eine altbewährte und noch immer gut laufende Maßnahme. Versuche, beim Geschenkmarketing mit frischen Ideen zu punkten: individuelle Abzeichen, individuelle Aufkleber, individuelle Schlüsselanhänger, individuellen Stifte, individuellen Wasserbecher und dergleichen. Derartiges kriegst du bei Anbietern wie BPS.com.
Partnerschaften
Um deine Mitbewerber anzugreifen, musst du nicht deren Stärke und Ressourcen haben. Gehe stattdessen Kooperationen mit deren Konkurrenten ein (Motto: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“), um dein ScaleUp-Wachstum zu beschleunigen.
Don’t be evil!
Mit dem Wachstum wird dein ScaleUp interessant für Investoren – und für größere Mitbewerber. Unter Umständen bieten dir etablierte Unternehmen ein M&A an, also eine Firmenübernahme. Dieser Exit kann sehr lukrativ sein. Doch verkaufst du dein ehemaliges StartUp an einen „bösen“ Konzern, zerstörst du damit unter Umständen deine Vision und deine Positionierung. Das nehmen dir deine treuen Kunden übel und wandern ab.
Fazit
Der Weg vom StartUp zum ScaleUp bringt einige Herausforderungen mit sich. Viele damit haben nichts mit reinen Kennzahlen zu tun, sondern auch mit tiefer liegenden Überlegungen. Gehst du diese Themen nicht an, kann es schnell passieren, dass dein ScaleUp ein Unternehmen von vielen wird – belanglos, austauschbar und mit einem wackeligen Geschäftsmodell. Das erhöht das Risiko, dass dein (ehemaliges) StartUp scheitert.
“Raus aus der Garage, hinein in einen anderen Rahmen, um sich dort weiter zu entwickeln” – so fasst Benjamin die Aufgaben eines ScaleUps im Podcast-Gespräch zusammen. Recht hat er!
Bilder: Freepik, Talent Formation
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